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Ein Besuch im Garten Eden

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Der Chemnitzer Musiker SKUPPIN veröffentlicht am 25. November seine zweite EP „GARTEN EDEN“. Um ein bisschen darüber zu quatschen, geht Katha von Sterni auf Beatfühlung.

Wir treffen uns an einem Samstag-Nachmittag eigentlich bei Kaffee und Tee im Café Bohnenmeister und uneigentlich im Döner nebenan auf einen Softdrink. Weil schöne Cafés in Chemnitz prinzipiell am Wochenende zu haben und schöne Dönerläden immer da sind, wenn man sie braucht! SKUPPIN sitzt mir gegenüber, hinter ihm ein orientalisches Wandbild, vor ihm eine Sprite. Während er mir erklärt, was hinter dem EP-Titel „Garten Eden“ steckt, hört man im Hintergrund den in Chemnitzer Dönerläden vertrauten Sound von Menschen an Spielautomaten.

„Die EP ist ein Abbild von diesem Jahr, in dem ich viel Musik gemacht habe. Ich habe anfangs nicht geplant, eine EP zu produzieren, da ich nicht die finanziellen Mittel dazu hatte. Mit einer Förderung der Initiative Musik hat es dann aber doch geklappt. Inhaltlich schreibe ich in „Garten Eden“ über andere Themen als früher. Es geht um Angst, Bodenlosigkeit und Panikattacken. Ich bin schon länger davon betroffen, habe mich aber nie getraut, darüber zu schreiben – man gibt dabei viel von sich Preis. Was verbindest du mit der Metapher „Garten Eden“? „Ich stelle mir darunter viel Positives vor, wo aber auch viel Gefahr mitschwingt. Ich habe das Buch „Garten Eden“ von Hemingway gelesen, das Buch sollte eigentlich nie rauskommen, wurde allerdings trotzdem veröffentlicht. Glücklicherweise! Denn es ist echt gut.

Wie ist deine EP entstanden – mit wem hast du zusammengearbeitet?

Dieses Mal hat mich vor allem mein Produzent Tristan Lodge unterstützt, ohne ihn hätte ich es niemals auf das Level gebracht. Tristan kann einen Song hunderte Male hören und hört dann immer noch Feinheiten heraus, das finde ich sehr beeindruckend. Er ist außerdem Englisch-MuMersprachler und kann mir – wo ich ja auch ab und zu englische Songs schreibe, gut weiterhelfen. Auch Junes aus der Band Alocasia hat mich sehr bei den Instrumentals des Focustracks unterstützt. Ansonsten arbeite ich mit vielen Menschen zusammen, die von Anfang an dabei waren und auch schon bei der letzten EP mitgeholfen haben. Wichtig ist mir auch der kritische Blick meiner Freundin. Je mehr Menschen einen unterstützen und ehrliches Feedback geben, umso schöner!

Wie schreibst du deine Songs?

Ich schreibe ganz sprunghaft - das funktioniert stark danach, wie ich mich fühle. Acht Stunden durchweg an einem Projekt zu arbeiten, ist nicht mein Ding, da komme ich weiter, wenn ich täglich 1-2 Stunden mache.

Was glaubst du, löst die EP bei Hörer:innen aus?

Letztens habe ich den der EP gleichnamigen Song „Garten Eden“ im Weltecho live gespielt, woraufhin einige Menschen auf mich zugekommen sind und vermittelt haben, dass sie den Song fühlen. Das freut mich sehr, da ich mit „Garten Eden“ das erste Mal sehr nah an dem bin, was ich eigentlich musikalisch gerne machen möchte. Ich mag diese Mischung aus Tanzbarkeit und Tiefgang.

Wie lebt es sich eigentlich als Musiker in Chemnitz?

Ich denke, es ist eine sehr kleine familiäre Szene. Natürlich gibt es große Namen, wie Blond, Kraftklub oder jetzt auch Power Plush, die aber alle in die Indie-Richtung gehen. Was ich musikalisch mache, gibt es sehr wenig in Chemnitz, weshalb ich auch oft das Gefühl habe, vielleicht in einer anderen Stadt wie beispielsweise Leipzig mehr angenommen zu werden. Mal sehen, was sich da in den nächsten Jahren so in Chemnitz entwickelt – selbst wenn ich wegziehen würde, wäre es nicht weit und ich würde dennoch versuchen Chemnitz soviel zu unterstützen, wie ich kann. Es ist eben trotzdem eine Familie ☺

Bekommst du viel Rückhalt und Unterstützung von deiner Familie?

Ja, absolut. Meine Familie steht sehr stark hinter mir. Egal was ich anfangen würde, sie würden mich unterstützen – ich bin ja auch Einzelkind! :D Als Kind habe ich schon viel gesungen. Mir wurde oft gesagt, dass ich bestimmt mal berühmt werde und viel Honig um den Mund geschmiert. Deswegen ist es für mich heute sehr wichtig, ehrliche Kritik zu bekommen.

Ich will jetzt nicht die Pseudo-Psychoanalytikerin raushängen lassen, aber meinst du, du fühlst dich deshalb vielleicht zu dunklen Themen hingezogen, weil du so eine helle Kindheit hattest?

Ich glaube, dass in der Melancholie mehr Kraft liegt. Natürlich verstehe ich, warum man Musik mit leichten und fröhlichen Themen hört, das sind aber keine Themen, die ich authentisch finde. Ich denke, dass beispielsweise die Auseinandersetzung mit inneren Ängsten immer relevant sein sollte und deshalb auch musikalisch transportiert werden sollte. Das kann nur zur persönlichen Entwicklung beitragen.

Welche Bands hörst du selbst gerne und welche inspirieren dich stilistisch?

Depeche Mode hat mich im letzten Jahr und auch davor schon sehr inspiriert. Ich habe auch Sounds verwendet, die sehr ähnlich sind – simpel, aber sehr ausdrucksvoll! Besonders inspiriert mich aber deren Live-Konzept. Einfach mit dem Auto irgendwo hinzufahren, die Synthesizer im Kofferraum und los geht’s. Ansonsten inspirieren mich auch die Sounds von Edwin Rosen sehr und generell viel was aus dem Bereich der New Wave-, Synth-Wave-Richtung kommt.

Instagram - skuppinmusik

Kontakt - steven.skuppin@gmx.

Text: Katha von Sterni | Foto: Thomas Erler

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