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Randsportarten in Chemnitz

Teil 8: Kampf mit der Atemot

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Es gibt Sportarten, bei denen fragt man sich, wer auf diese verrückte Idee gekommen ist. Unterwasserrugby ist so eine. Eine eigentlich laufintensive Ballsportart wird einfach unter Wasser verlegt – natürlich nicht, ohne einige Regeln und Spielutensilien zu verändern.

Unterwasserrugby ist eine „dreidimensionale Mannschaftsballsportart“ erklärt Jens Mählmann (links) vom Chemnitzer Tauchsportverein „Sachsenluft“. Zwei Mannschaften versuchen unter der Wasseroberfläche den Ball in das gegnerische Tor zu bugsieren. Das Tor ist ein mülleimergroßer Metallkorb, der auf den Beckenboden platziert ist wird, das Spielgerät ein etwa drei Kilogramm schwerer Gummiball, der – dank dessen, dass er mit Salzwasser gefüllt ist – zielgenau und schnell unter Wasser gepasst werden kann. Jens Mählmann vergleicht das Spiel deswegen eher mit Handball, die Parallele zum Rugby bestehe einzig darin, dass jeder, der den Ball hat, selbst angreifen und von jedem angegriffen werden darf. Dabei sind Griffe ans Material – das heißt Flossen, Schnorchel, Taucherbrille, Badehose/-anzug – ebenso verboten wie gefährliche Attacken auf den Körper des Gegners (zum Beispiel Würgen), ein Schiedsrichter an Land und zwei unter Wasser – mit Pressluft und Hupe ausgestattet – sorgen für die Einhaltung der Regeln.

Der Ball muss immer unter Wasser geführt werden, die Spieler dürfen aber natürlich zum Luftholen nach oben kommen – in dem Moment sind sie für ihre Mannschaft allerdings nutzlos: „Die beste und sicherste Position ist auf dem Grund, da kann von unten keiner mehr kommen. Allerdings gibt es da auch am wenigsten Luft.“ Wie beim Eishockey wird deswegen mit fliegendem Wechsel gespielt, geatmet werden soll an Land. Die Team sind übrigens gemischt – was Jens Mählmann zufolge sogar ein Vorteil ist: „In der Regel haben Frauen einen besseren Lufthaushalt, sie können also länger unter Wasser bleiben.“

Das hiesige Unterwasserrugby-Team ist derzeit „im Aufbau begriffen“: Es gibt leider nur fünf aktive Spieler, berichtet Mählmann, von denen drei regelmäßig für Torpedo Dresden abtauchen, in Chemnitz wird hingegen nur trainiert. Die Dresdner Mannschaft spielt in der Liga Nord, zusammen mit Mannschaften aus Flensburg, Hannover und Rostock. Aufgrund der großen Distanzen werden die Punktspiele im Turniermodus ausgetragen, vier Spieltage à drei bis vier Spiele gibt es pro Saison. Die Chemnitzer Unterwasserrugbyspieler hoffen, zukünftig mit einem eigenen Team an der Meisterschaft teilnehmen zu können. Für dieses Ziel gilt es noch mehr Chemnitzer für eine Sportart zu begeistern, die dank ihrer Dreidimensionalität einen besonderen Reiz hat: „Sowohl Ball als auch Gegner können von überall kommen, von unten, oben, vorne, hinten oder von der Seite.“ Zudem sei Unterwasserrugby Jens Mählmann zufolge ein Kampf mit dem eigenen Körper, ein Grenzgängertum: „Kann ich meine Luftnot länger besiegen als der Gegner, länger unter Wasser bleiben und den Pass spielen?“ Wer wissen will, ob er das kann, der finde sich Mittwochs oder Freitags 20 Uhr in herkömmlicher Badekleidung im Stadtbad ein.

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Erschienen im 371 Stadtmagazin 10/10

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