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chemnitz celluloid:

Teil 7: Beate Kunath

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Chemnitz als sächsisches Hollywood? Klingt übertrieben, oder? Natürlich. Aber eigentlich auch nicht, denn von der Chemnitzer Filmwerkstatt gab es in den letzten Jahren Einiges zu sehen. Also Zeit und Grund genug im 371 einige der Personen hinter den Filmen genauer zu beleuchten. Maz ab:

Von einem Urgestein zu sprechen, ruft sehr häufi g die Assoziation von etwas Altem auf den Plan. Dies ist hier defi nitiv nicht der Fall. Redet man aber über die jüngste Vergangenheit der Celluloid-Geschichte von Chemnitz, setzt diese ja erst im Jahr 1991 mit der Gründung der Chemnitzer Filmwerkstatt ein. In erdgeschichtlichen Zusammenhängen gedacht nur ein Wimpernschlag. In menschlichen Zusammenhängen eben doch 18 Jahre und viel Zeit, um einer anfänglichen Idee feste Konturen zu geben. Eine Person, jenes Urgestein, die fast von Beginn dieses Projekt mitgestaltete und gestaltet, ist die 1967 in Karl-Marx-Stadt geborene Filmemacherin Beate Kunath, die, wie es scheint, von ihrem noch in DDR-Tagen gelernten Beruf der Gärtnerin vor allem eines in ihr neues Arbeitsfeld mit übernahm: die Kunst des Hegens und Pfl egens. Doch wie kam sie eigentlich zum Film? „Als ich 18 oder 19 Jahre alt war, war ich im Jugendfi lmclub in den Fritz-Heckert-Betrieben involviert und nach der Wende im Filmclub e.V. beim Busbahnhof, wo wir jeden Montag Filme zeigten, die wir für wertvoll hielten oder die vorher noch verboten waren.“ Auf diesem Weg lernte sie Ralf Glaser und Lutz Zoglauer kennen und wenig später arbeitete sie fest bei der Chemnitzer Filmwerkstatt, mit dem Ziel Jugendliche und interessierte Erwachsene an das Medium Film heranzuführen. Dabei fällt in das Jahr 1993 ihre erste fi lmische Übung „Dazwischen“ - ein Kurzfi lm von vier Minuten, wie sie ihre erste Arbeit lapidar bezeichnet. Dem Medium Kurzfi lm ist sie seitdem treu geblieben. Beate Kunath gewinnt dieser Form in nun mehr über 20 Filmen jedoch immer wieder aufs Neue überraschende Wendungen und Aspekte ab. Viele ihrer Arbeiten, unter anderen „Forbidden Fruit“, sind mehrfach international ausgezeichnet worden und laufen rund um den Globus bei renommierten Filmfestspielen.

Es ist ein weit gefächerter Kosmos, dessen Koordinaten am ehesten auf der thematischen Ebene zu entdecken sind, wie sie selbst anmerkt: „Natürlich gibt es so etwas wie eine ästhetische Handschrift, besonders, wenn ich selbst hinter der Kamera sitze, aber inhaltlich kann man schon sagen, dass die Filme meist von Erinnerungen handeln. Es geht um das Bewahren von Zeitdokumenten, von Erfahrungen, die man gemacht hat, die verloren gehen könnten, die für eine Person einfach wichtig sind.“


Aber auch das Zufällige, die überraschenden Aspekte des Alltags sind Teil ihrer Filme, wie zum Beispiel bei „Hygienist“ oder „Der Nachbar“. In dem sieben Minuten dauernden musikalischvisuellen Trip von „Toronto Mov.“ wiederum zeigt sich die Affi rmation zu Foto und Fotokunst, welche Beate Kunath seit jeher umtrieb. Wiederentdecken und Neuentdecken könnte nicht spannender sein.

Text: chezz Foto: Claudia Dumke

Erschienen im 371 Stadtmagazin 05/09

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