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“Hang zur Kultur”: Ein Stadtteilfest als Impuls für Zusammenhalt

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An einem warmen Tag im Sommer liegt über dem Sonnenberg Musik in der Luft. Hinterhöfe sind geöffnet, Menschen schlendern zwischen Trödelständen und Cafés, Kinder bemalen Möbel, irgendwo spielt eine Band. Eine Frau tanzt auf der Straße und niemand stört sich daran. Willkommen beim "Hang zur Kultur" am 16.8.2025 ab 14 Uhr bis ca. 22:00 Uhr

Was 2017 als improvisierter "Tag der offenen Tür" begann, hat sich zum Herzstück des Chemnitzer Stadtteils entwickelt. "Damals haben sich Leute im “Café Kaffeesatz” getroffen, um dieses Konzept zu planen, die sonst kaum miteinander geredet haben. Das war etwas Besonderes, was auch heute noch Früchte trägt", erinnert sich Tolga Cerci, Stadtteilmanager des Sonnenbergs. Heute ist das Fest eine etablierte Größe, aber ohne zentralen Organisator. Jede Akteur:in macht seinen Teil. Und genau das macht den Reiz aus.

Der "Hang zur Kultur" ist kein kuratiertes Festival. Es zeigt einen Stadtteil in Aktion und Bewegung. "Die Spots entstehen da, wo etwas passiert", so Tolga. Ein Beispiel dafür sieht man gut entlang der Gießerstraße: In Höfen, Ateliers, Werkstätten, wie etwa dem vectorlab der aktuell ansässigen Werkschau oder auch eine interaktive Athletik Olympiade für Kinder, organisiert durch den Sportverein “Athletic Sonnenberg e.V.”

Das Vintage-Möbel-Projekt "Voll Vermöbelt" ist erstmals dabei und organisiert eine Trödelmeile samt DJ, die verschiedene Orte an dem Tag verbinden wird. "Wir sind ein kleiner Teil vom Ganzen, aber spüren, dass sich hier etwas bewegt", sagt Rico, der mit seiner Frau gemeinsam das Geschäft “Voll Vermöbelt” leitet. Die Laufkundschaft hat ebenfalls deutlich zugenommen und man sieht, dass sich viel auf dem Sonnenberg bewegt. "Früher war hier tote Hose. Jetzt kommen Leute rein, reden mit uns, sehen sich gern um und vernetzen sich. Viel entsteht auch einfach im Miteinander. Als Kinder mal bei uns alte Möbel bemalen konnten, hat sich eine Mutter einfach dazugesetzt und weitergemalt. Sie meinte: "Das wirkt so beruhigend, das müsste es für gestresste Eltern als Workshop geben.", erinnert sich Rico und überlegt bereits, wie man diese Idee in Zukunft für alle gestalten kann.

Hier zeigt sich die Kraft des Formats: Statt großer Bühne und konsumierbarer Events geht es um niederschwellige Teilhabe. Jede geöffnete Tür ist Einladung zur Begegnung. Die Vernetzung funktioniert mittlerweile so gut, dass das Fest ohne zentrale Leitung auskommt. "Früher hätte das nicht geklappt. Jetzt gibt es Wissen, Werkzeuge und Vertrauen. Das ist Nachhaltigkeit.", ergänzt Tolga.

Wer heute über den Sonnenberg spaziert, spürt diese Bewegung und neuen Impulse: Cafés wie das “Peace Food” oder Projekte wie das “Karree 49”, Ateliers, offene Hinterhöfe, neue Dritte Orte wie das “Raguzzi”, das Off-Theater “Komplex”, die “Experimentierküche” oder spontane Aktionen auf dem Lessingplatz, der früher eher gemieden wurde. Viele finden auf dem Sonnenberg jetzt ihren eigenen “place to be.”

Aber zurück zum “Hang zur Kultur”, bei dem dieses Jahr auch eine Demonstration wichtiger Bestandteil sein wird. Unter dem Motto "In guter Gesellschaft – für eine freie Kulturszene" protestieren Akteur:innen gegen pauschale Kürzungen im Kultur- und Sozialbereich, denn wer Kultur im Alltag lebt, kann nicht schweigen, wenn sie bedroht ist. Gerade die kleinen, projektbasierten Initiativen sind natürlich am schwersten betroffen. Dabei sind es genau die, die den Zusammenhalt im Stadtteil tragen.

Die Demo startet 17:30 bei den “Ideengärten” und mündet abends in einer Abschlusskundgebung – mit Tischtennisplatte und DJ-Pult zwischen Zietenpark und dem Club “No Nation”. So verschmilzt Aktivismus mit Alltag, Politisches mit Gemeinschaftlichem. Wie der Sonnenberg selbst. Der “Hang zur Kultur” ist ein Spiegelbild des Stadtteils: chaotisch, lebendig, eigenwillig und offen. Und vielleicht auch genau das, was unsere Stadt generell gerade braucht: Orte, an denen alle mitgestalten dürfen. Also, kommt vorbei und gestaltet mit: bummelnd, staunend oder tanzend auf der Straße.

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Das vectorlab, die Experimentierküche, undoyarn, und viele andere Projekte entlang des Sonnenbergs werden im Rahmen der Kreativachse und in Zusammenarbeit mit dem Verein „Kreatives Chemnitz e.V.“, unterstützt, welcher als Umsetzungspartner der Stadt Chemnitz innovative Ideen und Projekte für die nachhaltige Belebung urbaner Räume bündelt und vorantreibt. Die Mittel für den Betrieb sowie für die niedrigschwellige Instandsetzung der Räumlichkeiten wurden über das Bundesprogramm „ZIZ – Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ bereitgestellt. Das Programm wird durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) umgesetzt und finanziert sich anteilig aus Bundes- und kommunalen Mitteln der Stadt Chemnitz.

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