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Grüne Riesen in Gefahr

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Die Chemnitzer Stadtbäume dursten. Was wir für das wichtige Grün tun können.

Es geht ihnen nicht gut, den etwa 33.000 erfassten Chemnitzer Straßenbäumen. „Bereits in den zurückliegenden Jahren hat die Stadt etwa 2.500 Bäume im Verkehrsgrün und in den öffentlichen Grün- und Parkanlagen verloren“, sagt Peter Börner, Leiter des Grünflächenamts. Von 2017 bis 2020 habe sich der prozentuale Anteil der Baumzustandsstufen 4 und 5 (stark geschädigt bzw. eigentlich Fällung) auf sechs Prozent verdoppelt. Damit weisen etwa weitere 2.000 Straßenbäume irreversible Schäden auf und gelten bereits als verloren.

Noch gilt Chemnitz als grüne Stadt: Linden, Ahorn, Kastanien, Platanen und weitere Baumarten an den Straßenrändern sorgen für Luftreinigung, spenden Schatten und verbessern das Kleinklima. Doch Manfred Hastedt, Leiter des Umweltzentrums, warnt: „Viele unserer Bäume kommen allein nicht mehr klar. Den Stress aus fast vier Jahren Trockenheit, jetzt zusätzlich die Belastungen durch das Streusalz im Winter und die Schäden aus Leitungsbaumaßnahmen – etwa durch die Verlegung von Glasfaserkabel – vertragen die Bäume nicht gut“ meint der Umweltschützer und erklärt: „Wenn die Blätter schon im Frühjahr gelb werden, weist das auf die Salzschäden hin. Bleiben die Kronen licht, sind voller Totholz und sieht man an der Baumrinde Verletzungen und schwarze Flecken – also Pilzbefall – dann sind das eindeutige Alarmzeichen“.

Damit Chemnitz grün bleibt, gilt es noch eine Altlast zu kompensieren: „Zu DDR-Zeiten gab es deutlich weniger Baumpflanzungen, diese Generation an Bäumen fehlt uns jetzt“, so Hastedt. Das Grünflächenamt liefert, so gut es kann: „Wir pflanzen planmäßig nach, dieses Jahr sollen an sieben Straßen Neu- und an 13 Straßen Nachpflanzungen erfolgen“, so Peter Börner. Doch der Fachmann räumt ein: „Das ist noch zu wenig.“ 200 Bäume pro Jahr, wie bisher, reichen nicht – eigentlich sollten es eher 1000 werden. Deshalb freut sich das Grünflächenamt auch über jede Unterstützung. „Mit dem Projekt Baumpate können Chemnitzer Bäume spenden. Für 250 Euro wird eine Tafel mit Nennung des Spenders angebracht. So zeigt jedes Schild, dass Bäume Freunde haben“, erklärt Peter Börner. Etwa 100 der Baumpatenschaften gibt es aktuell – das Grünflächenamt hofft auf weitere, auch in dem es Schulen und Kitas aktivieren will. „Außerdem experimentieren wir in Kooperation mit der Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag mit Baumarten, die etwas besser mit den Herausforderungen klar kommen“, sagt Peter Börner. So sollen Edelkastanien, resistente Ulmensorten und auch Baumhasel und Silber-Linden das Stadtgrün ergänzen.

Das größte Problem: Wassermangel

Neben neuen Bäumen zu pflanzen, muss vor allem der noch gesunde Baumbestand erhalten werden. Und auch hier sind die Chemnitzer gefragt: „Die fachgerechte Jungbaumpflege kann mit dem vorhandenen eigenen Personal derzeit kaum umgesetzt werden“, so Peter Börner. Zum Teil wird dieser Mangel durch Vergabe der Pflege an Fachfirmen aufgefangen. Auch die Bewässerung wird professionalisiert: „Dank eines Ratsbeschlusses im vergangenen Jahr gibt es jetzt die Mittel für zwei Bewässerungsfahrzeuge. Die Fahrzeuge wurden umgehend bestellt und wurden im März 2021 geliefert.“ Außerdem stellt das Grünflächenamt 50 Wassersäcke zur Verfügung, mit denen engagierte Bewohner vor allem die jungen Bäume mit Wasser versorgen kann.

„Grundsätzlich kann Jeder für den Baum vor seinem Haus etwas machen“, erklärt Manfred Hastedt. Regelmäßiges Gießen früh oder in der Dämmerung, vor allem in der anstehenden wasserarmen Sommerzeit, hilft viel. Zwischen 50 bis 80 Liter braucht ein Baum täglich – und einen gut aufgelockerten Boden, damit das Wasser auch bis zur Wurzel kommt.

Der freie Boden rund um einen Straßenbaum nennt man Baumscheibe. „Eigentlich sollte die im Durchmesser so groß sein wie die Baumkrone“, erklärt Manfred Hastedt. Tatsächlich ist das im Stadtbild fast nie zu finden. Außerdem ist der Boden häufig zu stark verdichtet, Wasser fließt eher ab als das es einsickert. Fehlen dann auch noch Baumbügel, damit Autos nicht auf der Fläche parken können und landet regelmäßig Hundeurin am Baum, ist das Sterben absehbar. „Deshalb begrüßen wir die Pflege der Baumscheiben: Wird der Boden aufgelockert und mit Anpflanzungen wie Scharbockskraut, Veilchen, Lerchensporn und Akelei verbessert – dann hilft das dem Baum“, so Hastedt.

Infos zur Die AG Baumpflege, zu Baumpatenschaft und Wassersäcken: umweltzentrum-chemnitz.de

Text: Peter Altmann, Fotos: XXX

Dieser Text erschien bereits in „Chemnitz grünt“, dem neuen Magazin für Stadtgrün. www.chemnitz-gruent.de

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