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Drei neue Bühnen

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Das Chemnitzer Schauspielhaus macht dicht. Bis zum Ende des Jahres werden Schauspiel und Figurentheater ihre sieben Sachen ein- und im Spinnereimaschinenbau an der Altchemnitzer Straße wieder auspacken. Der alte Würfel muss saniert werden.

Nach dem Bau des Hauses im Jahr 1980 wurde aufgrund von alter Elektrik, Brandschutz und bröckelndem Putz dafür Zeit und der Stadtrat beschloss das Vorhaben bereits im Jahr 2018. Eigentlich sollte die Sanierung in drei Spielzeitpausen stattfinden. Doch dieser Plan wurde Anfang des Jahres verworfen - zu umfangreich sei das Unterfangen - und der Umzug in eine Interimsspielstätte beschlossen. Die fand das Haus im Spinnbau, wo schon Teile der Kostümabteilung residieren. An der Altchemnitzer Straße gibt es bereits einen Veranstaltungssaal mit passender Infrastruktur, etwa Garderoben, Sanitäranlagen und gastronomische Einrichtungen. Die baute und baut das Theater teils in Eigenleistung aus und um, um sie den heutigen Bedürfnissen anzupassen - der Spinnereimaschinenbau strich hier immerhin auch schon vor über 20 Jahren die Segel.

Auch einiges an Technik kann aus dem Schauspielhaus am Park der Opfer des Faschismus übernommen werden: Man habe bereits bei vergangenen Anschaffungen auf Mobilität etwa bei Ton- und Beleuchtungsanlage geachtet, sagte Generalintendant Christoph Dittrich der Freien Presse im Februar. Drei neue Bühnen entstehen nun im Spinnbau. Auf die Dreh- und Kippfunktion der Großen Bühne im Schauspielhaus werden Regisseur*innen zwar vorerst verzichten müssen, aber das Publikum findet in etwa so viel Platz wie zuvor: 364 Sitze hat die neue Große Bühne, ca. 60 der Ostflügel und rund 100 das Figurentheater. Den Spielbetrieb wird der Ostflügel am 1. Oktober 2021 aufnehmen, die anderen beiden folgen im März 2022.

Der Ostflügel startet mit „Jede Stadt braucht ihre Helden“ von Philipp Löhle, einer Studioinszenierung über Kleinkriminelle und Alltagshelden in der Regie von Matthias Huber. Das Gefühl um die erste Premiere in der bis dahin noch nicht fertigen Spielstätte beschreibt er als Angstlust - Stolz und Gespanntheit zugleich, da die Proben nur auf Kenntnis der Grundrisse ohne Raumgefühl stattfinden und es viele Unbekannte gebe. Aber das Stück sei ein bisschen Tarantino, ein bisschen trashig, sagt Huber, passe also vielleicht gut in das Setting. Man müsse da Lust auf Rock 'n Roll haben und die hat er.

Die Sache mit dem Rock 'n Roll bietet ja auch Chancen: Dem Spinnbau einerseits, der sich zum Kulturhotspot entwickeln kann, wobei das Gelände mit seinem Club- und Festivalbetrieb zwar schon jetzt einem kleinen Publikum gut bekannt ist, in den ein Großteil der Chemnitzer Kulturbesucher*innen aber wahrscheinlich noch nie einen Fuß gesetzt hat. Dem Schauspiel bietet sich andererseits die Chance, mit neuem Standort auch sein Profil und seine Zielgruppe zu sanieren - ein bisschen Verjüngung und Experimentierfreude kann dem Programm des Hauses ehrlich gesagt nur gut tun.

Etwa 18 Monate soll die Sanierung dauern und zur Spielzeit 2023/24 könnte das renovierte Haus am alten Standort wieder seinen Betrieb aufnehmen. Dabei deutete der Generalintendant bereits an, dass er sich eine Nachnutzung als Veranstaltungs- oder Probenraum für die freie Szene oder auch für Gastspiele gut vorstellen könne.

Text: Michael Chlebusch Bild: Maik Irmscher

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