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Teil 6: Olaf Held

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Chemnitz als sächsisches Hollywood? Klingt übertrieben, oder? Natürlich. Aber eigentlich auch nicht, denn von der Chemnitzer Filmwerkstatt gab es in den letzten Jahren Einiges zu sehen. Also Zeit und Grund genug im 371 einige der Personen hinter den Filmen genauer zu beleuchten. Maz ab:

Es ist eine Sache, am Ball zu bleiben und den sprichwörtlichen Faden nicht zu verlieren - eine andere wiederum, lose Fäden zu einer schlüssigen Geschichte zusammenzuführen. Nimmt man sie im Falle des Enddreißigers Olaf Held auseinander, könnte man sie auf folgende Eckpfeiler bringen: ein Schauspielerlexikon, lange Nächte am Tresen, ein unvollendeter Film und nicht zuletzt ein Duell in Grießbach.

Doch beginnen wir am Anfang: „Es stimmt, schon als Jugendlicher habe ich mich für Filme begeistert. Aber damals eher für Schauspieler. Ihre Bilder habe ich aus den Zeitschriften ausgeschnitten und mir ein eigenes Lexikon angelegt.“ Doch spätestens seit er dem Film „Wild at Heart“ von David Lynch sah, erwachte sein Interesse für die Arbeit hinter den Kulissen: Drehbuch, Ton, Regie. „Aber zu dieser Zeit habe ich nicht wirklich darüber nachgedacht, irgendwann etwas speziell in diese Richtung zu machen. Ich lebte in Düsseldorf und war dabei meine Lehre als Reiseverkehrskaufmann zu beenden. Weiterhin in diesem Beruf tätig zu sein, konnte ich mir allerdings auch nicht vorstellen.“ So kehrte er der Stadt des Altbiers den Rücken und begann 1994 im Voxxx zu arbeiten.

Dort organisierte er Partys, kuratierte Filmreihen, führte selbst Filme vor, begann elektronische Musik zu produzieren, vertonte sowohl ein Tanzstücke als auch einen Stummfi lm und verbrachte viele kommunikative Nächte am Tresen. Dort wurde Olaf Held wahrscheinlich darauf angesprochen, für den Film „Puritas“ eine Kungfu-Szene zu schreiben. Bis heute konnte man „Puritas“ nicht sehen, aber Olaf Helds Bindung zum Film festigte sich. Er begann Drehbuchkurse zu belegen, arbeitete als Tonmann, als freier Journalist und als Orchesterwart an der Oper.

Hatte er denn nie das Gefühl, bei so vielen verschiedenen Tätigkeiten den Überblick zu verlieren? Olaf verneint: „Ich habe mich damals eben für vieles interessiert und ich denke, dass ich heute noch davon partizipiere.“ Mit dem Kurzfi lm „Duell in Griesbach“ - eine witzige Hommage an die Anfangsszene von „Spiel mir das Lied vom Tod“ – und einigen Kurzgeschichten im Rücken bewarb er sich 2006 an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg. Jetzt, eineinhalb Jahre vor Beendigung seines Studiums, antwortet Olaf sehr gelassen auf die Frage, ob er lieber im Film- oder Fernsehgeschäft arbeiten würde: „Eigentlich beides. Aber ich mache mir keine Illusionen, was diesen Berufszweig und meine Wahlmöglichkeiten anbelangt. Mir wäre Film schon lieber, aber ich habe auch keine Berührungsängste mit Fernsehen. Ich könnte mir sogar vorstellen, eine Comedy-Serie zu kreieren.“

Gerade letzteres, jener feine Hang zum Humor verbunden mit dem analytisch neugierigen Blick auf die Nebenbereiche im Offensichtlichen, ist typisch für Olaf Held. Hier kommt jener roter Faden zum Vorschein, der sich durch alle seine Arbeiten zieht und so, wenn man will, Rückschlüsse auf das Fehlen eines solchen in seiner Biographie zulässt.

Erschienen im 371 Stadtmagazin 04/09

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