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Nie wieder schlechter Sex

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Mit Glass and Sex, einer App für Google Glass erlebt man Sex „in einer komplett neuen Weise. Sieh alles, aus jedem Winkel“. Dank Perspektivenwechsel im Display der Brille muss man dieses ewig gleiche Gegenüber dann nicht mal mehr sehen, und es kann sich komplett auf die wirklich wichtige Person konzentriert werden...

Früher war das mal so, da wurde man gehänselt und geschlagen, wenn man Brille trug. Heutzutage hingegen gehen Hornbrillen einher mit dem Bild eines modernen Weltbürgers, der, die Süddeutsche unter'm Arm, Intellektualität ausstrahlt. Auch stereotypische Sekretärinnen kauen genüsslich am Ende ihres Brillenbügels und machen die Zuschauer verrückt. Wenn dann selbst im Kino oder Zuhause nur noch über die Nasenspitze schielend aus der Leinwand endlich dreidimensionale Realität wird, lässt sich erahnen: die Brille ist einfach der Shit. Und findet deshalb Einkehr in den Geschlechtsverkehr.

Sogar das ständige Smartphone in der Hand halten wird dann vom Lustkiller zum Lustfüller, wenn eine kleine Armada aus Kameras um sich herum aufgebaut wird und alles filmt. Im Display der Brille lässt sich zwischen der eigenen und den Perspektiven von Partner und allen Kameras wechseln, sodass man wirklich ALLES sieht – wenn man denn will. Im Anschluss wird sogar automatisch ein kleines Filmchen zusammengestellt, dass Redtube und die Gefahr von Anwaltspost ganz schnell überflüssig macht. Gaaar keine Sorgen muss man sich da um die Privatsphäre machen, „Ihr werdet euch das Video 5 Stunden anschauen können – bevor es für immer gelöscht wird.“ versprechen die Erfinder auf glassandsex.com. Da wird an die Tradition von Snapshot angeknüpft, wo sich bereits munter Nacktbildchen hin und her geschickt werden, die nach Ansicht und ganz ohne Screenshot-Funktion nicht nur von der Bildfläche verschwinden.

Nie wieder schlechten Sex wird’s damit geben – wie auch: per Ansage „ok glass ...“ wird Marvin Gayes[nbsp]Let's get it on[nbsp]oder was man sonst so braucht abgespielt, Stellungsvorschläge erzeugt oder auch das Licht ausgemacht. Letzteres kann eventuell auch ganz praktisch sein – wer schon mal nackt in einer voll ausgeleuchteten und mit rundum-Spiegeln ausgestatteten H[&]M-Umkleide stand, weiß eventuell, dass alles sehen nicht immer unbedingt besser ist.

Sollte die App dazu führen, dass das Liebesspiel zum durchchoreografierten Schaulauf wird, kann aus der natürlichsten Sache der Welt selbstverständlich auch schnell die verkrampfteste der Welt werden...

Foto: uschi dreiucker [nbsp]/[nbsp]pixelio.de


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Erschienen im 371 Stadtmagazin 01/14


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