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Asozial, stümperhaft und hässlich!

Lousy haben einen Film gedreht

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Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein: Die berühmte Punkrockband Lousy hat nach jahrelanger Vorarbeit einen Spielfilm gedreht. Von einem extrem sozialkritischen Plot, aufwendigen Kulissen und ausufernden Produktionskosten war zu hören. 371 sprach mit Gitarrist Markus Klitzsch über „Kosmos privat“.

Ein Spielfilm mit „Lousy“. Wie seid ihr denn auf die Idee gekommen?
Dieser Film war die ganz normale Weiterentwicklung unserer DVD. Neben den Live- Mitschnitten fanden ja die Kommentare der Bandmitglieder in sehr gewöhnungsbedürftigen Outfits und Lokalitäten statt. Dieses ganze Drumherum hat so viel Spaß gemacht, dass die Idee einen kompletten Spielfilm zu drehen, sehr nahe lag. Das funktioniert natürlich nur mit höchster Disziplin, genügend Geld, dem gewissen Knowhow und gewaltig einen an der Waffel.

Um was geht es in „Kosmos privat“?
Das tut mir jetzt schrecklich leid, aber es muss geschwiegen werden. Nur soviel: Es ist eine Kriminaltragödie. Klassischer Stoff, wenn man so will. Nur was für Leute, die Ahnung vom Film haben und Nerven aus Stahl.

Aber ordentlich Punkrock gibt es auch im ersten Lousy-Kinohit, oder?
Wenn du Musik meinst, muss ich dich leider enttäuschen. Der Streifen hat mit Punkmusik überhaupt nichts am Hut. Soweit ich mich erinnere, gibt es noch nicht mal einen Punkrocksong als Hintergrundmusik. Wenn du jedoch meinst, dass der Film schön asozial, stümperhaft, schauspielerisch desolat, komplett in Eigenregie, mit `ner 200 Euro Kamera gedreht, fast nur hässliche Menschen zu sehen sind und es absolut keine Message gibt, dann ist der Schinken Punkrock. Und wie der Punkrock ist. Mehr Punk geht schon fast nicht. Es ist einfach nur DIY, weil‘s Spaß macht. „Chemnitz- alles nur für dich“

„Kosmos privat“ erscheint im Doppelpack mit eurer neuen CD dann im Oktober. Ist der Film daher auch ein bisschen Verkaufsstrategie, um den tonträgermüden Publikum die Euros aus der Tasche zu ziehen?
Das ist eine Unterstellung, die ich ganz klar zurückweisen muss. Im Gegenteil. Du bekommst beides zum Preis von einer CD. Wer nur die Mucke haben möchte, hat Pech. Er bekommt den Film mit. Ob er will oder nicht.

Die Premiere findet am 12. September im Gebäude der ehemaligen SED-Kreisleitung statt. Warum an diesem Ort? Habt ihr 20 Jahre nach dem Mauerfall da noch ein Rechnung offen?
Nein. Aber die Rechnung vom Vermieter war sehr beeindruckend. Es muss erschwinglich sein. Wir nehmen denke ich 4 Euro Unkostenbeitrag, Getränke gibt´s zum Punkerpreis[nbsp]und vielleicht auch Bockwurst mit Senf. Dieses Meisterwerk der Filmkunst hat schon ein beachtliches Loch in unserer Kasse hinterlassen. Und die neue CD noch, um Gottes Willen. Eigentlich sind wir pleite. Wer also am 12. September erscheint und dieses Opfer auf sich nimmt, wird leicht und gut unterhalten und tut noch etwas für den guten Zweck. Nämlich die Gruppe Lousy am Leben zu erhalten. Es gibt immerhin zwei Familienväter in der Band. Was soll ohne Vatis Geld nur aus den Kindern werden. Einer wohnt ja schon auf dem Sonnenberg. Stell dir vor, das Kind hat noch nie im Leben ein Pferd gesehen und der hat nächstes Jahr Jugendweihe. Unfassbar oder? Aber gegessen hat er schon mal eins. Hab ich gehört.

Und wie wird die neue CD heißen?
„Circle Pig“! Erscheint wie gesagt Anfang Oktober wie immer auf „Bandworm Records“. Danach denke ich ist auch der pleite.

Lousy wurde 1997 in Chemnitz gegründet. Eine 7inch, drei Longplayer, eine DVD, Europa- und Russland-Tourneen sowie unzählige Shows mit den der Großen der Zunft wie GBH, Agnostic Front, Blood For Blood, Madball, U.S.Bombs oder Smoke Blow zeichnen die vier Musiker als fleißiges, zielstrebiges und äußerst flexibles Quartett aus.

Interview: Lars Neuenfeld Foto: Lousy

Erschienen im 371 Stadtmagazin 09/09

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