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Sommer vorm Balkon

Gleich drei Open Air-Kinos buhlen um Zuschauer

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So viel Film gab es noch nie: Gleich drei Filmnächte sollen diesen Sommer in Chemnitz stattfinden, in der Schönherrfabrik, am Ufer der Chemnitz und erstmalig auch auf dem Theaterplatz. Letzteres ist allerdings ein umstrittenes Projekt.

Jörg Polenz hat sich viel vorgenommen: 40 Kinovorstellungen will der Geschäftsführer der PAN Veranstaltungslogistik und Kulturgastronomie GmbH auf dem Theaterplatz in diesem Sommer anbieten. Das Unternehmen organisiert bereits seit 21 Jahren die „Filmnächte am Elbufer“ in Dresden. In Chemnitz versucht es Polenz nun zum wiederholten Mal, eine vergleichbare Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Bisher ist er dabei immer an der Stadtverwaltung gescheitert, die der Veranstaltung wegen Lärmschutzbedenken eine Absage erteilte. In diesem Jahr könnte es allerdings erstmalig klappen: Nachdem die Verwaltung Polenz’ Pläne Ende März abgelehnt hatte, hagelte es Kritik von Politikern und Vereinen. Die Stadt lenkte ein, der Veranstalter soll nun ein Lärmschutzgutachten vorlegen. Wenn das in Ordnung ist, kann er die Filmnächte auf dem Theaterplatz durchführen.

Stattfinden würde die Open-Air-Kino-Reihe zwischen dem 1. Juli und dem 21. August. Nach dem bisherigen Konzept würde die Leinwand vor der Oper stehen. Am Zugang zum Theaterplatz von der Straße der Nationen würden Sichtschutze verhindern, dass Passanten die Filme kostenlos mitverfolgen. Der Eintritt würde zwischen sechs und acht Euro kosten, bei Sonderveranstaltungen zehn Euro, teilte die Pressesprecherin des Veranstalters Eva-Maria Kugler mit. Zwar werde die genaue Zuschaueranzahl erst noch ermittelt, man gehe aber von rund 2.000 Plätzen aus, die den Gästen zur Verfügung stünden, ergänzt Kugler.

Ufernächte ja, Citybeach nein
Einer der ersten, der in Chemnitz Freiluftkinoveranstaltungen durchgeführt hat, war Olaf Hertel. Zwischen 2000 und 2002 lud er im Sommer zum Open-Air Kino auf dem Theaterplatz. Die Filmvorführungen beschränkten sich auf fünf aufeinanderfolgende Tage, der Eintritt war frei. 2002 habe er die Veranstaltung eingestellt, weil der damalige Sponsor durchsetzen wollte, dass die Zuschauer Eintritt zahlen müssen, berichtet Hertel: „Da bin ich dagegen, weil ich denke, dass das in Chemnitz kein Sinn macht. Open-Air-Kino lebt vom Happening-Charakter.“ Dass Polenz für sein Konzept eine Genehmigung bekommt, hält er für unwahrscheinlich: „Wenn die Vorschriften noch so wie damals sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass das, was jetzt geplant ist – zumal an so vielen Tagen – möglich ist. Das ist aber nur meine private Meinung.“

Ein anderer Veranstaltungsorganisator ist dagegen enttäuscht von der Stadtverwaltung. Er und weitere Chemnitzer Unternehmer hätten im vergangenen Jahr ebenfalls Interesse daran bekundet, Open-Air-Kino auf dem Theaterplatz durchzuführen, berichtet Henrik Bonesky. Die Antwort der Stadt war eindeutig: „Das wurde relativ einfach abgetan. Als Begründung hieß es, es gebe ein Gutachten, dass so eine Veranstaltung auf dem Theaterplatz für unmöglich erklärt.“ Das jetzt so einfach ein neues Gutachten angefertigt werden darf und eventuell doch Open-Air-Kino auf dem Theaterplatz stattfinden könne, ärgere ihn sehr. Bonesky hat sein geplantes Freiluftkino trotzdem durchgezogen. Am Uferstrand nahe des Falkeplatzes organisierte er bereits im vergangenen Jahr die „Filmnächte am Chemnitzufer“.

Die wird es auch in diesem Jahr wieder geben – egal, ob die Filmnächte auf dem Theaterplatz stattfinden oder nicht, stellte der Inhaber des Restaurant Henrics klar. Die Filme werden an zehn Tagen Ende Juli und Anfang August gezeigt, der Eintritt ist frei. Bei einem anderen Projekt musste er in diesem Jahr allerdings eine Absage hinnehmen: Der von ihm organisierte City-Beach auf dem Dach des Galeria-Kaufhof-Parkhauses fällt aus. Grund seien Renovierungsarbeiten in dem Gebäude, erklärt Bonesky. Das sei aber nicht so tragisch, versichert er: „So kann ich meine Energie in den Uferstrand stecken.“

Familienkino [&] Industriekultur
In der Schönherrfabrik sieht man den Plänen von Jörg Polenz gelassen entgegen. Dort gingen im vergangen Jahr erstmalig die „Kinonächte in der Schönherrfabrik“ über die Bühne. Die werde es auch in diesem Jahr wieder geben, versichert Jan Lerner, einer der Organisatoren der Veranstaltung.

Im Juli und August seien insgesamt etwa 20 Filmvorführungen geplant. In diesem Jahr habe man zudem Musicals neu ins Programm aufgenommen. Das Gelände biete knapp 1000 Zuschauern Platz. Der Eintrittspreis sei noch nicht festgelegt, würde aber auf jeden Fall unter fünf Euro betragen, erklärt Lerner. Filmnächte auf dem Theaterplatz – sollten sie denn kommen – sieht er nicht als Konkurrenz: „Unser Open-Air-Kino ist explizit auf Familien ausgerichtet.“ Zudem führe man die Filme an einem zur Chemnitzer Industriekultur passenden Ort vor, das habe einen besonderen Charme.

Open-Air-Kino auf dem Theaterplatz, am Uferstrand und in der Schönherrfabrik und das alles in den Monaten Juli und August. Schwer vorstellbar, dass sich genügend Zuschauer für alle Veranstaltungen finden. Andererseits belebt Konkurrenz bekanntlich das Geschäft. Über mangelnde Abendgestaltungsangebote kann sich der Chemnitzer in diesem Sommer jedenfalls nicht beklagen. Muss also bloß noch das Wetter mitspielen.

Text: Benjamin Lummer Foto: Froodmat / Photocase.de

Erschienen im 371 Stadtmagazin 05/11

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