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Balu und Du

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In Chemnitz gibt es viele wertvolle Projekte, über die man leider viel zu wenig liest. Unsere Redakteurin Jenny Wittig hat sich mal bei Balu und Du umgehört und beschreibt euch, wie das Projekt wertvolle Freundschaften für Kinder baut.

Sofia* ist 9 Jahre alt. In der Schule lernt sie gerade Lesen und Schreiben, sie liebt Spielplätze, die Farbe Blau und fragt gern Löcher in den Bauch. Doch nicht auf alle Fragen haben ihre Eltern eine Antwort, manchmal haben sie nicht mal die Zeit, ihr zuzuhören und oft fühlt sich Sofia allein. Da ist niemand, der nur für sie da ist, sich mit ihr unterhält und mit ihr spielt. Auch ihre Schule ist eine Besondere. Sie besucht eine Förderschule, da ihr das Lernen nicht sehr leicht fällt.

Anna ist 21 Jahre alt. Sie studiert Grundschullehramt, liebt Duftkerzen, engagiert sich im Schwimmverein und unternimmt gern etwas mit ihren Freund:innen.

Sofia und Anna treffen sich jede Woche. Sie gehen zusammen auf Spielplätze, schlendern um den Schloßteich oder essen gemeinsam Eis. Anna ist seit Juli 2022 in Sofias Leben und mittlerweile eine wichtige Bezugsperson für sie. Sie hört ihr zu, nimmt sie ernst und schenkt ihr die volle Aufmerksamkeit. Bei ihr fühlt sich Sofia sicher, geborgen und vollständig akzeptiert.

Dass Kinder wie sie und Erwachsene wie Anna aufeinandertreffen, wird durch das Programm ‚Balu und Du‘ ermöglicht. Kinder wie Sofia gibt es viele in Chemnitz. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen, aber für Kinder schwierigen Situationen.

Was sie jedoch häufig gemein haben, sind unter anderem unausgeschöpfte Potenziale, Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme zu Gleichaltrigen und Eltern, die nicht genügend Zeit für ihre Kinder aufbringen können. Oft fehlt es an Wertschätzung, einem sicheren Umfeld, manchmal auch an Verständnis und Akzeptanz für die besonderen Bedürfnisse des Kindes.

Bei ‚Balu und Du‘ übernehmen zuverlässige junge Menschen, die von einer geschulten Person angeleitet werden, für ungefähr ein Jahr die Freundschaft mit einem Grundschulkind. Nach dem Film ‚Dschungelbuch‘ werden die Kinder, die mitmachen, Mogli genannt und die Patinnen und Paten Balu.

„Aktuell gibt es am Standort Chemnitz vier aktive Gespanne.“, erklärt Madlen Günther, wissenschaftliche Mitarbeiterin der TU Chemnitz und Programmkoordinatorin von ‚Balu und Du‘. „Die Mogli-Kinder kommen auf unterschiedliche Arten zu uns, manchmal über das Jugend- oder Gesundheitsamt, es gibt aber auch Eltern, die mich direkt anschreiben. Wir haben mittlerweile eine Art Warteliste mit Kindern, für die wir einen Balu suchen.“, berichtet sie. Balus sind meist Studierende, da Madlen diese über Rundmails am einfachsten erreicht. „Aber prinzipiell ist das nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, dass die Paten und Patinnen gut mit Kindern können und mindestens 18 Jahre alt sind und vor allem Zeit und Lust haben. Die Balus begleiten die Moglis in einer wichtigen Phase ihres Lebens.“ Auf diesem gemeinsamen Weg lernen nicht nur die Pat:innen mit herausfordernden Situationen umzugehen, sondern auch die Schützlinge entwickeln sich durch die Freundschaft weiter. So erzählt Madlen von Kindern, die vor dem Programm noch nie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren sind und am Ende allein mit dem Bus vom Treffen nach Hause finden. Oder einem Jungen, der mit Wutattacken zu kämpfen hatte, durch seinen Balu aber gelernt hat, besser damit umzugehen. „Für einige Kinder wird Balu zum Lieblingsmenschen, sie machen Fotocollagen von den gemeinsamen Ausflügen und die Treffen sind das Highlight der Woche.“, erzählt die Organisatorin.

Sofia ist bald 10 Jahre alt. Sie hat in Anna eine Freundin gefunden, die ihre Fragen beantwortet, mit ihr kleine Alltagsabenteuer erlebt und die für sie zu einem Vorbild geworden ist. Als um sie herum mal wieder alles chaotisch ist, schaut sie zu ihrer Balu-Patin und sagt: ‚Ich bin froh dich zu haben.‘

Mehr Informationen zum Programm und Anmeldeprozess: https://www.balu-und-du.de/

Eine Podcastempfehlung zum tiefer Eintauchen: https://www.auf-leben.org/aufleben/podcast/

*Namen geändert und teilweise fiktionale Geschichte basierend auf realen Kindern

Text: Jenny Wittig | Foto: Besim Mazhiqi

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