⚠ Diese Webseite wurde nicht für Internet Explorer 11 optimiert. Wir empfehlen Mozilla Firefox , Microsoft Edge oder Google Chrome.

Anzeige
Das Web-App-Mag
Immer auf Tasche

Magazin

Sommertheater aus der Frankurve

Das Schauspielhaus Chemnitz

Veröffentlicht am:

Das Schauspielhaus Chemnitz verlegt sein Sommertheater ins Fussballstadion. Wer jetzt ein buntes Potpourri rund um die vergötterte Lederkugel erwartet, liegt leider daneben. Wer sich fragt, ob vor oder neben dem Theater eine Fußballtribüne nachgebaut wird, ist ebenfalls auf der falschen Spur, denn die Spielstätte ist so real wie sie brach liegt: das Sportforum.

Doch wie kam es zu der Entscheidung, das Sommertheater zum diesjährigen Ausklang der Spielzeit im Sportforum stattfinden zu lassen? Matthias Huber, zuständig für die Dramaturgie bei diesem Stück, hat eine einfache wie einleuchtende Erklärung parat: „Jedes Theater in jeder Stadt hat normalerweise für Openair- Theater einen festen Platz. Sei es eine Parkbühne oder ein Schloss. Unser Ansatz war jedoch ein anderer: Was könnte ein geeigneter Ort sein, der zum Stück passt, es belebt? Bei ´Männer – Ein Stadionabgesang´ eben konsequenterweise ein Stadion.“

Wohl wahr, ein perfektes Ambiente für ein Stück, dessen Geschichte nach dem Abpfiff beginnt und um acht Männer kreist, die nicht nach Hause wollen. Acht unterschiedliche Typen des vermeintlich starken Geschlechts mit unterschiedlichen Macken und Schwächen, die nicht wirklich sprechen, sondern singen: Lieder, Schlager, Chansons. Konzipiert wurde dieser Liederabend von Franz Wittenbrink und unter der Regie von Markus Bothe, welcher unter anderem bereits an der Deutschen Oper Berlin und dem Schauspielhaus Hamburg inszenierte. Der Abend soll in das Herz einer Männergemeinschaft und ihrer Gruppendynamik führen. So stehen im Mittelpunkt weniger gesellschaftliche, sondern zwischenmenschliche Beziehungen und verhandelt werden die großen Themen wie Liebe, Vergangenheit, Sehnsucht und der Ödipuskomplex. „Es wird gezeigt“, erklärt Matthias Huber, „wie Männer sich hochschaukeln können, wo der Stachel sitzt und wie so eine Gruppe funktioniert. Und wie es bei einer Gruppendynamik so ist, fasst der eine mal mehr Mut, während andere sentimentaler werden. Es offenbart sich, wie einsam man in einer Gruppe sein kann oder wie gemeinsam Erlebtes stärkt.“

Den Boden für alle diese Facetten bilden die Lieder, die von Mozart über Peter Kraus, Hans Albers, James Brown, Dean Martin bis Franz Beckenbauer reichen. Begleitet werden die Schauspieler ausschließlich am Klavier. Die Tribüne wird zur Bühne und der Platz davor zum Zuschauerraum für 250 Personen. Dies beinhaltet nicht nur ein Umdrehen des normalen Beobachtungsverhältnisses in einem Stadion, sondern auch eine enorme technische Kraftleistung. Der Aufwand soll sich zu lohnen: „Männer – Ein Stadionabgesang“ soll ein unterhaltendes, humorvolles Stück werden, das sich bereit macht, den Spagat zwischen der Kulisse des großen Stadions und den mitunter leisen Zwischentönen aufzunehmen. Augenzwinkernd könnte man sagen, dass das Schauspielhaus so ab dem 20. Juni in zehn Vorstellungen einen Übergang bereitet von der Endstation der Sehnsucht des Mannes zu dem Motto der neuen Spielzeit: Glaube, Liebe, Hoffnung.

Text: chezz, Foto: photocase.de/stöpselll

Erschienen im 371 Stadtmagazin 06/09

Zurück