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„Du schwule Sau“ ist das meist gebrauchte Schimpfwort in deutschen Schulen. Davon lassen sich die Leute vom „different people e.V.“ nicht abhalten. Sie gehen in die Schulen und erklären wie Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle wirklich leben. Doch der Kampf gegen Klischees ist nicht immer einfach.
„Wir wollen Vorurteile abbauen und Toleranz steigern. Und bei Schülern lässt sich das Umdenken noch viel leichter anregen als bei Erwachsenen“, erklärt Eunike Anger, die Projektleiterin von „different pupil“, dem Aufklärungsprojekt ab der 8. Klasse. Zu viert gehen sie in die Klassen und teilen diese zunächst in vier Gruppen auf. Jede Gruppe gestaltet ein Plakat zur lesbischen, schwulen, bi- oder heterosexuellen Lebensweise. Im Anschluss werden diese Plakate vorgestellt.
Nun dürfen die Schüler raten, welcher der vier „different people“ wie lebt. „Und dann kommen die wildesten Vermutungen auf und Vorurteile zeigen sich“, so Mike Otto. „Die Schüler kommen mit Theorien wie: Schwule tragen Rosa, Bisexuelle sind untreu und Lesben haben nur noch nicht den richtigen Mann gefunden.“ Mit wievielen Ängsten und wieviel Intoleranz die Mitglieder des Vereins zu tun haben, zeigt sich auch daran, dass es einige Schüler gibt, die am Projekt nicht teilnehmen dürfen, weil es ihnen von den Eltern verboten wurde. „Aber auch Lehrer haben teilweise eine Scheu mit ihren Schülern über diese Themen zu sprechen, da sie Angst haben als ‚so einer‘ abgestempelt zu werden“, berichtet Sabrina Jäger.
„Oft haben die Jugendlichen einfach noch nie über gleichgeschlechtliche Lebensweisen nachgedacht, weil sie bisher damit keinen Kontakt hatten. Und was man nicht kennt, das fürchtet man häufi g“, so die Pädagogin. Dass „different pupil“ Eindruck auf die Jugendlichen macht, steht fest. „Zu 97 % haben wir ein positives Feedback. Und manchmal kommen Jugendliche sogar nach dem Projekt zu uns, um Hilfe zu fi nden, wenn sie sich outen wollen“, berichtet die Studentin Eunike Anger, die genau wie ihre Mitstreiter ehrenamtlich für den Verein unterwegs ist.
Denn bei „different people e.V.“ findet man nicht nur Gleichgesinnte, sondern auch Hilfe, Beratung oder auch nur ein offenes Ohr bei allen Fragen und Problemen rund um Homo-, Bi- oder Transsexualität. „Das Tolle an unserem Schulprojekt ist, dass endlich jemand alle Fragen der Schüler beantworten kann. Von ‚Wie war das Outing?‘ bis hin zu ‚Benutzt ihr Dildos?‘“, so Sabrina Jäger. „Und natürlich geben wir auch Antworten auf die ganz privaten Fragen.“ Die Chancen stehen also gut, dass „Du schwule Sau“ bald auf keinem Schulhof mehr zu hören ist. ke
Erschienen im 371 Stadtmagazin 03/09