⚠ Diese Webseite wurde nicht für Internet Explorer 11 optimiert. Wir empfehlen Mozilla Firefox , Microsoft Edge oder Google Chrome.
Veröffentlicht am:
Wer Jakob Rechenberg in seiner Werkstatt in einem Hof an der Palmstraße besucht, fühlt sich direkt in eine Szene aus vergangenen Zeiten versetzt. Diese wohlige Atmosphäre vom schönen, traditionellen Handwerk, das man heute eigentlich nur noch aus Filmen oder 3sat-Dokus kennt. Aber bei Jakob Rechenberg ist das alles keine Kulisse, sondern sein alltägliches Arbeitsumfeld. Er ist Chemnitz' einziger Geigenbauer.
Der 33-Jährige Brandenburger kam im vergangenen Jahr wegen seiner Freundin in die Stadt. Da hatte er gerade sein Studium in Markneukirchen abgeschlossen und den Meister als Geigenbauer gemacht. Ursprünglich wollte er Musiker werden, dann entdeckte er seine Faszination fürs Handwerk. So lernte Jakob Rechenberg zunächst den Beruf des Orgelbauers. Bekam in diesem Fach ein paar Auszeichnungen und arbeitete während eines Auslandsjahrs in den USA. Danach sollte es allerdings etwas Neues sein. Deshalb fing er die Ausbildung zum Geigenbauer an. Darin scheint er nun angekommen. Er betreibt seine eigene Werkstatt in Chemnitz und freut sich, dass die Resonanz von Anfang an gut war. Hier repariert und restauriert er Geigen, Bratschen oder Celli. Und zweimal im Jahr will er auch ein neues Instrument bauen. Die Werkstatt, durch die die abendliche Sonne scheint, sieht aufgeräumt und übersichtlich aus. Was es zum Bau einer Geige braucht, sind nicht komplexe Werkzeuge oder unzählige Materialien. Es ist vor allem Erfahrung und ein Gefühl für den Klang, der am Ende herauskommen soll. Den richtigen Klang zu finden sei sehr intuitiv und deshalb ist es schwer, darüber zu sprechen, sagt Jakob Rechenberg. Er selbst suche noch nach seinem idealen Klang, sei offen und ließe sich faszinieren. Dabei gibt es so viele Variablen. Schon kleine Änderungen an der Dicke des Holzes im Korpus, oder der Position der Streben, die die Schwingungen darin übertragen machen für das geübte Ohr einen großen Unterschied aus.
Für Jakob Rechenberg besteht in dieser Vielfalt gerade das Faszinierende seines Berufes. Zweimal die gleiche Geige zu bauen sei allein aufgrund des natürlich gewachsenen Holzes kaum möglich. Aus verschiedenen Holzstücken, den er selbst beim Tonholzhändler aussucht, hobelt und schneidet er das Instrument. Etwa dreihundert Arbeitsstunden stecken am Ende in einer handgefertigten Geige. Doch diese Arbeit lohnt sich für den Handwerker im Idealfall nicht nur finanziell: Wenn die selbst gebauten Instrumente dann von Musikern gespielt werden, sagt Jakob Rechenberg, sei das für ihn als Geigenbauer das Höchste.
Text [&] Foto: Michael Chlebusch
[nbsp]
[nbsp]
Erschienen im 371 Stadtmagazin 06/13