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High Noon in Chemnitz

Drei neue Alben zwischen Americana, Strangefolk und Country

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Speziellen Wetterlagen wird nachgesagt, dass sie bestimmte Gefühle und Gedanken hervorrufen. Sollte dies auch für bestimmte Gegenden gelten, dann stellt sich die Frage, was Chemnitz wohl anhaftet, das gleich drei hier ansässige Bands irgendwo zwischen verstaubter Countryroad, experimentell reduzierter Akustikmusik und Italowestern unterwegs sind.

“Als wir uns das erste Mal auf ein Wochenende in der Gartenlaube unseres Sängers trafen, wusste ich überhaupt nicht, wie so eine Art von Musik überhaupt gemacht wird“, erinnert sich Tom Müller. Er ist seit sechs Jahren Schlagzeuger bei der Band Calaveras. Gewissermaßen begannen sie, laut seiner Aussage, als eine bunt zusammen gewürfelte Band verschiedenster Individuen, deren einziger gemeinsamer Ansatzpunkt darin bestand, irgendetwas zwischen Western, Jazz und Filmmusik zu probieren. „Wir kamen alle aus Bands, die viel härtere Musik spielten, eher Rock oder Punk. Doch es interessierte uns einfach, etwas Neues auszuprobieren“, fügt Tom Müller hinzu. Mittlerweile hat sich aus dem anfänglichen Projekt eine feste Band mit sieben Musikern Stammbesetzung geformt, die Ende Mai ihre zweite LP „Water High“ veröffentlicht.

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Ähnliches weiß auch Philipp Roeder, Gitarrist bei Bombee zu berichten: „Bis auf unseren Sänger Alex, der so eine Art von Musik schon immer mochte, haben Boris - unser Cajon-Spieler - und ich früher immer Musik gemacht, wo es darum ging, so schnell und hart wie möglich zu spielen und alle Extreme auszuprobieren.“ Bei ihnen lag deshalb, so Philipp, der logische Schluss nahe, einmal genau das Gegenteil auszuprobieren: ruhige Musik, auf die Einfachheit beschränkt und mit dem Ziel, mit so wenig Mitteln wie möglich zu arbeiten.

Auf ihrem dritten Album „Black Keys“, welches bei dem international äußerst angesehenen Label Exil on Mainstream erscheint, verabschieden sie sich jedoch so langsam von diesem Prinzip. Mit Hanna Murray an der Violine und Markus Altmann, der wie bei Calaveras das Cello bedient, hat sich das Trio Verstärkung ins Boot geholt. In voller Besetzung und mit neuen Songs kann man Bombee am 17. Juni im Aaltra erleben.

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Die dienstälteste Band in dieser Runde, Dolly´s Meat, ist eigentlich für harten Gitarrensound zwischen Blues, Hardrock und Grunge berühmt. Seit ihrer Gründung vor ca. 12 Jahren ist es aber Tradition, auch akustische Sets zu spielen. „Wir spielen ja sowieso eine amerikanische Form von Rock. Einflüsse wie Giant Sand, Calexico oder Friends of Dean Martinez sind schon immer in unsere Musik eingegangen“, berichtet Sänger und Gitarrist Alexander Lörinczy. Doch was ihn besonders an einem Akustik-Set reizt, ist die Möglichkeit sich zurückzunehmen, wenn man einfach ein Banjo oder eine Mandoline in die Hand nimmt, den Song in den Mittelpunkt stellt und sehr puristisch arbeitet. Zum Aaltra Vox Openair am 4. Juni werden sie nicht nur ihr neues Akustik-Set zum ersten Mal vorstellen, sondern auch gleichzeitig ihre neue EP mit ausschließlich akustischen Songs veröffentlichen.

So ist es wohl weniger die spezielle Umgebung von Chemnitz, welche Musiker dieser Stadt dazu veranlasst, sich dieser speziellen Spielweise von Musik hinzugeben, sondern eher ihre persönliche Suche nach Zutaten und Ausdrucksmöglichkeiten abseits der unktionalität einer Tanzfläche.

Text: chezz Fotos: Promo

Erschienen im 371 Stadtmagazin 06/10

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