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Rad und Tat

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Kulturhauptstadt Europas 2025 - was soll das werden? Diese Frage stellen sich viele Menschen. Dabei steht die Antwort im sogenannten Bidbook drin. 54 Projekte sind dort aufgeführt und da es bis 2025 noch ein bisschen Zeit ist, stellen wir von nun an eins in jeder 371-Ausgabe vor.

Diesmal: European Peace Ride

Es ist nun ziemlich genau ein Jahr her, dass Chemnitz aus dem Briefumschlag gezogen wurde. Woah, krass, Kulturhauptstadt. In der Folge berichteten natürlich alle Medien über dieses Unding und immer wenn sie etwas über die programmatischen Inhalte erzählen wollten, kam dieser Satz: In Chemnitz plant man unter anderem eine Neuauflage der Friedensfahrt. Aber das ist falsch. Oder auch nicht.

Für alle, die jünger als das Chemnitzer Durchschnittsalter sind: Die Friedensfahrt war ein Rad-Etappenrennen durch Polen, CSSR und DDR. Sie war sehr beliebt, man nannte sie auch die Tour de France des Ostens. Im kollektiven Gedächtnis der Ex-DDR-Bürger*innen ist sie so fest und positiv verankert wie sonst nur FIT und Sandmännchen. Diese Beliebtheit mag der Grund gewesen sein, dass sie unter dem Titel European Peace Ride den Weg ins finale Bidbook fand. Doch zunächst war da nur dieser Titel und kein Wie. Genau hier kommt Kai Winkler ins Spiel.

Winkler ist einer von diesen Menschen, deren Tag unmöglich nur 24 Stunden haben kann. Der Chemnitzer ist im Vorstand des AJZ e.V., hat Konzerte organisiert, sitzt im Kulturbeirat der Stadt Chemnitz, ist aktuell beim Kulturbündnis Hand in Hand e.V. federführend dabei, Familienvater ist er auch und als Unternehmer betreibt er einen Reifenservice. Vor allem aber ist er definitiv fahrradverrückt. Letzteres veranlasste ihn 2018 gemeinsam mit einem Kompagnon zur Gründung des Unternehmens Fit4Bike. Ziel: Professionelle Angebote für ambitionierte Freizeitradler schaffen. Also für den (wachsenden) Teil der Bevölkerung, die aus SPASS am Sonntag auf den Fichtelberg und zurück fahren.

Sein kultur- und radaktiver Background führte in Anfang 2020 zum Team 2025, angesiedelt bei der CWE. „Ich wollte darauf aufmerksam machen, dass der Sport noch viel zu wenig Beachtung bei der Kulturhauptstadtbewerbung findet. Daraus folgten mehrere intensive Gespräche. Die Idee European Peace Ride gab es da schon, es war aber unklar, wie sie umgesetzt werden sollte. Irgendwann haben wir gesagt: Wir machen das. Letztendlich waren wir einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“

Das später überall davon gesprochen wurde, Chemnitz wolle die Friedensfahrt wieder beleben, stört Kai Winkler ein bisschen. „Man sollte die Friedensfahrt dort lassen wo sie ist.“ Die Chemnitzer Idee hingegen nutzt den zugkräftigen Name um etwas ganz Eigenes zu kreieren. Es geht nicht darum, eine Drei-Länder-Etappen-Profi-Tour zu organisieren, sondern ein Sportevent, dass Jedermann und Jederfrau offensteht, so lange die fit genug für anspruchsvolle Radetappen sind. „Sportlich ist es anstrengend,“ verdeutlicht Winkler.

Einen Vorgeschmack darauf lieferte zum einen die Übergabe des Bidbooks, was Fit4Bike 2020 mit 39 Fahrer*innen stemmte, und ein 90-köpfiges Peloton, das im September diesen Jahres an einem Samstag nach Prag fuhr und am Sonntag zurück. Wie genau 2025 der European Peace Ride aussehen wird, steht noch nicht fest. „Wir wollen jetzt kontinuierlich wachsen. Wahrscheinlich werden wir jedes Jahr eine größere Tour organisieren und uns so langsam an das große Ziel 2025 herantasten,“ erklärt der 42-Jährige.

Ob die Medien dann immer noch von einer Wiederbelebung der Friedensfahrt erzählen werden oder treffender von einem großen, grenzüberschreitenden Freizeitsport-Event, kann niemand vorhersehen. Ganz so wichtig ist das nicht, solange die Teilnehmenden, aber vor allem auch das Publikum an der Strecke und in den Zielorten mitfiebern und Spaß haben. Darum ging es beim Original und darum geht es auch beim European Peace Ride.

Text: Lars Neuenfeld Foto: Ernesto Uhlmann / CWE

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