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Blech und Steine

Jan Mixsa macht was er will

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Muss Liebe schön sein! Jan Mixsa (rechts) macht's mit Puppen.

Man kann nicht sagen, dass Jan Mixsa kein ambivalenter Mensch ist. Ein Mann, der bei seinen Konzerten zur Mitnahme von Steinen aufruft (zum Scheibeneinschmeißen auf dem Heimweg) und der im Kinderfernsehen Briegel den Busch oder Tobi Tüftel in Olis Wilde Welt spielt. Der Musiker, Schauspieler, Puppenbauer und -spieler ist quasi ein One-Man-Ensemble für alle Lebenslagen.[nbsp]

Dieser Jan Mixsa kehrt nun mit einer Inszenierung nach Chemnitz zurück, eine Stadt, in der ihn zumindest eine Generation kennt, die Ende der Neunziger die Augen offen hielt. Damals nämlich war Mixsa im Figurentheater fest angestellt und nicht nur im alternativen Kulturkreis bekannt. Entdeckt hatte den Dresdener Manfred Blank, heute noch immer Leiter der Sparte, bei einem Auftritt im Lese-Café. Jan Mixsa war da mit seinem eigenen Programm, obwohl er nie ein Studium als Puppenspieler absolviert habe, wie er zugibt. Das Figurenbauen begann er jedoch schon im Kindesalter in der Schmiede seines Vaters. Es war ein "auch" neben vielen Lebensentwürfen bei ihm. Er wollte Musiker werden, bevor ihm die Zahnmedizin Untauglichkeit bescheinigte, war Baumschulgärtner, Zimmermann, Krankenpfleger. Bei all seinem Umdieweltkommen hat er auch eine Menge reflexionsbedürftiger Erfahrungen in sich angestaut, viele davon kritisch. Sein Anwalt sagt, bis zur Bühnenkante, dass sei der Raum, an dem er gewisse Dinge sagen dürfe, da gibt es künstlerische Freiheit. Ohne diesen Raum, so Mixsa, würde er verrecken.

Das gilt vor allem für seine Auftritte, wie er am 14. Dezember einen im Moritzhof abhält. Verrücktes Programm mit Lesung und Musik. Etwas verhaltener zeigt er sich im Theater – vielleicht. Es ist zumindest eher nicht zu erwarten, dass zur Premiere am 9. November Schimpftiraden gegen Wolfgang Schäuble oder die Pharmalobby von der Bühne fliegen. Trashig und amüsant soll seine Adaption von Shakespeares "Was ihr wollt" werden, ein Figurentheaterstück für Erwachsene. Neben Textfassung und Regie übernimmt Mixsa den Bau der Figuren und das Bühnenbild.

Zwei Werkstätten hat er noch in Chemnitz, in denen die Ausstattung seiner Stücke entsteht. Theater ist für ihn eher Handwerk als Kunst, sagt er. Am Haus käme er daher auch am besten mit den Gewerken, also den Bühnenarbeitern klar. Für "Was ihr wollt" entstehen Figuren aus viel Blech, eine Reminiszenz an seine Kindheit in der Schmiede. Der Text hingegen bleibt zwar anspruchsvoll, wurde aber „ziemlich“ bearbeitet und von Mixsa angereichert. "Was ihr wollt", darauf hatte Jan Mixsa einfach Lust, das könnte auch das Motto seiner Arbeit sein. Er befinde sich in der komfortablen Situation das zu tun, was ihm Spaß macht.

Text [&] Foto: Michael Chlebusch

Erschienen im 371 Stadtmagazin 11/12

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