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Erweckt

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Viele Jahre konnte man glauben, die Villa Zimmermann in der Nähe des Chemnitzer Hauptbahnhofes liege im Dornröschenschlaf. Nun wurde sie wieder erweckt und wandelte sich von einer Ruine zu einem multifunktionalen Unterhaltungstempel.

„Wir haben uns für ein Mischkonzept entschieden“, erklärt Mike Liebers, der Projektmanager des Gebäudes, seine Idee, mehrere Einrichtungen in einem Haus unterzubringen. Platz genug gibt es auf jeden Fall. Und so finden in der alten Villa ein Tanzclub, das „total verrückte Kartoffelhaus“ und das italienische Restaurant „Palatino“ ihre neues Heim. Auch ein Media-Bereich mit Spielautomaten, Fernsehern und einem kleinen Internetcafé wartet auf die Besucher. So unterschiedlich wie die neuen Mieter wurden auch die Räume auf den 1200 Quadratmetern hergerichtet. Während man zum Beispiel im Tanzclub auf modernes Diskoflair setzte, kontert das Kartoffelhaus mit rustikaler Holzeinrichtung. In einigen Bereichen des Hauses kann man sich am Prunk vergangener Zeiten erfreuen. Denn hier beherrschen ehrwürdige Holzdecken, bemalte Wände, glitzernde Kronleuchter und farbige Kachelöfen das Bild. Man fühlt sich zurückversetzt in die Jugendzeiten der inzwischen betagten Villa. 1865 schuf Johann von

Zimmermann sich mit seinem Wohnpalast einen standesgemäßen Sitz. Das Haus, im Stil der Neugotik erbaut, stand damals noch allein. Der Begründer des deutschen Werkzeugmaschinenbaus war damit der erste, der auf dem Vorplatz des neuen Hauptbahnhofes seinen Wohnsitz erbaute. Nicht nur Carola, die Königin der Sachsen, hat in dem seit 1885 als Hotel genutzten Gebäude übernachtet. Sie gab dem Haus, 1890 erweitert durch einen Neubau - das eigentliche „Hotel Carola“ – und der angrenzenden Straße ihren Namen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Gebäude vom sowjetischen Militär besetzt und ab den 50ern beherbergten sie als Hotel wieder Gäste. 1992 wurde das Schicksal der nun schon betagten Villa Zimmermann fraglich. Nach der Schließung des Hotels auf Grund von Mängeln an der Sanitärund Haustechnik stand das Haus leer und wanderte durch die Hände verschiedenster Besitzer. Doch das Gebäude überstand alles: von der Idee ein Spielcasino einzurichten, einem Eigentümer, der in Insolvenz ging und flüchtig wurde, bis hin zur Zwangsversteigerung. “Als ich damals auf der Suche nach einem neuen Objekt war, bot mir die Volksbank Mittweida dieses Haus an”, erinnert sich Mike Liebers, der sich beim Umbau an die Vorgaben des Denkmalschutzes halten musste. Der alte herrschaftliche Tanzsaal ist zum Beispiel wieder so hergerichtet worden, wie er sich wohl bereits vor fast 150 Jahren präsentierte. Auch die prachtvolle Bleiglaskuppel in der Mitte des Hauses wurde wieder zum Strahlen gebracht. Das Hotel Carola hat den Hausschwamm leider nicht überlebt und musste abgerissen werden. Aber die Villa Zimmermann erstrahlt nun wieder im Glanz und man kann wohl sagen: das Warten hat sich gelohn.

erschienen im 371 Stadtmagazin 01/2009
Text: Kathy Eicholz Fotos: Sachsen Fernsehen

Erschienen im 371 Stadtmagazin 01/09

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