⚠ Diese Webseite wurde nicht für Internet Explorer 11 optimiert. Wir empfehlen Mozilla Firefox , Microsoft Edge oder Google Chrome.

Anzeige
Das Web-App-Mag
Immer auf Tasche

Magazin

„Ich habe immer Kommunikation verkauft“

Der FX Fuchs wird 30

Veröffentlicht am:

Am 1. Mai 1980 wurde der Fuchsbau, ein ehemaliger Heizungskeller der TU Chemnitz, den Studenten als Veranstaltungsort übergeben. Olaf Walter (geb. 1959) gehört zur Gründergeneration des Fuchsbaus, nach der Wende übernahm er die Leitung des Clubs. Im Interview mit dem 371 gewährt er einen Blick hinter die Kulissen und berichtet von 30 Jahren Clubgeschichte.

Wie kam der Fuchsbau zu seinem Namen?
Zum einen hat das wohl seinen Ursprung im verwinkelten Kellergeschoss, zum anderen hatte der damalige Clubleiter Ulrich Jugel eine entsprechende Haarpracht. Da wird heute noch gewitzelt, was letztendlich den Ausschlag für die Namensgebung gegeben hat. Der Fuchs erlebte knapp zehn Jahre DDR.

Wie war das Arbeiten in einem Studentenclub zu dieser Zeit?
Es gab damals das gleiche Hobby der Studenten wie heute: Feiern. Und alle die dazu nötigen Mittel mussten besorgt werden. Wir sind auch schon mal mit einem alten Wartburg-Kombi ins Erzgebirge nach Bärenstein gefahren und haben uns dort aus einer Abfüllung von Brambach Tonic besorgt.

Wie erlebte der Fuchs die Wende?
Nach dem Geldumtausch haben wir uns an den Altbundesländern orientiert. Ich bin mit meinem Lada mit Anhänger in die Metro nach Nürnberg gefahren und habe dort die ersten Westprodukte gekauft. Außer an dem Tag des Geldumtausches hatten wir in der Wendezeit stetig geöffnet. Ich vergesse dem Publikum nie, dass sie – trotz der Unsicherheit dieser Zeit – sehr treu waren und trotzdem kamen.

Wurde früher anders gefeiert als heute?
Die Feierwelt basiert auf einer relativ geringen Anzahl an Bausteinen, alles andere ist nur gleicher Wein in neuen Schläuchen. Ich verkaufe Alkohol und Musik, aber eigentlich habe ich immer Kommunikation verkauft.

Wie oft wurde der Fuchs umgebaut?
So lange wie der Fuchs existiert, wurde auch an ihm rumgeschraubt. Ganz groß umgebaut wurde er 1993 und 1997, 2001 gab es noch mal eine räumliche Erweiterung – seitdem aber fast gar nicht mehr. Der größte Umbau 1997 hat bei den Gästen Unmut erzeugt, weil sie ihre geliebte Umgebung nicht verändert sehen wollten. Jemand hat mal geschrieben: „Die Dinge, die mich am meisten nerven sind: Wenn mein Kühlschrank leer ist, meine Freundin mit mir Schluss macht und meine Lieblingskneipe renoviert wird.“ Und das stimmt.

Was war die schönste Zeit im Club?
An sich ist immer die aktuelle Zeit die spannendste und schönste. Aber die Zeit großer Freude und Dankbarkeit war für uns der Sommer 2001, als es dem Fuchsbau sehr schlecht ging. Wir hatten uns zu stark auf Wave Gothik und Black Metal konzentriert und dann 2001 einen radikalen Schnitt gemacht. So wie wir das gemacht haben, ist das eigentlich der Todesstoß eines jeden Unternehmens, d.h. Gäste vergraule ohne neue Gäste zu haben. Dass die Leute trotzdem wiedergekommen sind und den Fuchs angenommen haben, ist unsere größte Freude.

Was war das skurrilste Ereignis im Fuchsbau?
Da gibt es viele. Skurril ist aber eigentlich nach wie vor, wenn heute ein Gast zu mir kommt und sagt: „Meine Eltern haben sich im Fuchsbau kennen gelernt und ich bin das Ergebnis.“

Muss der Besitzer eines Clubs seinen eigenen Club mögen?
Ja, muss er, alles andere wäre kaltes Geschäft und Heuchelei. Wenn du das nur machst, um Geld zu verdienen, dann merkt das das Publikum.

Text: Benjamin Lummer und Foto: André Koch

Erschienen im 371 Stadtmagazin 05/10

Zurück