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Bislang gab es in Chemnitz für Schreibtischarbeit drei Möglichkeiten: zu Hause, im Büro oder im Park. Mit den „Kabinettstückchen“ kommt nun ein bisschen schöne neue Arbeitswelt in die alte Industriestadt.
Kabinettstückchen fühlt sich ganz jung und unverbindlich an, ganz stylisch und kommunikativ – also so, wie wir eigentlich alle gern arbeiten würden im Jahr 2014. Das Zauberwort heißt „Coworking“ und beschreibt eine Einrichtung, in der sich jeder einen Arbeitsplatz für Tage, Wochen oder Monate mieten kann. Lars Fassmann und Mandy Knospe haben das im ehemaligen Sparkassengebäude Zietenstraße Ecke Augustusburger umgesetzt in einem schicken Altbau-Startup-Charme. Klare Flächigkeit trifft auf alte Dielen. Pflanzen in Zinktöpfen auf schwarze Computermonitore. Der Testbetrieb mit acht bis zehn Workern befindet sich gerade in der Schlussphase.
Falk Sieghard Gruner (Foto), Texter und Social-Media-Berater, hat daran teilgenommen. Er kommt täglich zum Arbeiten zwischen zehn und sechs ins Kabinett. Ein ganz normaler Arbeitstag eben, auch wenn er theoretisch auch um Mitternacht mit seinem Zahlencode Zutritt hätte. Aber beim Coworking geht es ja nicht nur ums Working, sondern eben auch um das Miteinander. Ein eigenes Büro sei nicht nur teuer, erklärt Falk, sondern eben auch erst einmal leer. Sowohl was die Möblierung angeht, als auch menschlich. Auch Eva-Maria Gräfer, die hier Pressearbeit für verschiedene Kunden macht, fällt als erster Grund zum Coworken ein, dass da jemand ist, der sie anlacht. Und dann komme dazu, dass sie konzentrierter arbeiten könne als zu Hause. Das findet auch Swetlana Epp, die im Kabinettstückchen gerade Filme für das Festival Schlingel ins Russische übersetzt und zu Hause zu viel Ablenkung findet. Aber natürlich wird sich hin und wieder auf einen Kaffee in der Küche getroffen, fragt man hier oder da mal nach Rat.
Insgesamt 30 Arbeitsplätze auf 300 Quadratmetern finden sich im Kabinett. Die können auch fest gemietet werden, damit nicht jeden Abend der Schreibtisch zu räumen ist (was angesichts allgemein ordentlicher Tische aber auch kein Nachteil sein muss). Internet, Kaffee und Monitor sind inklusive. Meetingräume und Schließfächer gibt es auch. Nur die Arbeit muss man sich selbst mitbringen. Am 4. April ab 18 Uhr ist die offizielle Eröffnung mit Besichtigungsmöglichkeit am Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr. Wer näheres Interesse hat, kann sogar einen Tag kostenlos Probesitzen. Falk Sieghard Gruner wird wahrscheinlich auch da sein. Denn bevor er nicht fünf Mitarbeiter hat, sieht er in eigenen Büroräumen keine attraktive Alternative.
www.kabinettstückchen.cc
Text [&] Foto: Michael Chlebusch
Erschienen im 371 Stadtmagazin 04/14