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Flamingos und die Gartenstadt

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Chemnitz - eine Stadt der grauen Betonwände, monotonen Hecken und kitschigen Plastikflamingos. Wir staunen zum dritten Mal.

Hinter scheinbar langweiligen, betongrauen Fassaden verstecken sich allerdings spannende Anfänge der Chemnitzer Industriekultur. Die akkurat geschnittene Gartenhecke flüstert von Utopien und Ambitionen und der Flamingo träumt von Großstadtflair. Genau diese Perspektiven will das Staunt-Festival in der nun bereits dritten Ausführung den Chemnitzern eröffnen. Altbekanntes im neuen Kontext, Vergangenheit zum Lernen und Stadtkultur zum Anfassen.

Die 16 Organisator:innen der Bordsteinlobby haben sich auch dieses Jahr wieder 3 Stadtteile ausgesucht und präsentieren diese in neuem Glanz mit vergessen geglaubten Geschichten. Gestaunt wird dieses Jahr über Gablenz, Kappel und das Schlossviertel und das Orga-Team sucht noch fleißig nach Helfer:innen, welche die große Erkundungstour unterstützen wollen. Interessierte kommen dafür am Besten direkt bei der Crew-Sprechstunde am 12. Und 19. Juni ab 16 Uhr im Subbotnik vorbei.

Das Festival beginnt dann am 15. Juni mit einer Auftaktparade, die eine Woche nach der Kommunalwahl mehr als nur eine Demonstration sein soll. Es ist ein Fest des Zusammenhalts, eine Gelegenheit für die Chemnitzer:innen, ihre Vielfalt und kulturelle Stärke zu zeigen. Mit Redebeiträgen und Bewegungen aller Art, wird die Parade durch Chemnitz ein lebendiges Bild der lokalen Kulturszene malen. Diese Sichtbarkeit, Kontakte und Vernetzung stimmen damit passend auf die Festivaltage ein.

1. Juni - Das immergrüne Gablenz: Ein Stadtteil voller Leben

Der Festivaltag in Gablenz unterstreicht, was Gablenz so besonders macht. Als Stadtteile im Stadtteil, hat Gablenz gleich mehrere kleine Gemeinschaften und Architekturstile. Die Gartenstadt zum Beispiel auf der Geibelstraße, die fast komplett erhalten wurde und zwischen 1910 und 1937 als ihre ganz eigene, geschlossene Zukunftsutopie erbaut wurde, verfügt nach ihrer denkmalschutzgerechten Sanierung zwischen 1999 und 2003 über fast 650 Wohnungen, von denen fast alle einen eigenen Hausgarten besitzen.

Diese Verbindung von Wohnraum und Grünflächen macht Gablenz zu einem einzigartigen Wohnort und wurde 2003 sogar mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet. Die Architektur und das Grün in Gablenz laden nicht nur zum Wohnen, sondern auch zum Entdecken und Staunen ein. Von der Umwidmung des öffentlichen Raumes zu einer Skate-Utopie, Aktivitäten wie Aerobik im Freibad, Kleingartenrundgang bis hin zu einer Kunstperformance an der neuen Clublocation, feiert dieser Festival-Tag so die Vielfalt, Historie und den Zusammenhalt in Gablenz.

Darüber hinaus bietet das Festival mit einer mobilen Silent Disco durch das Viertel und der Pflanzen- & Schallplattentauschbörse im Gartenstadtcafe jede Menge Gelegenheiten diesen Stadtteil und dessen Bewohner:innen noch von anderen Seiten kennenzulernen.

22. Juni - Schloss Chemnitz: Von der Stadtgründung bis zu den Flamingos

Der 2. Festivaltag lädt in das Schlossviertel ein, das an diesem Tag nicht auf eine vergangene Utopie zurückblickt, sondern an der einzigartigen Kulisse des Schlossberges jetzt die Frage nach der Chemnitzer Zukunft stellt. Dieser Stadtteil der im Jahr 1136 mit der Erbauung eines Benediktinerklosters den Grundstein für die Gründung der Stadt Chemnitz legte und heute eine der beliebtesten Entspannungsoasen und Open-Air Locations der Stadt ist, verbindet so kulturelles Erbe mit modernem Leben.

Von einem Picknick am Musikpavillon, das klassische Streichermusik mit kulinarischen Genüssen verbindet, über eine nachhaltige Kleidertauschbörse, bis hin zu einer Graffiti-Malaktion, welche die urbanen Wände in Kunstwerke verwandelt, ist jeder Moment eine Verbindung von Themen, Menschen und Möglichkeiten für unsere Zukunft. Weltweit wird in Metropolen an öffentlichen Orten getanzt, gelacht und gemalt. Dieser Tag soll mit einem Augenzwinkern zeigen, wie diese Art von Großstadtgefühl auch in Chemnitz aussehen könnte. Und auch sonst wuselt das Festival als bunter Strudel durch den Stadtteil. Mit Tretboothörspielen, Taschenlampenführung und einem musikalischen Ausflug in das Weltall am Kosmonautenzentrum.

Besonders gespannt sind wir auf einen Vortrag im Odradek zum Thema sorgende Stadt. Was passiert, wenn große Kaufhallen, wie die Galerie Kaufhof, aufgeben? Wie kann es damit weitergehen im Sinne einer modernen und zukunftsgerichteten Stadt? Wir sind gespannt und staunen erwartungsvoll.

23. Juni - Kappel: Ein Stadtteil im Aufbruch

Der dritte Festivaltag führt uns nach Kappel, einem Stadtteil, der zahlreiche Aufbrüche und Transformationen erlebt hat. Kappel war einst ein industrielles Zentrum, von dem aus Chemnitzer Produkte in die Welt gelangten oder in dem die Welt auch heute noch in unseren Messehallen zu Gast ist. Einen Aufbruch der anderen Art hat auch das Heckertgebiet erlebt, das nach dem Wegzug von rund 60.000 Menschen sein eigenes, modernes Gesicht immer noch sucht. Heute steht Kappel für eine Mischung aus industriellem Erbe und kreativen Neuanfängen. Die Zwickauer Straße zum Beispiel zeigt, wie Leerstand in Chancen verwandelt wird – sei es durch große Immobilienprojekte oder durch kleine, engagierte Gruppen, die neue Gemeinschaften bilden.

Das Programm des Festivaltages „Aufbrüche“ spiegelt diese Vielfalt und Dynamik wider. Das Schlingel-Filmfestival hat in Kappel ein eigenes Kinderkino eingerichtet. Künstler:innen gestalten mit einer Graffiti-Aktion eine Unterführung um. Am Ikarus-Flughafen organisiert die Gruppe raum.collect eine Kartier-Aktion, bei der die Teilnehmer:innen den öffentlichen Raum erkunden und dokumentieren. Und dann gibts noch so einige andere spannende Perspektivwechsel, vom “Maschinenbau” der eigenen Papierflieger für den Weitflugwettbewerb oder einem Tischtennisumzug von “Platte zu Platte”, werden verschiedene Ecken des Stadtteils neu interpretiert und laden ein, über die Zukunft nachzudenken, während wir in Strukturen der Vergangenheit stehen.

Auch das dritte Staunt-Festival zeigt eindrucksvoll, wie unsere Stadt trotz ihrer wechselvollen Geschichte immer wieder neue Wege findet und sich neu erfindet. Das Staunt-Festival bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Geschichte dieser Aufbrüche zu erleben und gibt einen Denkanstoß, wie wir sie in Zukunft selbst aktiv mitgestalten können - zu einer Utopie mit Herz.

Das vollständige Programm findet ihr unter www.staunt-festival.de

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