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Kein Stich

Modenächte ohne Chemnitzer Design

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Doreen Thierfelder macht in Chemnitz schicke Mode, bei den Modenächte ist aber kein Platz für sie.

Wenn man sich das Modeleben der Stadt anschaut, sind Veranstaltungen und Präsentationsflächen eher dünn gesät. Doch einmal im Jahr finden die großen Chemnitzer Modenächte statt, eines der größten Events in der Stadt überhaupt. Dann tigern in der Innenstadt Models auf dem Catwalk und tragen schon einmal vor, was die Chemnitzer in der kommenden Saison anziehen können. Jedes Jahr kommen zehntausende Besucher an die Laufstege.

Gezeigt wird dabei allerdings genau die Mode, die sich auch in den Schaufenstern und in den Läden befindet. Und da in der Innenstadt hauptsächlich größere Modemarken vertreten sind, werden auch diese bei den Modenächten präsentiert. Der heiße Design-Geheimtipp ist dabei selten zu finden, die gezeigte Kleidung ist meist in mehreren Läden präsent, Unikate kaum vorhanden.

„Der Händler vor Ort hat ein Interesse daran, die Marken die er im Geschäft präsentiert, zu repräsentieren und ein gleiches Interesse daran, seine eigene Marke nach außen zu tragen“, erklärt Sven Hertwig von der Agentur Exclusiv Events. Diese organisiert noch weitere innerstädtische Großevents wie das Nachtskaten und das Festival of Sounds im November. Außerdem ist die Agentur mit der Vermarktung der Rathauspassagen betraut. Deshalb wissen die Veranstalter um die Nöte der dort ansässigen Geschäfte und sehen die Modenächte als Mittel, ihnen Auftrieb zu geben und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Blick von Sven Hertwig und seinen Kollegen kommt also von jeher eher von Geschäftsseite und nicht aus dem Subkult oder der Modebranche selbst.

Regionales Potential vorhanden

Und doch verfügt Chemnitz über eine lebhafte Modebranche, auch wenn diese in der Stadt wenig präsent ist. Designerinnen wie Corinna Busch und Kati Halama vom Label Mutare werden immer wieder mit Designpreisen geehrt, doch wie viele Chemnitzer kennen diese Marke? Ähnlich geht es Doreen Thierfelder, die in der Schönherrfabrik die Thierfelder Manufaktur betreibt und maßgeschneiderte Hemden und Kleidung mit einem Hauch von Haute Couture fertigt. Sie präsentiert ihre Kleidung auf jährlich etwa 20 Veranstaltungen, meist Design-Messen, doch nur eine von ihnen ist in Chemnitz. Ein Podium um ihre Stücke zu zeigen findet sich kaum.

In ihren Augen wären die Modenächte ein guter Rahmen, um auch regionalen Designern eine Plattform zu geben, um ihre Stücke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Daher suchte sie vor einem Jahr schon einmal mit einigen anderen Designern das Gespräch mit Sven Hertwig, um Möglichkeiten der Kooperation auszuloten. Ergebnisse gab es damals keine.

Schaulauf verursacht Kosten

Das lag auch am finanziellen Aspekt. Denn die großen Geschäfte wie die Galeria Kaufhof und Peek und Cloppenburg bringen Sponsoren auf und beteiligen sich an den Kosten, die die aufwändigen Modenschauen verursachen. Für Doreen Thierfelder ist das schwierig „Wir sind ein kleines Unternehmen und haben viel zu tun, wir haben weder die zeitlichen Kapazitäten noch die finanziellen Mittel um eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen“, erklärt sie.

Dass dies aber durchaus funktionieren kann, zeigt Carmen Straube. Sie designt und schneidert selbst und unterhält das Mode Atelier Klennes in der Schmidtbank-Passage. Sie ist bei den diesjährigen Modenächten mit zwei Modenschauen am Düsseldorfer Platz vertreten und machte schon im vergangenen Jahr gute Erfahrungen mit der Veranstaltung. „Unsere etwas lockerere Schau ist sehr gut angekommen, die Besucher waren begeistert. Dennoch wäre es schön, wenn sich noch mehr Designer präsentieren würden“, erklärt sie. Bei der Planung der Show gab es Unterstützung vom Veranstalter, doch sie musste sich auch an den Kosten beteiligen. „Die mehreren Hundert Euro tun einem kleinen Geschäft schon weh, aber ich bringe ja meine eigene Modelgruppe mit ein, das reduziert die Kosten“, so Straube.

Ideen gewünscht

Doch wie würde es aussehen, wenn sich mehr Designer an den Modenächten beteiligen würden? Könnte man deren Mode unkommentiert zwischen die Präsentationen großer Marken mischen? Doreen Thierfelder glaubt das nicht. „Ich denke die Stadt hat noch nicht genügend Informationen über die Mode, um da differenzieren zu können“, erklärt sie. Deshalb sei es sinnvoller, eine getrennte Räumlichkeit zu schaffen, die die Besucher mit einer bewussten Erwartungshaltung besuchen können und in denen sie auch mit den geeigneten Informationen über die Herstellung, die Stoffe und über die Artikel an sich versorgt werden.

Dieser Idee ist auch Sven Hertig nicht abgeneigt. Auch für ihn wäre eine Designerbühne gut denkbar. „Ich würde mir eine Runde wünschen, die sich schon ein Jahr vor der nächsten Veranstaltung, also gleich nach den diesjährigen Modenächten, zusammensetzt, um gemeinsam ein Konzept zu entwickeln“, so Sven Hertwig. Schon bestehenden Konzepten, wie der Auslobung eines jährlichen Designpreises in Zwickau möchte er nicht nacheifern, sei aber für sämtliche neue Ideen offen. Dabei sei es nun aber an den Designern und Kreativen, auf ihn zuzukommen und auch eigene Ideen einzubringen.

Lücke bleibt vorerst bestehen

Auch wenn mit Carmen Straube zumindest eine Designerin bei den Modenächten vertreten ist, so bleibt die Lücke dennoch bestehen. Auch in diesem Jahr bleiben die Modenächte erst einmal wie sie sind: Eine gigantische Verkaufspräsentation. In fast 50 Modenschauen bekommen Zuschauer die kommenden Saisonkreationen der innerstädtischen Geschäfte einmal am Model und in Bewegung gezeigt, auch so lässt sich das ein oder andere Must-Have entdecken, auch wenn es dann wahrscheinlich nicht aus Chemnitz stammt.

Die Modenächte finden am 11. September zwischen 13 und 20 Uhr und am 12. September zwischen 10 und 23 Uhr in der Chemnitzer Innenstadt statt, der Eintritt ist frei.

Text [&] Foto: Sarah Hofmann

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