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Mode made in Chemnitz

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Wer kennt das nicht: Man hat sich für eine Party ganz besonders aufgebrezelt und führt stolz ein nagelneues Outfit zum ersten Mal aus. Man ist gut gelaunt, fühlt sich sexy und irgendwie besonders – schließlich hatte die Verkäuferin versichert, dass das Outfit in der Kombination noch niiiie über den Ladentisch gegangen ist. Wenn einem dann jedoch besagtes Outfit mehrmals am Abend über den Weg läuft, ist die gute Laune ganz schnell hinüber.[nbsp]

Derartige modische Ausrutscher müssen nicht sein, denn die hiesige Modelandschaft besteht nicht nur aus überfüllten Shopping-Malls und Mainstream-Fashion! Junge Chemnitzer DesignerInnen wollen die Modewelt ein bisschen bunter und individueller gestalten.

Auf dem Brühl sind seit dem letzten Jahr gleich fünf junge Modemacher mit ihren Labels sesshaft. Und es wird designt, geschneidert, bedruckt und genäht, was die Scheren, Schnittmusterbögen, Nadeln und Siebdruckmaschinen hergeben. Da wären zunächst die Jungs von Guerilla Battle Wear, die seit fast zwei Jahren in ihrem ´Atelier am Brühl` kreativ sind. Die Textil-Künstler gestalten funktionelle und individuelle Streetwear für den Alltag. Dabei sind alle Shirts, Hosen, Sweater oder Caps nur in „limitierter Auflage oder als Einzelstücke erhältlich und deshalb ebenso einzigartig wie unsere Kunden“, so Chef Guido Günther. Guerilla Battle Wear – das steht für Einzelkämpferstreitbekleidung – „soll nicht etwa Gewalt verherrlichen, sondern einen Style schaffen, der seinen Träger im täglichen Kampf um Einzigartigkeit im Alltagsdschungel unterstützt“, schildert der kreative Kopf des Labels.
Begonnen hatte alles völlig erwartungsfrei mit dem Bemalen einer Jeans für einen Freund. Das fand großen Gefallen und seither entstehen am laufenden Band neue Ideen für Designs und Schriftzüge. Kunden aus der Schweiz oder Österreich sind bereits auf den Geschmack gekommen und die Einzelkämpfer unter Euch finden sicher Gefallen am Style des ersten Chemnitzer Streetwear-Labels.

Gerade mal zehn Meter Luftlinie entfernt geht es auch im Laden von Corinna Busch und Peggy Albrecht kreativ zur Sache. Im September letzten Jahres haben die beiden mit ihren Labels mutare und Spangeltangel hier Quartier bezogen. Trotz ihres Doppelladens und so manch gemeinsamer Projekte sind die studierten Designerinnen kein doppeltes Lottchen. Betritt man den vorderen Teil des unscheinbaren Ladens, ´stolpert` man geradewegs in die liebevoll eingerichteten Atelier- und Showräume von mutare (lat. sich verwandeln). Hier dient Corinna Busch ein großer hoher Tisch als Arbeitsplatz, an dem immer neue Ideen entstehen: Überall sieht man Schnittmusterbögen, Stifte, Scheren oder Fotos. Auf wenigen Stangen und in hellen Regalen werden die fertigen Kollektionen präsentiert: Von schlichten Basic-Teilen bis hin zu aufwendig gearbeiteten Kostümen, Röcken oder Kleidern ist alles dabei, was die Frau von Welt (oder auch das Mädchen von nebenan) begehrt. Mutare überzeugt seit fast neun Jahren „mit zeitlosem, geradlinigem, aber raffiniertem Design in edler Qualität“, erklärt Corinna und hat sich so mit der Zeit einen festen Kundenstamm aufgebaut. Meist lassen sich Geschäftsfrauen einkleiden, aber auch so manch junges Mädchen findet hier den Extra-Schick – allerdings sollte man dann schon die lieben Eltern (samt Geldbeutel) dabei haben, da mutare ein exklusives Preisniveau hält. Im Service inbegriffen sind dann aber individuelle Veränderungen, oder das Maßschneidern von Kleidern. Die Basic-Kollektionen sind mit Shirts zwischen 49 € und 79 € aber auch für Normalverdiener erschwinglich. Sein persönliches Lieblingsteil kann man auch online aussuchen,die ruhige Atmosphäre und die freundliche Beratung im Shop entgehen einem dann jedoch!

Zwei Schritte weiter geht es in den Werkstatt- und Verkaufsräumen von Spangeltangel „frech und mit einem gewissen Augenzwinkern“, so beschreibt Peggy Albrecht ihre Mode. Spangeltangel (Aussprache: individuell, gern auch in der amerikanisierten Variante ´Spängltängl`) – das ist Mode für Party und Alltag, in der sich Mädels und Jungs so richtig wohl fühlen dürfen. Es sind originell bedruckte Shirts, Tops, Blusen, Kleider, Jacken oder Hosen, die nicht an der Massenware orientiert sind, aber „auch nicht vollkommen an den Leuten vorbeigehen“, so die Textildesignerin. Da wo andere zwei Punkte auf ein Shirt machen, zaubert Peggy noch einen hinzu, setzt somit kleine Highlights und verleiht der Kleidung Individualität. Inspirationen für ihre Kollektionen holt sie sich im Stadtbild, im alltäglichen Umfeld, und nutzt so zum Beispiel Chemnitzer Gebäude als ausgefallene Druckmotive. Die textilen Kunstwerke von Spangeltangel werden stets nur in Kleinstauflagen oder als Einzelstücke im exklusiven Handsiebdruck gefertigt und sind wie gemacht für junge und jung gebliebene Menschen, die gern freche Mode mit Liebe zum Detail tragen. Und dass Designermode nicht teuer sein muss, beweisen die Preise zwischen 22 € für ein Shirt oder 52 € für eine Jacke.

Weiter geht’s hinter die neun Berge zu den neun Zwergen... war das nicht irgendwie anders? Naja, jedenfalls findet man einen Katzensprung vom mutare/ Spangeltangel entfernt im Nine Hillz Gear authentische HipHop- und Skatefashion. Maxim Dietze und Olli Graichen – die kreativen Köpfe hinter dem Fashionlabel – machen Mode für junge Leute, die zu ihrem Style stehen und wissen, was sie wollen! Ihre Klamotten spiegeln den erlebten Lifestyle der späten 90er Jahre wieder und sind inspiriert von der damaligen Musik: „Das ist nicht aufgesetzt Ghetto, das ist echt. Von Leuten aus der Szene für die Szene“, beschreibt Maxim das Nine Hillz Label. Mit Preisen zwischen 20 € für ein Shirt und 60 € für einen Sweater ist all das nicht nur szenig, sondern auch erschwinglich. Inspirationen für ihre Klamotten holen sich die Jungs auf Konzerten, in der Musik oder auch von einschlägigen Modemessen wie der ´Bread and Butter` in Berlin. Mit drei verschiedenen Marken ist dann schließlich für jeden etwas dabei: So werden in dem kleinen Brühl-Store nicht nur Jungs fündig. Auch die Mädels können sich in der körperbetonten Kollektion von BlaqMiau tierisch wohl fühlen. Last but not least gibt’s mit Nine Hillz Strange für die Anhänger der Skatekultur das passende Label. Für die Herren der Schöpfung gibt’s bald auch richtig was auf den Hintern – dann nämlich, wenn Maxim und Olli Jeans mit stylischen Stickereien aufmotzen und so ihre Produktpalette erweitern. Ein Traum der beiden gelernten Schauwerbegestalter wäre, dass der Chemnitzer Nine Hillz Shop als Flagshipstore für viele weitere Läden in anderen deutschen Städten dient. Helft ihnen also dabei und werft mal einen Blick hinter die neun Berge in den Laden vom Nine Hillz .

Etwas schriller und extrabunt geht es im Superflu Societé zur Sache. Auf 220 qm Ladenfläche werden hier seit August letzten Jahres Klamotten mit einem „expressiv, punkigem, leicht trashigem Style“ angeboten. Mirko "Prism" Drechsler und Michael "La Maze" Dorr, die Ladeninhaber, sind keine Anfänger in dem Geschäft. Bereits vor einigen Jahren gründeten sie in Leipzig ihr Fashion-Label: Anfangs haben sie „lediglich aus Spaß ein paar Shirts bedruckt und an Freunde und Bekannte verschenkt. Einer hat seins dann bei ebay reingestellt und als das Gebot bei 100 € lag, wussten wir, dass unsere Vorstellung von Mode ankommt!“ Heute schneidern und besprayen die beiden Jungs Shirt, Caps Hosen oder auch Kleider für junge Menschen, die gern auffallen. Prism ist aber auch eine Frau reiferen Alters im Gedächtnis, die sich in eins der heißen Teile verliebt hatte. Jedes Stück ist ein Unikat „nur die Muster wiederholen sich in kleinen Auflagen, die Farben aber sind immer einmalig.“ Das hat dann auch seinen Preis: Ein Shirt der Textilkünstler kostet im Schnitt 70 € - ein stolzer Preis, aber mit viel Liebe zum Detail. Ein weiterer Pluspunkt ist die musikalische und künstlerische Untermalung, die hier jeden Freitag aufs Neue geboten wird.

Doch nicht nur die fünf Labels auf dem Brühl machen die Chemnitzer Modewelt farbiger und origineller – auch auf dem Kaßberg entwirft, kreiert und schneidert eine weitere Designerin tragbare Mode mit besonderen Touch: Breits vor zehn Jahren gründete Katrin Uhlig nach ihrem Design-Studium in Schneeberg und Halle ihr Fashion-Label Ysteer – Mode für Frauen und Männer, die sie selbst als „klassisch, eigensinnig und anspruchsvoll, jedoch immer mit einer kleinen Überraschung“ beschreibt. Betritt man die Atelier- und Verkaufsräume von Ysteer, glaubt man sich im Labyrinth eines großen Kleiderschranks: altes Parkett, große Fenster, ein rießiger Spiegel und hohe Kleiderstangen. Man könnte sich dazwischen verstecken, oder auch – und das ergibt mehr Sinn – die Shirts, Kleider, Jacken, Anzüge und Röcke aus Kollektionen mit klangvollen Namen wie ´Punkt, Punkt, Komma, Strich`, ´Sprung` oder ´Experiment` bewundern und probieren. Fündig werden hier viele Kunden: Angefangen bei der Abiturientin, die auf ihrem Abschlussball die Schönste sein möchte, über den Studenten, der auf seine Hose spart, bis hin zu Schauspielern, Künstlern und anderen Individualisten. Wer möchte, kann sich hier – wie damals der Kaiser – die neuen Kleider auch auf den Leib schneidern lassen, allerdings hat das dann auch seinen Preis: Ein Maßanzug ist ungefähr soviel wert wie 14 1/2 Billy-Regale von IKEA (zum Nachrechnen: 1xBilly-Regal = 35 €). Ein Besuch in den charmanten Atelierräumen lohnt sich trotzdem in jedem Fall!

Es gibt also Lichtblicke im modischen Einerlei und auch wenn ihr selbst nicht schneidern, abstecken, drucken, sprayen oder rappen könnt, wagt einfach mal einen Schaufensterbummel auf dem Brühl oder einen Besuch auf dem Kaßberg. Vielleicht findet ihr ja euer ganz individuelles Lieblingsteil, dem man dann garantiert nicht auf jeder Party begegnet! Katrin


Doppelladen, aber kein doppeltes Lottchen:

Spangeltangel – „Freche, junge Mode mit einem gewissen Augenzwinkern“
Brühl 47
fon: 6446448
open: mo - fr: [nbsp]11.00-19.00, sa:[nbsp]10.00-16.00
www.spangeltangel.de
Preisklasse: Hier bekommt man textile Kunststücke zu wirklich günstigen Preisen

Mutare – „Individuelle Designermode mit klarer, zeitloser Linie und edler Qualität“
Brühl 47
fon: 33 64 260
open: mo - fr: [nbsp]11.00-19.00, sa:[nbsp]10.00-16.00
http://www.mutare-design.de/
Preisklasse: Das exklusive Preisniveau bringt so manche Kreditkarte zum Glühen, dafür
bekommt man aber maßgeschneiderte Liebhaberstücke.

Styles, die einfach ´real` sind:

Nine Hillz Gear – „Das ist nicht aufgesetzt Ghetto, das ist echt. “
Brühl 45
fon: 315 92 88
open:11 – 18 Uhr
www.ninehillz.com
Preisklasse: HipHop und Skatefashion, die keinesfalls überteuert ist!!

Mode vs. Kunst:

Superflu Societé – „Das sind Klamotten mit expressiv-punkigem Style“
Brühl 41-43
fon: 28 34 555
open: freitags 14.15 – 22.00 Uhr
www.su-so.net
Preisklasse: Hier braucht man schon ein dickes Portemonaise, dafür sorgen neben dem
Shopping DJ’s und Kunstausstellungen für doppeltes Einkaufsvergnügen.

Einzelkämpferstreitbekleidung:

Guerilla Battle Wear – „Klamotten, die den Träger bei den großen und kleinen Alltagskämpfen mental unterstützen“
Atelier am Brühl – Untere Aktienstraße 8-10
fon: 300312
open: 13-18 Uhr
www.guerilla-battle-wear.com / www.rebeldesignz.de
Preisklasse: Wahre Einzelkämpfer schauen nicht auf den Preis – hier kann man das aber
ruhigen Gewissens tun, ohne vor Schreck umzukippen.

Überraschung als Konzept:

Ysteer – „Klassische, eigensinnige und anspruchsvolle Mode mit kleinen Überraschungen“
Wielandstraße 11
fon: 0371-309241
open: ab 10 Uhr, am besten nach Vereinbarung
www.ysteer.de
Preisklasse: Extravagante und maßgeschneiderte Mode hat ihren Preis, aber es lohnt sich!

Erschienen im 371 Stadtmagazin 03/07

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