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Es gibt einige Dinge, die Chemnitz gebrauchen kann und ein bisschen multikulturelles Lebensgefühl gehört definitiv dazu. Zwei neue Läden liefern nun ihren kulinarischen Beitrag dazu.
Einladend eingelegt
Zunächst sind da linker Hand Gemüse und offene Säcke mit Sonnenblumenkernen. Vielleicht sind das auch Kürbiskerne, die sind ziemlich groß. Beim Besuch im Laden Aleks sind das spannende natürlich die kleinen Unterschiede. Während von Aldi bis Rewe weitgehend überall derselbe Joghurt in verschiedenen Bechern zu finden ist, bietet Aleks zum Einkauf tatsächlich spannende Neuentdeckungen.
Der Supermarkt für russische und osteuropäische Lebensmittel eröffnete Ende letzten Jahres auf der Clausstraße im Lutherviertel. Die Betreiber Olga und Oleksiy Yermolayev hatten in ihrem alten Laden auf der Zietenstraße nach über vier Jahren einfach zu wenig Platz. Der alte Standort ist den Sonnenbergbewohnern sicher nicht zuletzt wegen der Wassermelonen im Gedächtnis geblieben, die da im Sommer immer in einer großen Box am Gehweg standen. Mit den 600 Quadratmetern Ladenfläche des ehemaligen Penny konnte das Aleks fast auf das zehnfache wachsen.
Nach dem Gemüse kommt ein Bierregal, das keine Wünsche offen lässt. Nicht zuletzt dank des Starkbiers mit 9,5% Alkoholgehalt in der Zweiliter PET-Flasche. Wen das nicht beeindruckt, der findet gleich im Anschluss eine lange Reihe Kekse in allen Geschmacksrichtungen und Formen. Für Gebäckfreunde ein Traum. Eher pragmatisch sehen die Betreiber ihren Laden. Selbständig zu sein heiße auch, auf Freizeit und Urlaub zu verzichten, sagt Olga Yermolayev. Doch spätestens, wenn sie weiter durch die Regalreihen führt, schwingt hin und wieder Stolz in ihren Ausführungen mit. Da gibt es beispielsweise die Kühlvitrine mit dem Kaviar in selten zu findender Angebotsvielfalt. Direkt daneben große Lachsfilets und Karpfen, jeden Donnerstag und Freitag frisch auf Eis.
Etwas schwieriger wird es für den Mitteleuropäer sicher im Gang mit dem Eingelegten. Da findet man im deutschen Markt meist Gurken und vielleicht noch Peperoni. Im Aleks gibt es hingegen fast alles, was in ein Glas passt. Tomaten, Auberginen, Kürbisse, Paprika und tatsächlich auch Wassermelonen. Die Deutschen fragen oft, ob denn so etwas schmeckt, sagt Olga, und rät zum Probieren. Ohnehin scheinen die Deutschen oft zu fragen. Im Zweifelsfall steht aber alles auch immer irgendwo auf Deutsch drauf, das schreibt das Gesetz so vor. Hinter der Kühltheke mit zahlreichen Wurst- und Fleischvarianten, an den tiefgekühlten Pelmeni vorbei wartet dann schließlich, was laut der Ladenbesitzer in keinem russischen Geschäft fehlen darf: Das Süßigkeitenregal mit einzeln abgepackten Schokoladen, Toffees, Waffelstücken und Bonbons. Es bedarf einiger Besuche, um alle durchzuprobieren.
Bienvenido, Chemnitz!
Auf Lateinamerikanisches Lebensgefühl trifft man in Chemnitz viel zu selten. Das dachte sich die Kolumbianerin Luz Dary Franke und eröffnete Ende vergangenen Jahres den Laden „Luz Dary‘s“ an der Reitbahnstraße 28. Dort verkauft sie seitdem Lebens- und Genussmittel aus Lateinamerika, vom Kaffee bis zum Rohrzucker, vom Bier bis zum Guavendessert ist alles dabei. Die Idee zum Laden kam ihr, als sie letzten Sommer eine Jobsuche vor sich hatte. Nach Kinderpause und Gelegenheitsjob wollte die seit acht Jahren in Deutschland lebende Chemieingenieurin es mit Selbstständigkeit statt Bewerbungsstress versuchen. Über Freunde und Bekannte kam sie auf die Idee zum Spezialitätengeschäft. Da gab es oft welche, die nach einem Urlaub oder als Auswanderer etwas aus diesem Erdteil gesucht haben. Und auch wenn einige, gerade ältere Gäste zunächst etwas irritiert sind, wenn ihnen die Ladenbesitzerin mit einem „Bienvenido!“ die Tür öffnet, sind die Chemnitzer offenbar neugierig geworden. Die Nachfrage zu Weihnachten sei ein guter Anfang gewesen, sagt Luz Dary. Überrascht war sie, dass auch viele Studenten in den Laden kamen. Dahingehend soll das Angebot künftig etwas mehr ausgerichtet werden. Besonders beliebt sind derzeit die tiefgekühlten Empanadas, verschieden gefüllte Teigtaschen aus Handarbeit. Doch nicht jeder, der kommt, kauft auch etwas. Einige Besucher, erzählt die Kolumbianerin lachend, kämen auch nur in den Laden um ein bisschen Spanisch zu sprechen.
Text [&] Foto: Michael Chlebusch
Erschienen im 371 Stadtmagazin 02/13