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In Hilbersdorf ist kulturell nicht viel los. Das will seit geraumer Zeit eine Friseurin ändern.
„Haireinspaziert, haireinspaziert in den Friseursalon mit ganz viel cHAARisma“. Wir kennen sie alle: die Friseursalons mit Namen aus der Wortspielhölle. In Chemnitz gibt es da auch so einige. Doch es gibt auch die geerdeten Salons. Die, denen es eher auf Inhalt als auf haarsträubende Namen ankommt. So einen Salon findet man in Hilbersdorf.
Der Friseursalon Belinda sieht auf den ersten Blick aus wie ein ganz normaler Friseursalon mit einem ganz normalen Namen. Ist er prinzipiell auch. Die Inhaberin und Friseurmeisterin Ellen Belinda Richter liebt ihren Beruf, den sie in dem beschaulichen, selbst für Chemnitzer Verhältnisse sehr ruhigen Stadtteil Hilbersdorf nachgeht. Doch irgendwann reichte das Belinda nicht mehr. Sie wollte mehr. Sie wollte etwas bewegen.
2019 beschloss sie gemeinsam mit einer Kundin und einem Buchhändler zu handeln. Aus dem Friseursalon wurde einmal im Monat ein kleiner feiner Kultursalon, in dem gelesen wurde, was das Bücherregal so hergab. Und weil das so gut ankam, beschloss Belinda, Kultur im größeren Stil zu machen.
„Das war super im Friseursalon, aber dann sind wir ins Kultureck Chemnitz umgezogen. Da konnten insgesamt mehr Leute zuschauen“, sagt Belinda. Doch um die Bühne im Kultureck Chemnitz zu beleben, brauchte es mehr als einen beschaulichen Lesekreis. Da traf es sich gut, dass Belinda den Autor und Cartoonist Ludhardt M. Nebel kennenlernte. Durch ihn kamen Autor*innen und Musiker*innen, darunter ein international bekannter Stummfilmpianist, in den Eckladen an der Frankenberger Strasse. So füllte sich das Kultureck mit Publikum und Leben. „Um auch die Künstler*innen ordentlich zu bezahlen, hatten wir einen Antrag bei der Stadt im Rahmen der Kulturhauptstadt gestellt. Das Geld floss als Gage“, erklärt die Friseurin.
Im Januar 2020 trat dann das Duo Wolke X mit einer szenischen Lesung gemeinsam mit Chemnitzer Schüler*innen auf. „Das betone ich deshalb so sehr, weil dieser Auftritt genau das widerspiegelt, was ich mir hier vorstelle. Jeder soll sich willkommen fühlen. Jeder soll hier Spaß haben und Kultur erleben können“, erklärt die Initiatorin eifrig. Nun hofft sie, dass künftig auch andere das Kultureck Chemnitz nutzen, um Hilbersdorf zwischen Fleischerei, Bestattungsunternehmen und Buchantiquariat noch intensiver kulturell zu beleben.
Kultureck, Frankenberger Straße/Krügerstraße 5, friseur-belinda.de
Text & Foto: Stefanie Meschner