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...ist die Situation der Chemnitzer Hundewiesen. Das klingt zugegebenermaßen erstmal nicht nach dem spannendsten Thema der Welt. Die Recherche wuchs allerdings über mehrere Wochen von einer Kuriosität in meiner Gedankenwelt zu einem durchaus interessanten Thema, bei dem sich Chemnitz irgendwie mal wieder selbst im Weg steht. Zwischendurch geht es auch mal um Waschmaschinen und am Ende bleibt dann aber doch noch ein Gassibeutel voll Hoffnung, aber fangen wir der Einfachheit halber am Anfang an.
Chemnitz hat laut Information der Stadtverwaltung 20 offizielle Hundewiesen für 9.000 angemeldete Hunde. Leipzig hat 44 Hundewiesen für 18.000 Hunde. Das klingt erstmal irgendwie vergleichbar, aber spannender wird es sobald man etwas näher hinschaut. Alle Hundewiesen der Stadt Chemnitz haben zusammen großzügig kalkuliert etwa 30.000 m² Fläche. Leipzig dagegen hat gleich mehrere Hundewiesen die einzeln bereits 30.000 m² übersteigen. Gerade auch im Vergleich mit anderen Städten sieht man, wie stiefmütterlich die Planung dieser Flächen in Chemnitz behandelt wurde.
Sandra Kögel betreibt die Webseite Chemnitz-Hunde.de, auf der sie bereits vor einigen Jahren anfing, über den Zustand der Hundewiesen unserer Stadt zu berichten. Ihr Fazit fällt dabei für einen großen Teil der Flächen vernichtend aus. Die Hälfte der Wiesen stellen aufgrund der Lage an einer Hauptverkehrsstraße ein extrem hohes Risiko für Hund und Mensch dar, Hundebeutel fehlen an fast allen Hundewiesen, wodurch Hundekot in einigen Stadtteilen zu einer höheren Belastung wird und Beleuchtung ist ebenfalls an einem Großteil der Flächen nicht ausreichend vorhanden.
Es wurden in den letzten Jahren keine neuen Flächen geschaffen, Mülleimer anscheinend abgebaut (das Grünflächenamt war dazu nicht auskunftsfähig, aber dazu erhielt ich mehrere Aussagen aus unterschiedlichen Quellen) und die einzig nennenswerte Änderung war ein neuer 60 cm hoher Zaun, der den meisten Hunden wohl eher als unterhaltsamer Hürdenparkour dient, statt als Abschirmung zur vielbefahrenen Hauptstraße. Irgendwie tut sich da also sehr wenig, obwohl ein sehr großer Bedarf besteht. Die Stadt Chemnitz nimmt übrigens jährlich fast 1.000.000 € mit der Hundesteuer ein, was allerdings nicht in Hundethemen reinvestiert wird, da diese Gelder nicht zweckgebunden sind. Nebenbei: Das Konzept einer Steuer, die 1796 in Großbritannien eingeführt und 1987 wieder abgeschafft wurde, sollte vielleicht auch in Deutschland an anderer Stelle mal wieder überdacht werden.
Einige der Themen beeinflussen auch Nicht-Hundehalter. Gerade auch das erhöhte Kotaufkommen sorgt vielerorts für Ärger. Karola Köpferl, Vorsitzende der Chemnitzer Grünen und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Soziologie, will sich mit der Situation nicht abfinden. “Wenn wir etwas ändern wollen, dann sollten wir uns immer fragen wie wir das ermöglichen können, statt uns daran aufzuhalten, warum es nicht geht”, so Karola. Es ist ein kleiner Schritt, aber ihr Modellprojekt für Hundestationspaten zeigt, dass wir auch Änderung erreichen können, ohne auf die Verwaltung zu warten. Die Stadtverwaltung, und das soll an dieser Stelle unkommentiert bleiben, lehnte einen städtischen Ausbau der Hundestationen übrigens bisher ab, da “ansonsten die Anwohner auch ihre defekten Waschmaschinen an Standorte mit neuen Mülleimern abstellen würden”.
Zurück zum Positivbeispiel: Auf dem Sonnenberg wurden bereits 5 Hundestationen mit Eimer und Beuteln an Laternen oder Gartenzäunen angebracht, für die Privatpersonen, Kirchengemeinden oder auch Kindergärten Patenschaften übernommen haben. Sie erhalten dafür eine Aufwandsentschädigung und kümmern sich selbstständig um die Leerung der Behälter. Der Kindergarten nannte dafür auch einfach praktische Gründe: “Es ist leichter die Hundestation zu pflegen statt ständig Kinderschuhe zu putzen.”
Karolas Modellprojekt funktioniert und zeigt den Bedarf und die Notwendigkeit. Sie sucht vor allem Mitstreiter, die das Projekt mitbetreuen und auch ausbauen wollen. Andere Stadtteile haben bereits Interesse bekundet, weitere Hundestationspaten findet man sicherlich auch. Mit etwas Geduld und Einsatz könnte man vielleicht sogar die Stadt Chemnitz davon überzeugen, dass es notwendig ist, sich mit den größeren und kleineren Herausforderungen des Hundelebens zu beschäftigen und Äpfel nicht mit Waschmaschinen zu vergleichen. Vielleicht ist dann die Situation in Zukunft tatsächlich ein klein wenig weniger beschissen.
Überlegt euch mal wieviele Wohnungen es gibt, und in jeder Wohnung steht eine Waschmaschine. Und wenn die jetzt alle auf der Straße landen, uiuiui.
Text: Judith Well Foto: Marco Henkel via Midjourney