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Experiment gescheitert

Aus fürs Atomino

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Das Atomino schließt Ende September. Völlig überraschend für die meisten – doch dahinter steckt ein seit den Eröffnungstagen des Clubs am Brühl schwelender juristischer Streit.

Wie auch im 371 schon mehrfach berichtet, quälten das Atomino Beschwerden wegen nächtlicher Ruhestörung. Ein Club in einem reinen Wohngebiet ist immer schwierig und funktioniert, wenn überhaupt, nur nach dem alten Juristenspruch „Wo kein Kläger, da kein Richter.“ Der Kläger stand im Atomino-Fall aber von Anfang an auf der Matte. Wie so oft in solchen Fällen reicht der Unmut eines Einzelnen aus, um das Projekt zu Fall zu bringen. Konkret klagte der Besitzer zweier Häuser, deren Rückseiten zum Mühlenstraße-Hof zeigen. Sieben Mieter hätte er wegen der Atomino-Eröffnung schon verloren. Mit nächtlichen Lärmmessungen bewies der Immobilienbesitzer zudem die Überschreitung gesetzlich zulässiger Höchstwerte. Das Atomino befand sich aus juristischer Sicht also in der Defensive. Trotzdem suchte man nach Lösungen. Mit Unterstützung aus dem Rathaus entwarf man gemeinsam mit der TU Chemnitz einen Lärmschutzpavillon, der den Innenhof überdachen und so die Hauptlärmursache tilgen sollte. Doch das innovative Projekt verzögerte sich immer wieder. Der Kläger schien auf der anderen Seite bemüht, dass Problem schnell vom Tisch zu bekommen. Atomino-Pressesprecher Jan Kummer bestätigt, dass Bitten seitens des Clubs, doch bis zum Pavillon-Aufbau zu warten, abgelehnt wurden. Beim darauf folgenden Gerichtstermin wurde schnell klar, dass das Atomino chancenlos ist. „Deshalb haben wir dem Vergleich zugestimmt, der von uns die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Geräusch-Obergrenze von 40 dB fordert. Wenn wir das nicht tun, erwarten den Vorstand des Vereins Schadensersatzzahlungen, die bis zu 100.000 Euro gehen können. Deshalb haben wir die Notbremse gezogen“, erklärt Jan Kummer, der wie die anderen zwei Vorstände mit privatem Geld gehaftet hätte. Da sich mit dieser Geräusch-Obergrenze kein Club betreiben lässt und über oben genannter Freiluft-Schalldecke die noch immer ungeklärte Frage schwebt, ob sie am Ende nicht doch drei Dezibel zu viel ins nächtliche Chemnitz entlässt, war die Schließung die logische Konsequenz.

Das Ganze klingt zunächst nach einem juristischem Scharmützel, dass vielleicht mit einem irgendwie gearteten finanziellen Aufwand aus der Welt zu schaffen gewesen wäre. Aber dem ist nicht so: Die Frage, ob das Atomino nicht doch noch ein Ass im Ärmel hat, muss Kummer bedauernd verneinen. „Es war ein Fehlschlag“, gibt er zu und räumt freimütig ein, dass sowohl die Atomino-Mannschaft als auch zahlreiche Rathaus-Vertreter wohl zu naiv an das Thema, an dem das Stadtentwicklungsprojekt Brühlbelebung als übergeordnete Megablase hängt, herangegangen sind. Auch Rathaus-Pressesprecherin Katja Uhlemann bedauert die Atomino-Schließung. „Wir hätten uns das anders gewünscht und waren immer bemüht, Lösungen zu finden.“ Gleichzeitig betont sie aber, dass diese Schließung keine Auswirkungen auf die Pläne zur Brühlbelebung hätte. Für Jan Kummer hingegen ist das Thema Brühl verständlicherweise erst einmal durch.

„Wir werden etwas Neues finden“, erklärt er, auch wenn der sonst kämpferische Ton in seiner Stimme sich noch nicht ganz einstellen will. Er weiß wie schwer es ist, ein passendes Objekt zu finden und verweist auf das tragische Beispiel des Cube-Club. Auch dessen Betreiber haben lange gesucht und nach dem Irrweg „Club Zukunft“, der ebenfalls an Lärmbeschwerden scheiterte, bisher keine Neueröffnung feiern können. Aber Kummer hofft auf Impulse von außen. „Wer eine Idee hat, wo das Atomino in Zukunft stehen soll, kann sich bei uns melden.“ Und wenn dem Atomino eine Immobilie auf dem Brühl angeboten würde? Kummer lacht und stellt klar: „Nie wieder! Wir haben uns dort anderthalb Jahre gequält, nun stehen wir für Experimente nicht mehr zur Verfügung.“

Abschlussparty 28. September

www.facebook.com/ClubAtomino

Text: Lars Neuenfeld

Erschienen im 371 Stadtmagazin 09/13

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