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Viel Lärm um nichts: Erst macht das sächsische Staatsministerium für Soziales Anfang des Jahres 1.9 Millionen Euro für ein sogenanntes „flexibles Jugendmanagement“ in 13 Landkreisen locker, nur um ein paar Monate später im Sommerloch die Mittel auf 170.000 Euro und drei Landkreise zusammenzustreichen. Doch damit nicht genug: Chemnitz verzichtete schon im Vorfeld auf potentielle Landesmittel, andere sächsische Landkreise reagierten erst gar nicht - bis auf den Kreisjugendring Erzgebirge. Er ist nun Teil eines Pilotprojektes.
Mit den 1,9 Millionen Euro sollten bei 13 Stadtund Kreisjugendringen die Einstellung zusätzliche Jugendarbeiter, Neudeutsch Jugendmanager, finanziert werden. Aus dem breit angelegten Förderprogramm ist nun ein Pilotprojekt geworden. Neben Meißen und der Sächsischen Schweiz ist das Erzgebirge einer der geförderten Landkreise – seit dem 1. August beschäftigt der Kreisjugendring drei Jugendmanager. Eine ist die 26jährige Isabel Knoch. Sie sitzt in der Regionalstelle Zschopau. Ihr Arbeit erklärt sie so: „Unser Ziel ist es, dass junge Leute selbst aktiv werden“. Es klinge vielleicht absurd, doch viele Jugendliche wüssten oft nicht wie sie sich einbringen können. An diesem Punkt kommt der Jugendmanager ins Spiel. „In Olbernhau habe ich mich kürzlich mit dem Bürgermeister getroffen“, erklärt Knoch. In dem Gespräch habe sie erfahren, dass die Jugend sich immer vorm örtlichen Supermarkt trifft, sich in der Folge Anwohner über Lärm und Dreck beschweren. „Die Jugendlichen hängen vorm Supermarkt rum, weil es sonst nichts für sie gibt“, so Knoch. Also müssten Alternativen her, die jungen Leute zu mehr Engagement motiviert werden. „Wir beraten, geben Hilfestellungen“, so Knoch weiter. Das könne neben Fragen zum Vereinsrecht, Hilfe beim Stellen von Förderanträgen oder der Durchführung von Konzerten so ziemlich alles sein.
Der Jugendmanager ist in erster Linie ein Berater, der gezielt dort helfen soll, wo der Schuh drückt. Obwohl Knoch noch am Anfang ihrer Arbeit steht, ist das ein Zustand von dem Karen Pethke (37), Leiterin des Kinder und Jugendnetzwerkes in Chemnitz, nur träumen kann. Ihr Antrag wurde schon vor Bekanntwerden der Kürzung der Landesmittel seitens der Stadtverwaltung abgelehnt. Chemnitz habe keinen Bedarf, heißt es in einem Schreiben vom Dezernat Soziales, Gesundheit und Kultur der Stadt Chemnitz. Ungefähr 80 Prozent der Vollzeitstelle des Jugendmanagers hätte das Land finanziert, 20 Prozent hätten von der Stadt kommen müssen. „Das sollte man eigentlich nutzen“, so Pethke weiter. Die Kürzung der Landes-Mittel sei „Ausdruck einer kurzfristigen Jugendpolitik“, so der Vorsitzende des Kinder- und Jugendringes Sachsen, André Schnabel. Wer heute im präventiven Bereich spare, müsse in wenigen Jahren schon ein Vielfaches investieren. Im Zuge der Wirtschaftskrise seien die aktuellen Entwicklungen aber keine Überraschung. Hier werde seiner Meinung nach ein bisschen flexibel mit dem flexiblem Jugendmanagement umgegangen. Doch jede Medaille hat ihre Kehrseite: Bis zur Jahreshälfte, also kurz vor den Mittelkürzungen, hatten nur drei Landkreise konkrete Anträge beim Land gestellt – genau die drei, welche jetzt zu Pilotprojekten auserkoren worden. Es scheint also nicht nur das Staatsministerium ein bisschen flexibel mit den flexiblen Jugendmanagern umgegangen zu sein.
Text: Alex Dinger Foto: Privat
Erschienen im 371 Stadtmagazin 10/09