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Shakespeare´s Sister

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Mit „Republic of Lucrece“ startet das Schauspiel Chemnitz ein interessantes Gedankenspiel im virtuellen Raum.

William Shakespeares Stück „The Rape of Lucrece” - „Die Schändung der Lucretia“ - behandelt die Vergewaltigung einer tugendhaften Frau, die lieber sterben wollte, als mit der Scham einer Vergewaltigung weiterzuleben. Shakespeare hält sich in seiner berühmten Dichtung sehr nah an die Überlieferung. Doch der Dramatiker war ein Mann seiner Zeit und so wird der Suizid der Lucretia auch durch ihn als Handlung einer zutiefst tugendhaften Frau inszeniert. Was wäre nun aber, wenn William Shakespeares fiktive berühmte Schwester namens Judith Shakespeare über die Lucretia geschrieben hätte?

„Dieses Gedankenexperiment spielte Virginia Woolf 1929 in „A Room of one´s own“ durch. Und genau das ist die Grundlage unserer Kooperation mit dem queer-feministischen „Kollektiv EINS“ aus Berlin und dem Kosmos Theater Wien“, sagt Kathrin Brune, Dramaturgin am Schauspiel Chemnitz. 2019 begann die Kooperation mit einer Installation eines Glashauses im öffentlichen Raum, der den „Room of one´s own“, den Schauplatz des Gedankenexperiments, von Virginia Woolf symbolisierte. „Dieses Glashaus wurde fünf Tage lange bespielt. Vorträge wurden gehalten, Gesprächsrunden initiiert und durch Dialog und performatives Theater wollten wir zum Nachdenken anregen“, erklärt die Dramaturgin weiter. „Kern des Ganzen“, so Kathrin Brune, „war die Frage nach den Strukturen, die es braucht, ohne Angst und Konkurrenz zu leben.“

Den zweiten Teil der Kooperations-Reihe markierte das Theaterstück „Sex smells“. Es ging um Porno, um Sex, um Erotik und den Umgang damit. Denn die Tabuisierung sexueller Themen ist einer der Hauptgründe für sexuelle Gewalt gegen Frauen und die LGBTIQ+ Community. Das Stück ist ein Schrei nach sexueller Selbstentfaltung und Sinnlichkeit.

„Republic of Lucrece“ bildet nun mit der Premiere im November den Schluss-Akt der Kooperations-Trilogie. Und zwar einen ganz besonderen. „Durch die Pandemie waren die Schauspielenden und alle Mitwirkenden gezwungen, auf physische Proben zu verzichten. Den Verzicht auf die Inszenierung wollten wir allerdings nicht hinnehmen“, sagt Kathrin im Gespräch weiter. Diese virtuellen Proben und der intensive Dialog münden nun in virtuelles Theater vor der Kamera. Zwei Schauspielerinnen vom Chemnitzer Theater und fünf Personen des Kollektiv EINS versetzen sich in die Lucretia und sprechen als sie von Gewalt, Missbrauch und dem Kraftakt der psychischen Aufarbeitung. Laut Kathrin Brune wird es dazu eine Internetseite geben, in die die Clips eingebettet werden.

Am 12.11. fand die Premiere im Lokomov statt sowie der Live-Gang der Website.

Text: Stefanie Menschner Foto: Kollektiv Eins

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