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Ballermann, Petersdom, Ostseestrand – diese Reiseziele können sich vor dem jährlichen Touristenansturm kaum retten. Das 371 interessiert sich für Menschen, die ganz andere Reisen unternehmen.[nbsp]
Bei den meisten Hochzeiten fließen Tränen. Dass hingegen der Trauzeuge sich fast das Lachen verkneifen muss, kommt eher selten vor. Genau das ist aber Volker Tzschucke passiert, als er vergangenen Dezember bei der Hochzeit eines Freundes in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) war. Grund für seine Erheiterung waren weniger die Plastikstühle im Trausaal oder die Papiergirlanden, die von der Decke hingen. Vielmehr lag es am anglikanischen Pfarrer, der für die russische Braut und den deutschen Bräutigam auf Englisch predigte. Denn er versicherte sich während der Trauung regelmäßig bei letzterem, ob er auch verstanden habe – immer an Stellen wie: „Du sollst niemand Anderes Frau begehren für den Rest deines Lebens!“
Dabei war er es gewesen, der am Morgen zum Vorgespräch der Trauung zu spät gekommen war und so den gesamten Tagesablauf durcheinander gebracht hatte. Leider gab es auch keine Musik zur Trauung, denn die Musikerin war erst am selben Tag völlig erschöpft angekommen. Zuvor hatte die Niederländerin annähernd zwei Tage auf dem Flughafen von Istanbul festgesessen. Deshalb verpasste sie auch den zu einer Stretch-Limo umgebauten Hummer (nicht das Krustentier, sondern das amerikanische Armee-Fahrzeug), der die Hochzeitsgesellschaft zur Trauung und zurück zum Hotel brachte. Limo spielte auch in seinem Inneren eine große Rolle: Mit solcher wurde auf das Ja-Wort angestoßen, denn die Trauung fand in Sharjah statt, dem strengsten Emirat der VAE. Hier ist das Trinken von Alkohol streng verboten, auch für Nicht-Muslime. Im Nachbar-Emirat Adjman, wo das anschließende Fest stattfand, ist die Gesetzgebung etwas liberaler: Internationale Hotels können eine Ausschanklizenz erwerben. Trotzdem kostete beispielsweise ein Bier auf der Feier rund acht Euro. Dafür wurden das Brautpaar und die Gäste aber entschädigt: Sie durften direkt am Strand feiern – mit den Füßen im Sand und Sonnenuntergang überm Meer.
Bei Ausflügen in den nächsten Tagen lernten die Gäste Dubai kennen, welches ebenfalls ein Nachbaremirat ist. Tzschucke gefiel aber Sharjah besser, das er sich einmal allein anschaute. Hier wohnen viele, die in Dubai arbeiten, sich dort aber die Mieten nicht leisten können. Im Gegenteil zu Dubai hat Sharjah aber ein Stück echter Altstadt, Museen und eine Moschee, die an einem Tag in der Woche auch für Nicht-Muslime offen ist. In Dubai hingegen gebe es vor allem riesige Malls, in denen sich unter anderem das größte Aquarium der Welt und eine Ski-Halle befinden. Auch dass nur noch zehn Prozent der Bevölkerung Dubais Einheimische sind, mache es laut Tzschucke nicht einfacher, die Landeskultur kennenzulernen.
Text: Julia Keller, Foto: Tzschucke
Erschienen im 371 Stadtmagazin 02/13