⚠ Diese Webseite wurde nicht für Internet Explorer 11 optimiert. Wir empfehlen Mozilla Firefox , Microsoft Edge oder Google Chrome.

Anzeige
Das Web-App-Mag
Immer auf Tasche

Magazin

Ein Kinodrache namens SCHLiNGEL

Veröffentlicht am:

Habt Ihr Euch schon einmal gefragt, wie das Bild auf die Kinoleinwand kommt?

Heute machen das Maschinen, so ähnlich wie die Beamer in Eurer Schule, nur viel größer. Früher hatten die Menschen keine so tolle Technik, aber dafür die Hilfe magischer Wesen. Unter dem Kino Metropol zum Beispiel wohnte ein kleiner Drachen. Er war nicht groß, gerade so, dass er bequem in ein geräumiges Kellerabteil passte. Habt Ihr einen Fahrradkeller? Dann schiebt in Gedanken die Räder einmal raus, legt eine große Kuscheldecke hin, macht das Kellerfenster für nächtliche Ausflüge größer und schon seht Ihr seine private Drachenhöhle unterm Kino.

Aber wo war ich? Ach ja. Der Kinodrache war also zuständig für die Magie auf der Leinwand. Sein Arbeitsplatz war eine Etage höher, direkt hinter dem Kinosaal. Bei zwei Vorstellungen am Tag – eine am Nachmittag für Familien, eine am Abend nur für die Erwachsenen – hatte er nicht allzu viele Verpflichtungen. Er schlief gerne bis mittags. Er frühstückte, was im Keller so kreuchte und fleuchte: Lichtscheue Insekten, flinke Nagetiere, mal ein verlorengegangenes

Haustier – beim Essen war er nicht wählerisch.

Bei Filmen aber hatte er klare Vorstellungen. Ihn schauderte es, wenn er am Abend einen Horrorfilm zeigen sollte. Er verdrehte die Augen, wenn er einen schnulzigen Liebesfilm präsentierte. Ihn schwindelte es, wenn er einen Actionfilm mit Fallschirmsprüngen vorführen musste. Was er liebte, waren Kinderfilme: Gezeichnete oder animierte oder Filme mit echten Menschen; Filme mit kleinen Detektiven, mit singenden Prinzessinnen, mit märchenhaften Abenteuern. Nur eine Sache ärgerte ihn: Wenn Drachen als fiese Monster dargestellt wurden!

Er zumindest konnte für sich behaupten, ein sehr angesehenes Mitglied der Stadtgesellschaft zu sein. Eines Tages nach dem Frühstück ging er die Stufen hoch zu seinem Arbeitsplatz. Hinter dem Zuschauerraum war sein Reich: Hier lagerten die Filmrollen: Lange Streifen aus Kunststoff mit tausenden Bildern darauf, nämlich 24 pro Filmsekunde. Sie waren seine Schätze, die er wie ein, nun ja, Drachen hütete. Nach vorn zum Saal hin war ein Loch

in der Wand und dahinter stand eine spezielle Vorrichtung für seine feurige Schnauze. Bevor der Film losgehen sollte, legte unser Kinodrache also die Filmrolle ein, dann seine Schnute ab, entzündete sein magisches Feuer und er – und die Zuschauer – genossen die Vorführung.

An jenem Tag zeigte er einen Märchenfilm namens Dornröschen. Die Handlung war aufregend und die böse Fee war so angenehm gruselig. Doch kurz vorm Ende des Films wurde es unserem Kinodrache zu viel, denn die Fee im Film verzauberte sich selbst – in einen bösen Drachen! So etwas aber gab es nicht: Feen verwandelten sich in Schmetterlinge oder in hübsche Blumen, aber doch nicht in Drachen! Das wusste jedes Kind! Wie konnten die Filmemacher das behaupten?

Das war Diskriminierung! Unser Kinodrache schnaufte entrüstet und ein paar extra Flammen verließen seine Nasenlöcher – was zur Folge hatte, dass die Kinorolle schmolz und der Film ganz plötzlich zu Ende war.

Die Zuschauer waren bestürzt, „Oh” und „Ach je” tönten durch den Saal. Einige Kinder weinten.

Unser Kinodrache schämte sich. „Na prima”, dachte er, „jetzt bin ich genau der fiese Drache, der ich nie sein wollte.”

Doch ein kleiner Junge drehte sich zum Loch in der Wand um, grinste den Kinodrachen breit an und rief über die Aufregung hinweg: „Der Film war eh doof. Aber Du bist so ein richtiger SCHLiNGEL!” Da musste der ganze Saal lachen und die Kinobetreiberin entschied sich, alle zu Popcorn einzuladen. Da waren die Leute wieder zufrieden. Und so kam nicht nur der Kinodrache zu seinem Namen, sondern auch das gleichnamige Festival für Kinderfilme. Noch heute sitzen dort selbstverständlich Kinder in der Jury, denn die wissen selbst am besten, was ihnen gefällt.

Das gesamte 371-Team gratuliert dem SCHLiNGEL-Filmfestival zum 25. Jubiläumsjahr!

Text: Marcus Lehmann

Zurück