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Der Berliner Rapper Harris und der Chemnitzer DJ Maxxx sind Patrioten, zumindest haben sie ein Mixtape zusammengestellt, das diesen Namen trägt. Grund: Seit jeher dröhnt durch die Boxen der heimischen Hip-Hop Clubs eher amerikanischer Rap als deutscher Sprechgesang.
Auf einem klassischen „Black-Floor“ geben sich 50 Cent, Lil Wayne und Kanye West die Klinke in die Hand. Deutsche Titel zur Hauptzeit sind die Ausnahme und meistens Grenzgänger des Genres wie Seeed oder Culcha Candela. Diesen Zustand wollen Maxxx und Harris ändern und ihr Mixtape sollte aufgrund seiner enormen Dichte an deutschsprachigen Rap-Hits jedem DJ die Schamröte ins Gesicht treiben, der diese Klassiker nicht aufl egt: Kool Savas, Sido, Harris, Samy Deluxe - um nur einige Interpreten zu nennen. Doch es gibt bereits die ersten Wermutstropfen: „’türlich, ’türlich“ von Das Bo fehlt, der größte Club-Hit den Deutschrap wohl je hervorgebracht hat. Stattdessen fi nden sich Songs wie „Ausländer“ von Alpa Gun, die man auf der Tanzfläche nicht unbedingt vermisst.
Aber Harris und Maxxx verfolgen mit ihrer Kampagne höhere Ziele, plädieren „für MEHR Deutsch Rap im Club und in den Medien, um in Deutschland ein neues, starkes und positives Selbstbewusstsein in Bezug auf deutsche Musik und die damit verbundene größere Präsenz der deutschen Sprache zu etablieren!“ Böse Zungen lästern, dass DJ Maxx nach den Politikern Erwin Huber und Wolfgang Thierse nun den dritten Anlauf unternimmt, eine Deutschquote zu propagieren. Und man könnte behaupten, dass Harris als Interpret deutscher Texte, wie einst schon Peter Maffay und Udo Lindenberg, diese Idee aus kommerziell naheliegenden Gründen unterstützt. Erfolgreich waren solche Initiativen hierzulande bislang nicht.
Befürworter wie Harris und Maxxx verweisen jedoch auf eine gesetzlich festgelegte Französisch- Quote im Rundfunk des Nachbarlandes. Tatsächlich boomt französischsprachige Musik im Baguetteland seit Jahrzehnten und eine starke und weltweit geschätzte Rapszene hat sich ebenfalls entwickelt. Harris und Maxxx scheinen das Publikum also erziehen zu wollen, zu deutscher Musik, speziell zu deutschem Rap. Ob das angesichts von Last.Fm und Co. überhaupt sinnvoll ist, darf bezweifelt werden. Die Musikhörer sind frei wie nie zuvor und dürfen sich aus einer riesigen Auswahl an Musik ihre Favoriten herauspicken. Wenn deutsche Produktionen nicht dabei sind, kann man zwar mit dem Konsumenten schimpfen, bringen wird es nichts. Kracher wie „Remmidemmi“ von Deichkind, „Das geht ab“ von Frauenarzt oder eben „’türlich, ’türlich“ von Das Bo beweisen, dass es keiner Kampagne bedarf, um gutem deutschem Rap den Weg in die Clubs zu bahnen.
Text: Felix Kummer Foto: Presse
Erschienen im 371 Stadtmagazin 08/09