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Herr Kummer weiß Antwort

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Lieber Herr Kummer, aktuell tobt in Chemnitz ein harter Kampf über das, was Kunst ist und was nicht. Könnten Sie bitte mal ein Machtwort sprechen und das ein für alle Mal erklären?

Zunächst möchte ich die Gelegenheit nutzen, um zu erwähnen, dass die Holzbank vor dem smac Museum fast 100 000 Euro gekostet hat. Einhunderttausend Euro! Von diesem Geld hätte man für bedürftige Grundschüler 147 000 Packungen Vollmilch kaufen können oder einen Meter Autobahn auf der Strecke Chemnitz-Leipzig. Diese Bank ist, wie auch das Auto im Schlossteich, der angemalte Eins-Energie-Schornstein und der Karl-Marx-Darm am Schillerplatz, keine Kunst.

Richtige Kunst muss nämlich allen und jedem gefallen. Ein gutes Werkzeug, um die Popularität eines Kunstwerkes zu erkennen, sind zum Beispiel Online-Abstimmungen und Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Ungefiltert kommt hier die unbestechliche Volksmeinung zur Geltung. Hier sollte entschieden werden, welche Werke in den öffentlichen Raum gelangen dürfen.

Allgemein anerkannte Kunst ist meist etwas älter. Sie sollte unbedingt preiswert und optimalerweise von einheimischen Kreativ-Handwerkern hergestellt sein. Kunst ist natürlich auch, wenn man etwas beim besten Willen nicht selber machen kann. Ein Auto versenken oder die Bazillenröhre lila anstreichen kann jeder. Einen riesigen Karl-Marx-Kopf mal eben im Hobbykeller oder der Garage modellieren ist unmöglich. Deshalb ist das Marx-Monument Kunst. Ein wichtiges Kriterium, um Kunst zu erkennen ist auch, dass man sie sofort begreift und versteht. Nehmen wir den neu errichteten Saxonia-Brunnen am Johannisplatz. Hier handelt es sich ohne Zweifel um Kunst. Der Betrachter erkennt sofort, die Dame mittig auf dem Sockel, mit dem Zuckerstreuer auf dem Kopf, ist unser schönes Sachsen. Spinnerin und Schmied, die beiden seitlichen Bronzeplastiken symbolisieren die Textilindustrie und den Maschinenbau von Chemnitz. Leider stammen die Entwürfe und Modelle für den Brunnen aus Dresden, und die Bronzefiguren wurden in Polen gegossen, aber wir wollen nicht kleinlich sein, zumal der große Kunstmäzen und Architektur-Guru Claus Kellnberger die Kosten für den Wiederaufbau dieses zauberhaften Ensembles übernahm.

Richtig gute Kunst waren auch die Kaiser Wilhelm-, Bismarck- und Moltke-Denkmäler auf dem Chemnitzer Marktplatz. Diese, nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörten Werke, könnten ja nach Vorlage alter Postkarten weitestgehend originalgetreu nachempfunden werden, und die Mitte unserer Stadt, wie in guten alten Zeiten, verschönern. Falls sich keine Chemnitzer Firma findet, die die drei deutschen Helden in Bronze gießen kann, empfehle ich die Mansudae Fabrik im nordkoreanischen Pjöngjang. Hier arbeiten rund um die Uhr 4000 Maler, Bildhauer und Kunsthandwerker. Diese fleißigen Arbeiter können wirklich alles. Hier kommt Kunst noch von Können! Monumentale Statuen, mächtige Schnitzereien oder großformatige Blumenstilleben, hier hätte Chemnitz schon längst ein paar schöne, dekorative Kunstwerke für den öffentlichen Raum bestellen können.

Text: Jan Kummer Foto: Rainer Sturm[nbsp] / pixelio.de

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