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Eine Band sorgt für Furore. Die Chemnitzer Noiserocker von Volt machen Europa unsicher, nur hier läuft alles wie gewohnt.
Es ist ein normaler Donnerstagabend. Die Innenstadt wirkt wie ausgestorben. In den Wohnungen brennt Licht und Autos ziehen Leuchtstreifen hinter sich her. Der Krach, der aus einem winzigen Proberaum kommt, wirkt wie die Antithese zum innerstädtischen Abendszenario.
Die drei Jungs von Volt stehen sich im Dreieck gegenüber. Sie wirken locker, leicht und umtriebig. Lange neun Jahre sind sie jetzt schon unterwegs – ihrer alten Band „Roerhedds“ haben sie mit ihrem neuen Album „Rorhät“ soeben ein Denkmal gesetzt und mit Exile on Mainstream haben sie ein Label gefunden, welches perfekt zu ihnen passt. „Auf unserer ersten Europatour spielten wir in gerade mal 10 Städten“, stellt Bassist Nico nüchtern fest. Er gibt zwar zu, dass man es als ausländische Band immer etwas einfacher hat, weil von diesen Bands immer eine gewisse Faszination ausgehen würde, doch dass auf der kommenden Tour über 30 Städte in ganz Europa heimgesucht werden, ist selbst für Volt keine Selbstverständlichkeit. Als das Gespräch auf Chemnitz kommt, herrscht plötzlich schweigen. André, Nico und Boris lieben Chemnitz – das sieht man ihnen an, doch es es liegt auch Ratlosigkeit in der Luft. Ob die Band oft mit ihrer Herkunft aus Chemnitz konfrontiert wird, möchte ich von ihnen wissen. „Dies sei nicht so oft der Fall“, sagt Boris, da Chemnitz auf der Landkarte als mögliche Herkunftsstadt für Musiker gar nicht in Betracht käme. Was fehlt also in Chemnitz? In Chemnitz kennt jeder jeden. Oder doch nicht? Gibt es eine Szene? „Eine Szene gibt es nicht. Das ist doch irgendwie ein verbotenes Wort. Das ist eine Illusion. Man geht aneinander vorbei“, erklärt André etwas resigniert. „Es fehlt ganz einfach der Mut, Dinge auszuprobieren und eigene Vorstellungen auch selbst zu verwirklichen“, führt André weiter aus. Wenn man Volt nach ihren Zielen und Wünschen fragt, folgen Gelächter, dann Schweigen und letztendlich nachdenkliche Gesichter. „Wir wollen unbedingt eine Balkantour machen und in die Staaten fliegen“, erzählt Nico und wirkt dabei so konzentriert, dass man sich Volt schon direkt am Check-In Schalter oder im Bus durch Slowenien fahrend vorstellen kann. Und da ist sie wieder – die Energie, die für Nico, Boris und André so unabdingbar ist. Volt ist unser Leben und unsere Hauptbeschäftigung“, erzählt Nico und sagt weiter: „Bei uns geht es ausschließlich um die Musik und darauf kommt es an“. Diese Kompromisslosigkeit zeichnet die Band aus. Bleibt zu hoffen, dass das so bleibt und andere junge Bands sich ermutigt fühlen, den oft harten und steinigen Weg als Musiker weiterzugehen. Nico sagt es so und zwinkert dabei mit den Augen: “Viele sagen, Volt werden ganz große im Underground. Wir pflegen jedoch zu sagen, dass die Schnecke zum Start geschoben wird“. Alle lachen bevor die Musik wieder einsetzt.
Text und Foto: Alex Dinger
Erschienen im 371 Stadtmagazin 10/06