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Bass, Bass, wir brauchen Bass!

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Linus der Profi, Bernd Bass und Felix Beatz sprengen mit ihrem Debütalbum „Feierabend“ Genregrenzen und machen das Unmögliche möglich: Sie bringen im kleinen Rahmen die Unbeschwertheit zurück in die deutschsprachige Rapmusik.

Am 1. Juni wird es wieder eine Record Release Party im Atomino geben. Doch diesmal nicht von einer Band, deren Namen man schon seit Jahren kennt und die bereits Monate an ihrem Album herumwerkelt. „Feierabend“ ist das Gesamtwerk von Einzelkünstlern, die sich für ein Projekt zusammengefunden haben. Bernd Bass und Linus sind die Rapper und Felix der Musiker, der die beiden mit seinen elektronischen Beats zusammenbringt.
Meist offenbart sich Rap als ein Schlachtfeld der Eitelkeiten. Dieses Dilemma zeigt sich, wenn Mittelstand-Kids einen auf dicke Hose machen und das Ghetto besingen. Linus sieht es nüchtern, wenn er sagt: „Ich will definitiv nicht negative Botschaften verbreiten. Ich bin ein positiver, lustiger Mensch“. Bernd Bass sieht das ähnlich: „Ich rappe nicht, um meine Vergangenheit zu bewältigen, oder weil ich eine Eingebung von Gott habe, sondern weil mir Rap Spass macht.“ Bernsdorf oder der Kaßberg sind eben nicht das Märkische Viertel von Berlin oder die Bronx von New York. Beim Hören des Albums sticht besonders ein Lied aus dem Gesamtkontext heraus. Das Stück heißt „Chemnitztrack“ und ist ein musikalischer Rundgang durch Chemnitz. Doch es ist mehr als das. Es ist die wahrscheinlich schönste Liebeserklärung, die dieser Stadt seit langem gemacht wurde. Das ist eben nicht die Partyhymne, bei der alle mitgrölen sollen, sondern das Lied bei dem einige Gänsehaut bekommen werden. Der Kunstgriff der Platte: „Feierabend“ ist authentisch geworden. Es spiegelt eine Lebenswelt wieder. Vielleicht überspitzt, aber dennoch real. Auch Linus und Bernd Bass benutzen genretypische Vokabeln, doch aus einer anderen Motivation heraus. Auf die Frage hin, was das Lied „Ghettoking“ zu bedeuten hat, erklärt Bernd Bass: „Ghetto im heutigen HipHop hat auch nichts mit einem Ghetto zu tun. Ghetto steht für etwas anderes. Etwas ist cool. Ich bin nicht aus dem Ghetto und bin trotzdem ghetto.“ Und damit wären wir beim Thema der Unbeschwertheit. Das Spielen mit Vokabeln und Genregrenzen. Rechtfertigen brauchen sich die drei Jungs nicht. „Rap ist Sprechgesang. Man sollte so rappen, wie man auch spricht. Wenn man immer politisch korrekt ist, dann haut irgendwas nicht hin“, erläutert Bernd Bass. Früher war Chemnitz eine krasse HipHop Landschaft. Damals als Tefla und Jaleel groß rausgekommen sind. Hamburg, Stuttgart und Chemnitz. Und dennoch ist es wichtig, dass jüngere Künstler nachwachsen und den Rap weiterentwickeln und versuchen, die Musik auf die nächste Stufe zu heben. Und dass es Linus, Felix und Bernd Bass ernst meinen mit dem, was sie machen, lässt sich unschwer nachvollziehen, wenn Bernd Bass abschließend sagt: „Ich möchte alles dafür tun, den Rap immer besser zu machen. Was sich daraus ergibt, ist dann eine andere Sache“.
Text [&] Foto: Alex

Recordrelease Party mit Epileptik Undercover, DJ Warm-Up, Bernd Bass, Linus der Profi und Felix Beatz am 1.06.07 im Atomino, Chemnitz.
www.myspace.com/berndbass

Erschienen im 371 Stadtmagazin 05/07

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