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Im Salon Marrakesch kommen Kunden unters Messer
Bart ist In. Doch in Sachen Bartpflege fehlte es lange an professionellem Support in Chemnitz. Im Salon Marrakesch ist das anders.
Schonmal bemerkt? Die Stadt Chemnitz hat erstaunlich wenige berühmte Bartträger hervor gebracht. Stephan Heym, Michael Ballack, Marianne Brandt. Alle ohne nennenswerte Gesichtsbehaarung. Nein, Karl Marx gilt nicht. Es liegt also nahe, zu vermuten, dass den Chemnitzern lange Zeit jemand fehlte, der sich angemessen um ihren Bart kümmerte und sie sich folglich mehrheitlich jede Art von Wuchs generell versagten. Das würde auch erklären, warum Bianca Schmidt mit ihrem Geschäft auf dem Kaßberg so gefragt ist. Seit gut einem Jahr betreibt die gebürtige Gelenauerin dort den Salon Marrakesch. Auf den ersten Blick ein Friseursalon, auf den zweiten aber nicht wie viele andere auch. Zum einen gibt es hier den dekorativen orientalischen Einschlag und einen bei Gästen beliebten Gewürzkaffee, zum anderen findet sich die Vorliebe für das Morgenland auch im Angebot wieder.
Denn traditionell ist in Marokko ein Friseur auch immer ein Barbier und so ist das bei Bianca Schmidt und ihrer Kollegin Sandra Müller auch. Die Ohrhaarentfernung mit Feuer und die Rasur mit dem Messer gehören bei Ihnen zum Repertoire wie Waschen, Schneiden und Färben. Und erfreuen sich großer Beliebtheit. Der Bart liegt im Trend bei Jung und alt, aber Vorsicht, sagt die Fachfrau, nicht jedem steht jeder Bart, das ist dann eben doch wie bei der Frisur. Der Service am Herrn ist bei ihr aber mehr als nur das Informbringen eines aus dem Ruder gelaufenen Trends, sondern ein Entspannungsprogramm mit Ölen und Gesichtsmassage, das zunächst meist als Gutschein, später aber oft als Stammkundenwunsch an den Mann gebracht wird.
Das Rasieren lernte Bianca Schmidt noch in ihrer Lehre, da hatte sie Glück, wie sie sagt, denn üblich ist dieser Lehrinhalt heute nicht mehr unbedingt. Den Rest brachte sie sich autodidaktisch bei, hier half auch der persönliche Faible für den Kulturkreis. Auf das bekannte Epilieren mit einem Bindfaden verzichtet sie dann aber doch und nimmt stattdessen die Pinzette. Die traditionelle Art sei zu schmerzhaft und auch ein bisschen unhygienisch. Ein Hamam fehlt im Marrakesch zwar noch, aber dafür gibt es auch Shiatsu Kopfmassagen und einen elektrischen Massagestuhl. Das spricht natürlich nicht nur Männer an. Zu ihren Kunden gehören teils ganze Familien, freut sich Bianca. Und wenn der Zuspruch anhält, könne sie die Belegschaft bald weiter vergrößern. Allzu viele Mitarbeiter sollen es aber am Ende nicht werden, schließlich ist die ruhige Atmosphäre ein wichtiger Aspekt im Marrakesch. Bartwuchs in Chemnitz lohnt sich also wieder.
Text [&] Foto: Michael Chlebusch
Erschienen im 371 Stadtmagazin 08/14