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Grünes Licht für Gras

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Wir sprechen mal wieder mit inpeos über Themen, die unsere Stadt bewegen. Dieser Artikel erscheint im Rahmen der geförderten Präventionsangebote des inpeos e.V.

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Kiffen ist legal! Nun, da die Welt offensichtlich am Rand des Abgrundes steht, weil sich jetzt endlose Scharen von Jugendlichen in würzigen Cannabiswolken verlieren und unsere Gesellschaft in apathische Kicheranfälle stürzen wird, haben wir mal bei der Werkstatt KonsumKompetenz nachgefragt, was eigentlich hinter den Änderungen steckt, worauf es tatsächlich zu achten gilt und wie die Jugendlichen in Chemnitz so auf all das reagieren.

Erstmal die Änderungen in aller Kürze: Erwachsene dürfen drei Pflanzen privat anbauen. Man muss für den Erwerb einer Anbauvereinigung beitreten. Erlaubt sind 25g im Eigenbesitz. Für Jugendliche ist der Besitz und Konsum weiterhin nicht gestattet.

Grundsätzlich ändert sich also an der Situation für Jugendliche nicht viel. Expert:innen sehen hierbei sogar einen positiven Effekt, da durch die Legalisierung jetzt auch ganz offen ohne Tabuisierung in Schulen aufgeklärt werden kann. In den Gesprächen mit jungen Chemnitzer:innen bestätigt sich dieser Eindruck auch für Susann Bunzel, Leiterin der Werkstatt Konsumkompetenz. “Die Jugendlichen interessiert die Gesetzesänderungen so gar nicht wirklich. Wer vorher Gras geraucht hat, der wird auch jetzt rauchen, auch weil einigen gar nicht bewusst war, dass es bisher noch verboten ist. Für Jugendliche, die bisher nicht geraucht haben, ist das Thema auch weiterhin unwichtig.”

Auch eine umfangreichen Studie der TU Chemnitz in 2021 mit 3.300 Jugendlichen bestätigt die geringe Relevanz von Gras unter Chemnitzer Schüler:innen. So haben nur etwa 5% der Befragten in den letzten 4 Wochen Cannabis konsumiert, obwohl fast 40% der Jugendlichen es bereits vor der Legalisierung einfach gefunden hätten, selbst an Drogen zu gelangen. 15% der Jugendlichen haben dagegen kürzlich hochprozentigen Alkohol konsumiert, der ebenso einen schädlichen Effekt auf junge Gehirne haben kann.

Dennoch: Cannabis kann vor allem in jungen Jahren durchaus schädlich sein, weshalb der Konsum für Jugendliche auch weiterhin verboten ist. “Diverse Studien belegen, dass besonders in jungen Jahren durch regelmäßigen und intensiven Konsum durchaus Gedächtnis und Fokus langfristig beeinflusst werden können. Die Hirnentwicklung ist erst mit ca. 25 Jahren abgeschlossen, ab da hat man also das geringste Restrisiko.", so Susann Bunzel zu den Gefahren von Cannabis.

Cannabis ist also nicht das Ende der Welt, aber auch wie bei Alkohol, Tabak und sexueller Aufklärung bieten sich auch hier ein paar Hinweise an: Kiffe nicht wenn es dir schlecht geht, konsumiere nicht alleine, leg Pausen ein und halt den Konsum in Grenzen und vergewisser dich woher dein Gras kommt.

Was also ändert sich denn nun effektiv in der Erziehung? Ehrlich gesagt nicht viel. Wer um sein Kind besorgt ist, macht genau da weiter wo er vorher aufgehört hat. Ein offenes Ohr anbieten, aufklären, für das Kind da sein. Zimmer durchsuchen ist dabei ebenso wenig hilfreich, wie offensichtliche Panik. Kiffen wird salonfähig und es liegt an uns, zu überlegen, wie das aussehen soll - mit unserem eigenen Konsumverhalten als Vorbild und Präventionsarbeit, die Jugendlichen erlaubt, die richtigen Entscheidungen für ihr Leben zu treffen.

Text: Judith Well Grafiken: Josefine Teihs

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