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Herr Kummer gibt Antwort
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Chemnitz hat eine Glückssträhne. Ein passender Zeitpunkt, um sich als Atommüllendlager zu bewerben?
Lieber Herr Kummer, aktuelle Untersuchungen beweisen, dass mindestens fünf Gebiete in Chemnitz als Atommüllendlager geeignet wären. Doch bundesweit gibt es jede Menge passender Orte. Chemnitz hat in den letzten Jahren aber einige unerwartete Coups gelandet: Kulturhauptstadt, Wasserstoffzentrum, Fernbahnanschluss, usw.. Sollten wir uns proaktiv um das Atommüllendlager bemühen?
Vielen Dank für diese wichtige Frage. Selbstverständlich sollte Chemnitz sich diese einmalige Chance nicht entgehen lassen. Die im Rathaus neu eingerichtete Stabsstelle „Wirtschaft und Digitalisierung“ darf nun keine Zeit verlieren und muss schnell auf die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) zugehen. Chemnitz ist bereit für Atommüll!
Nach Ansicht der Fachleute eignet sich neben Röhrsdorf und Euba besonders der Stadtteil Einsiedel für eine Lagerung des wertvollen Stoffs. Momentan gehen die Pläne für die Endlagerung leider davon aus, atomares Material schamhaft in tiefen Gesteinsschichten zu verstecken. Dieser Scheuklappen-Blick behindert allerdings eine radikale Neubewertung des sogenannten Mülls. „C. the Unseen“ ist doch das Motto der Kulturhauptstadt 2025. Was heute noch als Müll bezeichnet wird und verbuddelt werden soll, könnte doch mit Hilfe der pfiffigen heimischen Ingenieure sichtbar gemacht und innovativ verwertet werden.
Chemnitz könnte sich so auch als Speerspitze der „Cradle to Cradle“-Bewegung zeigen. Hier geht es schließlich um eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft. Die Einsiedler Brauerei ist in der Lage leere Bierfässer zur Verfügung zu stellen, in denen der atomare Stoff bis zur Wiederverwendung zwischengelagert wird. Auf dem weitläufigen Gelände des ehemaligen Pionierlagers „Palmiro Togliatti“ könnten die Behälter abgestellt werden. Eventuelle Sorgen und Befürchtungen der Anwohner müssen natürlich Ernst genommen werden, ich bin mir aber sicher, dass die minimalen Risiken eines Atomlagers in dieser strukturschwachen ländlichen Gegend durch die Vorteile bei weitem übertroffen werden.
Nach den Berechnungen der BGE sind für das Unterbringen der derzeit zwischengelagerten 1900 Castor-Behälter nur rund 30.000 Kubikmeter Raum erforderlich, also ein Würfel mit einer Kantenlänge von wenig mehr als 31 Metern. Dieser atomare Bierfass-Würfel könnte bereits im Jahr 2025 den Touristen als temporäres Kunstwerk präsentiert werden. Chemnitz hätte neben Brüssel ein Atomium vorzuweisen, ein Symbol für Fortschritt und strahlende Zukunft. Langfristig könnten in Einsiedel und der gesamten Region unzählige Arbeitsplätze entstehen, denn die von uns allen gewünschte Verringerung des Verbrauchs von Öl, Gas und Kohle bietet der Kraft des Atoms neue Möglichkeiten.
In der Region Chemnitz könnten atomgetriebene Fahrzeuge hergestellt werden. Statt Benzin könnten Einsiedler-Brennstäbe das Auto der Zukunft antreiben. Reichweiten von bis zu 5000 Kilometern ohne Tankstopp wären möglich. Atomeisbrecher, Raumfähren, gigantische Fernheizungen, all dies könnte mittels aufgearbeitetem Atommüll betrieben werden. Das düstere, schroffe und wirtschaftlich unergiebige Erzgebirge könnte durch gezielte atomare Sprengungen eingeebnet werden, um Platz für Sonnenblumenplantagen und Getreidefelder zu schaffen.
Wie schrieb schon der große deutsche Philosoph Ernst Bloch in seinem Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“: Die Atomenergie schafft aus der Wüste Fruchtland, aus Eis Frühling. Einige hundert Pfund Uranium und Thorium würden ausreichen, die Sahara und die Wüste Gobi verschwinden zu lassen, Sibirien und Nordamerika, Grönland und die Antarktis zur Riviera zu verwandeln.
Text: Jan Kummer Foto: Adobe/Fabian