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Rausch und Versenkung

Holifestival in Chemnitz

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Pop und Religion: Zwei ganz unterschiedliche Events verweisen im September auf religiöse Traditionen aus Indien.

Indien ist nicht nur wirtschaftlich im Kommen. Auch kulturell liegt das Milliardenland gerade im Trend. Das geschieht alle paar Sommer mal wieder: In den 1920ern feierte Hermann Hesses "Siddharta" Erfolge, Ende der 60er suchte die Hippiebewegung neuen Lebenssinn bei Gurus und 2012 hauen sich die Europäer eben knallbunte Wolken indischer Lebensfreude um die Ohren. Selbst Monty-Python-Veteran Eric Idle erwischte der Farbnebel bei der Olympiaabschlussfeier. Und endlich bekommt auch Chemnitz am 9. September sein Holi-Fest.

Traditionell ist Holi eigentlich ein indisches Frühjahrsfest, bei dem im Farbrausch die Grenzen zwischen Kasten und Geschlechtern verschwimmen. Hierzulande ist es eher eine frische Zugabe zu sommerlichen Musikevents. Das ist zwar in etwa so, als würden die Japaner im Juli Eier bemalen, aber nichtsdestotrotz sehr beliebt: Die Premiumtickets (inklusive T-Shirt) des Chemnitzer Holi-OpenAir sind bereits ausverkauft. Normale Tickets für das Fest im Spinnereimaschinenbau sind allerdings noch zu haben, so die Veranstalter. Auf die Besucher warten dort eher indienferne Acts wie Die Tornados, die Big Toss Band oder DJ Shusta. Im Eintrittspreis inbegriffen hingegen sind zwei Tüten ungiftigen, grellbunten Maismehls, mit dem die Besucher das Spiel der Farben wie der Legende nach einst der Junge Krishna inszenieren können.

Ob die Holi-Fans von Krishna schon einmal gehört haben, ist zwar fraglich, aber die Gäste eines weiteren indischen Festivals kennen ihn dafür umso besser. Das Kirtana Mela in Limbach-Oberfrohna bringt vom 2. bis 8. September Anhänger der Krishna-Bewegung aus der ganzen Welt zusammen. Im dortigen Feriendorf Hoher Hain wollen die Seelensucher zum in diesem Jahr zweiten Mal eine Woche lang gemeinsam und teils unter Anleitung von in der Glaubensszene bedeutenden Kirtansängern musizieren, tanzen und meditieren. Im vergangenen Jahr fanden sich dazu bereits 800 Krishnas beispielsweise aus Russland oder Afrika ein. Bunt wird es da auch, aber nicht durch fliegenden Farbnebel, sondern durch wallende Kleider der Anwesenden. Für sie steht die gemeinsame Spiritualität im Vordergrund.

So zeigt sich auch eine halbe Reise um den Erdball entfernt die Vielseitigkeit des Subkontinents. Der exotische Überschwang und die meditative Sinnsuche bringen Indien, zumindest im September mit zwei grundverschiedenen Events in die Region. Das erspart dem Unwissenden vielleicht keine Reise, um das Land kennenzulernen, ist dazu aber vielleicht ein kleiner Anfang.

Text: Michael Chlebusch Foto: wikipedia / Tibchris

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Erschienen im 371 Stadtmagazin 07/12

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