⚠ Diese Webseite wurde nicht für Internet Explorer 11 optimiert. Wir empfehlen Mozilla Firefox , Microsoft Edge oder Google Chrome.

Anzeige
Das Web-App-Mag
Immer auf Tasche

Magazin

Heureka im Hörsaal: Juni 2010

Diesmal: Ohne Umwege zum Ziel

Veröffentlicht am:

An den Hochschulen in Chemnitz, Zwickau, Mittweida und Freiberg studieren und arbeiten über 30.000 Menschen. Das „371“ will wissen, was dort so alles erforscht wird. Notwendig oder unsinnig, interessant oder einfach schräg - hier erfahrt Ihr, was Forscher so forschen.

Es soll ja mittlerweile Menschen geben, die ohne ein Navi nicht einmal den Weg von der Wohnung zum nächsten Bäcker finden und bei einem Blick in eine normale Straßenkarte nur Bahnhof verstehen. Technische Hilfsmittel haben eben auch immer eine Kehrseite. Und jetzt noch In-Door-Navigation: Wofür soll das gut sein?

Wer jedoch einmal im Universitätsgebäude auf der Straße der Nationen 62 unterwegs war, wird schnell verstehen, weshalb eine Indoor–Variante zur schnelleren Wegfindung nützlich sein könnte. Endlose Korridore, dreimal gedreht und schon weiß man nicht mehr, wo man ist. Genauso verhält es sich oft auch in Museen, Bahnhöfen, Krankenhäusern, großen Shopping-Centern oder staatlichen Einrichtungen. Möglichkeiten, sich zu verirren gibt, es viele. Warum nicht Abhilfe schaffen, dachte sich wohl auch Prof. Dr. Wolfram Hardt von der Professur für Technische Informatik. Seit drei Jahren forscht hier ein Team von 12 Personen an einem interaktiven Gebäudeleit- und Infotainmentsystem, welches neben Identifikation auch eine kostengünstige Lokalisierung ermöglicht. Doch wie funktioniert dieses System?

„An relevanten Positionen im Gebäude sind Antennen angebracht, welche zum Beispiel die Besucherkarten von Personen – so genannte RFID-Tags im Kreditkartenformat - , die sie am Empfang bekommen haben, berührungslos erfassen und die Besucher über Displays informieren, wo im Gebäude sie sich befinden. Ähnlich wie bei Navigationsgeräten wird mit Pfeilen der weitere Weg angezeigt“, erklärt Prof. Dr. Wolfram Hardt. Aber auch weitere personenabhängige Informationen können auf diesem Weg weitergegeben werden.

Grundlage hierfür ist eine Weiterentwicklung der Radio Frequency Identification, welche in Kombination mit einer Managementsoftware Daten auswertet, steuert und so erst die vielen verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten eröffnet. Eine unter vielen ist die Evakuierung bei Brandfällen. Hier könnte die In-Door-Navigation genaue Angaben über wirklich noch begehbare Fluchtwege zur Verfügung stellen.

Doch, wann dieses System außer zu Forschungszwecken Anwendung findet, weiß Prof. Dr. Wolfram Hardt nicht genau zu sagen: „Nachdem wir letztes Jahr unser System auf der Cebit vorstellten, kamen zuerst Anfragen, im Sinne von ‚Könnt ihr auch dies, könnt ihr auch jenes.’ Zum Beispiel: ‚Könntet ihr Nichtsehenden damit helfen? Ist es möglich, so gefährliche Wege zu vermeiden?’“ Über Bluetooth unterstützte Kopfhörer für Nichtsehende, seien dabei generell genauso möglich, wie eine Verbindung zu Smartphones, welche die stationären Displays überflüssig machen könnten, erklärt Wolfram Hardt. Derzeit erarbeitet sein Team gerade eine Produkt-CD, welches ihr In-Door-Navigations-System vorstellt. Und wer weiß, vielleicht werden wir schon in naher Zukunft ohne Umwege und ohne uns anzustrengen nirgends mehr in die Irre gehen.

Änliche Artikel im 371 Campus: Heureka im Hörsaal: Mai 2010

Erschienen im 371 Stadtmagazin 06/10

Zurück