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Der Chemnitzer FC startet am 11. August in die Saison der Wahrheit. Nach dem knapp verpassten Aufstieg in der letzten Saison muss es diesmal klappen. Doch ist die junge Mannschaft (Durchschnittsalter 22 Jahre) reif für diese Mission. 371 sprach mit Kapitän Mike Baumann Ziele und Chancen seines Teams, aber auch über persönliche Ansichten des jungen Spielführers.
Seit April ist Tino Vogel euer Trainer. Was macht er anders als Joachim Müller?
Er ist sicher etwas lockerer und aufgrund seines Alters auch näher dran an der jungen Mannschaft. Aber Müller war das auch. Letztendlich hat jeder Trainer seinen eigenen Stil. Tino Vogel legt zum Beispiel viel Wert auf Torabschlüsse, das trainieren wir viel.
Du hast schon zum Regionalligakader der Saison 2005/06 gehört, die einstimmig den Tiefpunkt der FCK/CFC-Historie markierte. Woran lag es deiner Meinung nach, dass der Club in den Jahren zuvor so massiv an Spielkultur und vor allem Erfolg eingebüsst hat?
Vielleicht wurden lange Zeit die falschen Spieler geholt, Leute die nicht mit Herzblut beim Verein waren. Manche waren da wohl einfach zu satt. Heute ist das anders. Jeder will sich hier weiterentwickeln und ist hundertprozentig dabei. Und letztendlich zieht auch das leistungsbezogene Prämiensystem. Für jeden Sieg gibt es extra Geld, was bei jungen Spielern natürlich zusätzlich motiviert.
Durch die Neustrukturierung der Ligen geht es in der nächsten Saison faktisch nur um den Klassenerhalt. Leidet da nicht die Motivation? Schließlich müsst ihr lediglich unter die ersten Drei kommen (1).
Natürlich nicht, im Gegenteil. Es wird ein ganz schweres Jahr und da müssen alle von Anfang an mitziehen. Als letztjähriger Tabellenzweiter hat uns nun jeder auf der Rechnung und gerade kleine Vereine werden es uns schwer machen.
Kann die junge CFC-Mannschaft dem Druck in der nächsten Saison besser standhalten?
Ich denke schon. Wir haben im letzten Jahr viel Lehrgeld bezahlt, wo wir durch viele Unentschieden den Aufstieg verspielt haben. Daraus haben wir gelernt. Wir sind aber als Mannschaft auch besser zusammengewachsen und erfahrener, so dass wir mit solchen Drucksituationen einfach besser umgehen können.
Und wenn es nicht klappt wäre es eine Katastrophe, oder?
Ja. Da geht es um die Existenz des Vereins. Wenn wir das Saisonziel verfehlen würden, wäre es ganz schwer, finanziell noch etwas für den Verein zu reißen. Deshalb müssen wir unter die ersten Drei kommen, ohne Wenn und Aber, egal ob wir da schönen Fussball spielen oder nicht.
Du bist gerade 22, aber schon Kapitän. Ist das eine Verantwortung, die manchmal auch drückt?
Ich glaube, dass ich das in der letzten Saison nicht schlecht gemacht habe. Ich muss selber sicher noch viel lernen, bin aber mit der Kapitänsbinde auch spielerisch gewachsen. Der Druck tut mir eher gut. Er ist zusätzliche Motivation.
Der CFC ist kein reicher Verein und als Oberligaspieler verdient man nicht gerade viel. Spielt man in einem unterklassigem Verein auch, um sich für höherklassige und damit auch besser bezahlte Teams anzubieten?
Logisch. Jeder Spieler steht auch für sich selbst auf dem Platz und will sich mit guten Leistungen anbieten. Aber daran denkst du während des Spiels nicht.
Wo würdest du gern spielen, außer beim CFC natürlich? Gibt es ein Lieblingsteam?
(Überlegt) Nein, eigentlich nicht. Ich bin zufrieden hier. Letzendlich muss alles zusammenpassen, und solange der Erfolg da ist, passt hier in Chemnitz für mich alles zusammen.
Und Vorbilder?
(Überlegt noch länger) Nein, eigentlich auch nicht. Vereinsintern höchstens Ulf Melhhorn, mit dem ich ja noch zusammen gespielt habe. Es hat mit imponiert, wie Mehlo trotz seiner 36 Jahre und der vielen 1. und 2. Ligaerfahrung hier jede Trainingseinheit ohne zu Murren mitgemacht hat. Er war einfach ein Typ, der viele Jahre auf sehr hohem Niveau seine Leistung gebracht hat.
Der ostdeutsche Fussball ist in letzter Zeit mehr durch seine Ausschreitungen in und um die Stadien in die Schlagzeilen geraten. Wie registrierst du das als Spieler?
Ich finde, dass es bei unseren Heimspielen doch relativ gesittet zugeht. Emotionen gehören dazu. Durch die Zweitliga-Erfahrung ist das Sicherheitskonzept bei uns wahrscheinlich besser organisiert, weshalb es in Chemnitz noch keine größeren Ausschreitungen gab. Bei kleineren Vereinen ist das schon schlimmer. Die sind da oft einfach überfordert, wenn plötzlich 600 oder 700 gegnerische Fans auftauchen.
Ist der DFB hier gefordert?
In jedem Fall. Ich halte den DFB nicht gerade für einen armen Verein und der muss einfach mehr in die Fanarbeit investieren. Jeder Fussballclub hat seine Chaoten und die müssen sie in den Griff kriegen können.
Punktspielauftakt 11.08.2007 gegen Germania Halberstadt, www.chemnitzerfc.de
(1) Der DFB führt ab der Saison 2008/2009 eine dritte Profiliga ein. Diese wird sich neben des Absteigern aus der 2. Bundesliga aus den Vereinen der beiden aktuellen Regionalligen zusammensetzen, die zum nächsten Saisonende in der oberen Tabellenhälfte stehen. Darunter wird statt der bisherigen Oberliga eine neue, dreizügige Regionalliga installiert. Neben den Vereinen aus der unteren Tabellenhälfte der beiden Regionalligen stoßen hier die jeweils drei Bestplazierten aus den Oberligen hinzu. Faktisch kann der CFC am Ende der nächsten Saison nur viertklassig bleiben, ein Verfehlen dieses Ziels würde das Arbeiten unter quasi Profibedingungen aber nahezu unmöglich machen.
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Foto: Härtel-Press
Erschienen im 371 Stadtmagazin 08/07