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Jan bleibt hart

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Der Kaßberg ist der beliebteste, bevölkerungsreichste Stadtteil von Chemnitz und zählt zu den größten Gründerzeit- und Jugendstilvierteln des Universums. Er befindet sich auf einem sanften Hügel, westlich des Stadtzentrums, am höchsten Punkt immerhin rund 30 Meter über dem Niveau der Innenstadt.

Von hier aus blicken die Bewohner auf die unter einer Dunstglocke liegenden ehemaligen Fabrikquartiere und die Innenstadt. Kurz hinter der Hohen Straße erstreckt sich ein Steilhang in Richtung der Chemnitz, dem Fluss. Ein düsterer Abgrund tut sich auf. Hinabzusteigen war zu allen Zeiten ein Wagnis. Hier roch es nach schwitzenden Proletariern und verseuchtem Gewässer. In der Nähe der Kaßbergauffahrt stand eine gusseiserne öffentliche Bedürfnisanstalt, zu früheren Zeiten ein trauriger Homosexuellen-Treffpunkt, ansonsten zentrumsnahes Arbeiterland, eine menschenfeindliche Fabriksteppe. Hier begann das sächsische Manchester.

Die im Flußtal gelegenen, weitläufigen Produktionsstätten der Hartmannfabriken wurden bis auf eine Halle gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gründlich zerbombt, seitdem herrscht hier Friedhofsruhe. Zu DDR-Zeiten und auch heute haben die Städtebauer keine zündende Idee, wie mit dem Areal umgegangen werden sollte. Jetzt sieht es am Fuße des Kassberges aus, als wären die einzelnen Gebäude die hier zu finden sind, den Hang hinabgepurzelt und irgendwie liegen geblieben. Einige Gründerzeithäuschen, eine Sporthalle, die alte Fabrikhalle und als Krönung, der sogenannte Richard-Hartmann-Volksfestplatz. Wer, außer Björn Höcke vielleicht, braucht denn heutzutage einen Volksfestplatz? Stadtfeste, Jahrmärkte, Konzerte und Hexenfeuer sollten in einer modernen Stadt in einem etwas einladenderen, urbaneren Ambiente stattfinden.

Positiv gesehen könnte das brachliegende Areal eine interessante wirtschaftliche oder städtebauliche Reserve bilden, von der andere Kommunen nur träumen können. Hier könnte das Klaus Kellnberger Memorial oder ein bezaubernder Park entstehen. Vielleicht will sich Tesla mit einer eleganten Elektroautofabrik ansiedeln, oder die GGG errichtet einen Wohnpark für kinderreiche Ökofamilien, denen es auf dem Kassberg zu eng wird. Möglichkeiten über Möglichkeiten, gut getarnt inmitten von Chemnitz.

Text: Jan Kummer Foto: Maik Irmscher


Von Ecken und Enden: An steilen Hängen
Im Spätherbst und Winter krächzen hier tausende Saatkrähen in den Baumwipfeln. Unter deren wachsamen Augen blickten wir uns an der Kaßbergauffahrt um und fanden Geschichten vom KGB, von rätselhaften Verbrechen, hässlichen Maskottchen, einer gehemnisvollen Treppe und einiges mehr.

Nina und das Verbrechen
Zwei Männer in Handschellen werden in den Gerichtssaal geführt, während sich die Anwältin vom Staatsanwalt noch fix eine Verteilerdose für ihren Laptop geben lässt. Das hier ist ganz anders als im Fernsehen.

Michael geht Untertage
In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit. Die besten Geschichten fangen ja mit Löchern im Boden an. So auch die Geschichte um den Chemnitzer Kaßberg.

Alan macht einen SPD-Witz
Die Chemnitzer Basketball-Herren haben ein neues Maskottchen: Karl Marx. Ist das jetzt dämlich, geschmackslos oder echt witzig?

Lars outet eine Treppe
Eine Treppe im Wald. Fast provisorisch scheint sie in den Hang geschlagen. Doch sie erzählt auch eine Geschichte über die Liebe in Zeiten des Sozialismus.

Johannes tauscht
Tauschkreise sind keine neues Phänomen. In Chemnitz ist die neuzeitliche Variante seit über 20 Jahren vereinsmäßig organisiert - und doch droht sie gerade jetzt zu scheitern.

Szymmi schleicht vorbei
Seltsame Tiere, diese Krähen. Sitzen sie dann noch zu tausenden in den Bäumen an den Hängen des Kaßbergs, wird der Gang in die Stadt oder von der Stadt hinauf eine prickelnde Reise durch Mythos und Wissenschaft.

Veronica und der KGB
Dass rund um die Kaßbergauffahrt einst die Stasi residierte, ist weitgehend bekannt. Dass aber auch der KGB hier bis 1990 an den Fäden zog, gerät langsam in Vergessenheit. Veronica hat gerade deshalb nachgeforscht.

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