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Der Weltraum, die Raumfahrt, da braucht es keinen kleinen Prinzen, um Raketen total romantisch zu finden oder ins Träumen zu geraten, wenn sie sich zischend vom Boden in den Himmel schrauben. Zugegeben, fremde Welten werden die Modellraketen der Chemnitzer Bastler nicht erreichen, aber für einen Weltmeistertitel reicht es allemal. Den nämlich erreichte Stephanie Uhlig in diesem Sommer bei der Raketenmodellbausport-Weltmeisterschaft im slowenischen Ljubljana - und dabei träumte sie als Kind nicht mal davon, Kosmonautin zu werden.
Das Thema Raketenmodellbau kam mit Stephanie Uhligs Jahresarbeit, die sie während der Schulzeit anfertigen musste. Darin ging es ihr um Wernher von Braun und seine Raketentechnik im Zweiten Weltkrieg. Ein Tipp brachte sie dabei zur Modell-AG im Chemnitzer Kosmonautenzentrum, die es dort schon seit den frühen sechziger Jahren gibt. Als Stephanie Uhligs erstes eigenes Modell entstand hier eine V2. Sie blieb dabei und ihre Folgemodelle waren auch weniger martialisch. Doch da startete sie – der Wortwitz sei zu verzeihen – durch wie eine Rakete: 2006 die erste Sächsische Meisterschaft, 2007 die erste deutsche Meisterschaft, 2008 der erste Weltcup und in 2010 gewann sie schließlich die Weltmeisterschaft und wurde fast nebenbei vom Deutschen Aeroclub zur Sportlerin des Jahres gewählt. Stephanie Uhlig trägt offenbar nicht umsonst den Spitznahmen „Raketenmaus“.
Inzwischen studiert Stepahnie Uhlig im fünften Semester Chemie an der TU Chemnitz. Das hilft ihr beim Modellsport allerdings wenig, denn die Feststofftriebwerke liefert ein Hersteller aus Tschechien. Den Tüftlern obliegt es vielmehr, die passende Hülle dazu zu bauen. Hier gibt es verschiedene Wettbewerbe, etwa den Strömer, mit dem Stephanie Uhlig Weltmeisterin wurde. Dieser sollte so hoch wie möglich fliegen und dann am Wendepunkt in zwei Teile zerplatzen, die an einem sich entfaltenden Flatterband heil wieder zur Erde zu kommen. Auch Modelle mit Fallschirmen oder Gleitrotoren gibt es. Im Wettbewerb gewinnen die Raketen, die bei drei Versuchen am längsten in der Luft bleiben.
Der nächste große Start findet für die Weltmeisterin und alle Interessierten dann an Silvester statt. Dazu gibt es am 29. Dezember einen öffentlichen Workshop unter fachkundiger Anleitung. Das Modell dafür, an dem sie gerade bastelt, ist zugegeben nicht ganz so windschnittig wie ihre Wettkampfraketen. Auch das orangefarbene Fell will nicht so recht flugtauglich wirken. Aber wenn die fliegende Maus erst einmal fertig ist, wird auch sie sicher eine gute Figur beim Abheben machen.
Text [&] Foto: Michael Chlebusch
Erschienen im 371 Stadtmagazin 12/10