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MUT zum Studium 2.0

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An der Chemnitzer Uni gibt es dieses Jahr sehr innovative und neuartige Studiengänge. Wir haben uns gefragt, “warum” und “wieso” und geben euch mal ein “deshalb”.

Karl-Marx-Stadt war zu DDR-Zeiten eine Hochburg der Ingenieurwissenschaften und Maschinenbautechnik, was sich auch in den hiesigen Studiengängen widergespiegelt hat. Ingenieurwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften waren an einem prestigeträchtigen Industriestandort gefragte Themen und so hatte auch die Uni ein geschärftes und relevantes Profil. Wie der Rest von Chemnitz, hat auch die Universität sich nach der Wende komplett neu definieren müssen und dann bis zum Jahr 2015 eine beachtliche Entwicklung hingelegt mit stetig steigenden Studierendenzahlen und dem bisherigen Rekord von 11.904 Studierenden. Zum 10-Jahres-Jubiläum dieses Rekords stehen wir aktuell nur noch bei 8.095 Studierenden.

Diese Entwicklung auf unser Stadtimage zu schieben ist durchaus nachvollziehbar, wenn man feststellt, dass 2018 den größten Einbruch der Studierendenzahlen in Chemnitz bedeutet hat. Allerdings bekommt die TU Chemnitz seit Jahren Höchstnoten in diversen Uni-Rankings, wie u.a. die Auszeichnung als beliebteste Uni Deutschlands im StudyCheck Award 2025. Warum sinken also unsere Studierendenzahlen permanent weiter?

“Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren auch viel im Mindset der jungen Menschen geändert.”, erklärt uns Dr.-Ing. Jan Reißmann, Mitbegründer des neuen Chemnitzer Studienganges MUT - Mensch Umwelt Technik. “ Es sehen einfach weit weniger Schüler ihre Zukunft in den MINT-Fächern, darunter auch Maschinenbau und Elektrotechnik, welche in Chemnitz seit 2015 die Hälfte ihrer Studierenden verloren haben.”, führt er weiter aus. Tatsächlich sehen wir diese Entwicklung deutschlandweit und bei aktuellen Umfragen unter Schülern und Studenten gibt es spannende Erkenntnisse. Eine Diskussion auf Instagram und Tiktok mit zehntausenden Reaktionen zeigt: Diese Studienfächer gehen aktuell an der Lebensrealität von Jugendlichen vorbei. In Schule und Uni fehlt der Praxis- & Technikbezug, technische Studiengänge gelten als langweilig, andere Arbeitsbereiche wirken sinnstiftender und, dass die MINT-Studiengänge schon seit jeher nicht zwingend die erste Anlaufstelle für weibliche Studentinnen sind, hilft auch nicht zwingend.

Wie also will der Studiengang MUT hier Abhilfe schaffen? “Wir hatten anfangs viel überlegt, wie wir einen solchen Studiengang gestalten können, aber ein Ingenieurstudium nur grün anstreichen wirkte uns da einfach nicht ehrlich und auch nicht radikal genug. Daher haben wir alles komplett neu gedacht und in Kooperation mit vielen verschiedenen Fakultäten ein neues Konzept entwickelt, das es so deutschlandweit noch nicht gibt.”, führt Jan aus.

Wie sollte ein Studiengang aussehen, der junge Erwachsene in ihrer aktuellen Gedankenwelt abholt und Optionen gibt, sich zu entfalten?

Der Studiengang MUT versteht seine Student:innen als Problemlöser:innen. Trotz der Ansiedlung im Ingenieursbereich, geht es nicht nur um das Berechnen von Formeln oder Testen von Materialien. “Es ist uns wichtig, die Neugier zu schaffen, um zu verstehen, wie die Welt funktioniert. Wie interagiert der Mensch mit Natur? Wie können wir den Einfluss der Digitalisierung und Politik aktiv nutzen, um wertvolle Lösungen zu bauen? Es hilft dabei auch nur bedingt, den Studierenden alles vorzubeten, sondern wir sollten die gegebene Neugier fördern. Da geht es schon mal damit los, dass die Studierenden einfach eine Waschmaschine zersägen, um herauszufinden, wie unsere Welt eigentlich so aufgebaut ist.”, fügt Dr.-Ing. Thomas Hänel enthusiastisch hinzu, der ebenfalls den neuen Studiengang mitgestaltet.

Aber welchen Studienabschluss bekommt man denn eigentlich nach dem MUT-Studium? Und da kommt der finale Clou: Weil das Studium so breit gefächert ist, können Studierende nach drei Semestern eine Spezialisierung wählen, mit der sie nach dem Bachelor in vielen verschiedenen Fachrichtungen ansetzen können. Egal ob Soziologie, Maschinenbau, Wirtschaft, Nachhaltigkeit oder mehr - das Studium erlaubt, die eigenen Interessen zu finden, belohnt Neugierde und ermöglicht nach dem Bachelor das Master-Studium an einer Vielzahl beteiligter Fakultäten, die zum ersten Mal alle gemeinsam einen neuen Studiengang gestalten.

In Chemnitz tut sich was und die ersten Personen an der Uni haben verstanden, dass Studieren mehr sein kann, als dröges Auswendiglernen. Wir sind sehr gespannt, wohin die Reise geht und vielleicht ist ja jemand unter euch, der Interesse hat, Mut zu haben. Mehr Informationen gibt es am 10. Mai in der TU Chemnitz zur Veranstaltung “Erlebniswelt Technik” oder unter: https://bit.ly/mutchemnitz

Text: Marco Henkel / Foto: privat

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