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Georg Spindler und Annett Schudeja setzen als Freie Mediengruppe Binario Stern auf unkonventionelle Filmideen. 371 wollte die beiden Chemnitzer vorstellen, doch gleich zu Beginn stellen sie eins klar: Private Fragen sind tabu.
Wir sitzen in einer kleinen Büro-Gemeinschaft in der Bernsdorfer Straße, links ein Atelier, rechts die freie Mediengruppe Binario Stern. „Kennst du diese Kinski-Interviews?“, erläutert Georg Spindler diese ungewöhnliche Prämisse, „Er will über seine Werke reden, aber es geht die ganze Zeit darum, was er für ein Mensch ist. Wir haben oftmals das Gefühl, dass die Sache in den Hintergrund gerät und es nur darum geht, jemand darzustellen.“ Die Sache, das sind Filme. „Filme mit, statt über Menschen“, wie Georg und seine Mitstreiterin unisono betonen. Filme bei denen sich jeder Kooperationspartner einbringen soll, nein muss. Deswegen gründeten sie 2007 die Freie Mediengruppe. Frei wollten sie vor allem von Auftragsgebern, Themenvorgaben und Konventionen sein, sie suchen sich ihre Themen und Kooperationspartner selbst. Der etwas eigenartige Name Binario Stern steht symbolisch für zwei Sterne, respektive Personen, die um ein und dasselbe Thema kreisen: Filme. Genauer gesagt Animations-, Kurzspiel- und Dokumentarfilme, immer mit einem fiktionalen Anteil.
Inhaltlich geht es um gesellschaftliche Probleme, Arbeit, Krankheit oder Generationenkonflikte. Aus diesen Themen entwickelt die Mediengruppe Projekte. Wenn dann die geeigneten Kooperationspartner gefunden sind – bisher haben sie unter anderem mit der Band Solche, mit der Keramikdesignerin Annekatrin Schönert und dem Grafiker Ronald Weise zusammengearbeitet – geht es ohne große Vorbereitungszeit an die Arbeit: „Es gibt keine langen Konzeptions- oder Drehbuchphasen. Wir versuchen die filmische und die gedankliche Arbeit möglichst nah beieinander zu halten.“ Den „entfesselten Film“ nennen das die beiden. Gefilmt wird dabei immer vor Ort, das garantiere Authentizität. Gewissermaßen sei man damit das Gegenstück zur Blue-Screen-Technik. Wichtig ist den beiden auch das Experimentieren und Ausprobieren: „Wenn jemand eine Idee hat, dann wird das sofort umgesetzt, wer nicht damit einverstanden ist, muss eins draufsetzen und das besser machen“, lassen Georg und Annett schmunzelnd wissen.
Letztes Jahr haben sie etwa zehn Filme gemacht und diese unter anderem im Weltecho und Difranco gezeigt. Was die Verbreitung und Veröffentlichung betrifft, tue man sich noch etwas schwer, gesteht Georg Spindler. Das hänge damit zusammen, dass man die Vorführungen nicht aus der Hand geben möchten. Ganz im Stile des Filmens selbst, soll es auch hier nicht bei passiver Rezeption bleiben: „Wir wollen auch bei den Vorführungen direkten Kontakt zu den Leuten. Wir wollen unmittelbares Feedback, die Filme sollen Anstoß geben für weitere Projekte.“
Text: Benjamin Lummer Foto: Szenefoto aus „jung zu alt zu jung“ 2009
Erschienen im 371 Stadtmagazin 03/10