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Kein Geld, aber Optimismus

Das Kunstkombinat startet fett

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Die Fettchemie, das war kein Kombinat, das war ein VEB, der ab 1948 unter anderem[nbsp] Hautpflegeprodukte wie Seife oder Gerbereimittel in Chemnitz produzierte. Macht nix, denken sich die Mitglieder des Kunstkombinates und wählen „Fettchemie“ zum Titel ihrer Eröffnungsveranstaltung. Denn so streng wolle man das gar nicht sehen – mit dem Titel und überhaupt. In erster Linie ist hier nämlich Kreativität gefragt, das Kunstkombinat dazu eine Plattform, die am 1. Mai ab 20 Uhr ihre Türen öffnet.

Am Anfang stand Manty Graf mit ihrer Galerie „heute: frischer Kunststoff“ in der Palmstraße 17. Dort sollte es echte Kunst für jeden geben und Künstler die Gelegenheit bekommen, ihre Werke abseits von Sekt und Kaviarhäppchen anzubieten. Das Konzept wurde von den Künstlern angenommen, aus Leipzig, Dresden und natürlich Chemnitz kamen verschiedene Formen der bildenden Kunst unter Manty Grafs Dach zusammen. Doch die Kundschaft wollte lieber schauen als kaufen, hat eher das Museum als den Laden gesucht. Aus der Kunststoff-Galerie soll darum nun ein Kunstkombinat werden. Als folgerichtige Weiterentwicklung der Idee und der Notwendigkeit. Hier schließen sich künftig mehrere Parteien zusammen, die die Galerie in der Palmstraße 17 tragen und gestalten wollen. Da wären neben Manty Graf die Künstler der Grünen Kacheln, der Verein der Begehungen, die Theater-Kompanie Goldene Fische, die Pantomime Pantoc., Schreiber Matthias Zwarg, Poetenpub-Blogger Frank Weißbach und Maler Jan Bärmig. Mit Ausstellungen, Lesungen und Performances wollen sie nicht nur die Galerie beleben, sondern sich auch gegenseitig beflügeln. Hier kommt der Kombinatsgedanke ins Spiel, das als Zusammenschluss dereinst schließlich auch Kompetenzen bündeln und tolle neue Dinge hervorbringen sollte. Was das sein soll, muss sich erst ergeben, Kreativität kann man schließlich nicht planen. Das lebe erst einmal von viel Optimismus, sagen die Gründer, eben wie ein echtes Kombinat. Wie ein echtes Kombinat gestaltet sich momentan auch die wirtschaftliche Lage der Gruppe. Zurzeit bemühen sie sich um Förderung und Sponsoren – aus eigener Tasche können sie die Galerie höchstens ein Jahr halten. Aber auch Abseits von Mäzentum sind ebenso interessierte wie talentierte Mitmacher willkommen.

Was das Schaffen in der Gemeinschaft hervorbringen kann, will das Kombinat am Eröffnungsabend zeigen. Getreu dessen Motto „Fettchemie“ soll hier etwa die Ölmalerei neu erfunden oder auch ein bisschen in der Chemnitzer Industriegeschichte gestöbert werden. Und neben Speckfettbemmen besorgt das Team vielleicht auch ein paar schmierige Typen.

Text und Foto: Michael Chlebusch

Erschienen im 371 Stadtmagazin 04/10

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