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Blasen im Tee

Dem Bubble Tea auf der Spur

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Blasentee-Meister: Thang Luu Cong kennt die Geschichte vom Bubble Tea

Die Amerikaner haben uns die Freiheit und das zuckerhaltige Erfrischungsgetränk gebracht. Doch in der globalen Krise machen andere die Trends. Einer davon stammt aus Taiwan und setzt sich seit Anfang des Jahres auch in Chemnitz fest.

In der westliche Welt herrscht eine klare Hierarchie der zuckerhaltigen Erfrischungsgetränke, die natürlich in keinster Weise mit der persönlichen Vorliebe des Autors dieser Zeilen korreliert: Auf Platz 1 der Slush (genau, das Hirnfrostzeug aus den Simpsons), dicht gefolgt von Milchshakes (ebenfalls hirnfrosterzeugend) und schließlich Limonaden jeder Art. Dieses Triumvirat amerikanischer Herkunft wird allerdings nun in seinen Grundfesten erschüttert. Aus dem asiatischen Raum stammend, hat sich heimlich still und leise ein Konkurrent in den Großstädten dieser Republik festgesetzt, der vor allem bei Teenagern für Begeisterungsstürme sorgt: Der Bubble Tea.

An immer mehr Ecken in jeder größeren Stadt eröffnen Läden, die das ominöse Teegetränk in Dutzenden verschiedenen Sorten anbieten. Dazu gehört in Chemnitz auch der Laden „Bubble Milk Tea to go…“ in der Theaterstraße 42. Inhaber Thang Luu Cong erzählt die Geschichte vom Bubble Tea: „Seit Anfang des Jahres gibt es Bubble Tea in Chemnitz. Ursprünglich wurde er in den 80ern in Taiwan entwickelt und kam dann über Australien und Amerika nach Deutschland.“ In den Erstkontakt traten hier 2010 die Berliner. Auf seiner Reise über die Kontinente hat das Teegetränk dabei einen Wandel vollführt, der vielleicht als „Colaisierung“ beschrieben werden könnte: Der Bubble Tea wurde bunter, süßer und aufregender.


Grundsätzlich besteht Bubble Tea aus gesüßtem grünen oder schwarzen Tee, der traditionell mit Tapioka-Kugeln aufgepeppt wird. Die Kugeln werden aus Maniok-Stärke hergestellt, sind an sich geschmacklos und haben die Konsistenz von Gummibärchen. Für die westliche Welt der kunterbunten Werbung ist das natürlich relativ unspektakulär, weshalb hierfür mit Sirup gefüllte Geleekugeln entwickelt wurden. Die saugt man durch extradicke Strohhalme und freut sich auf das Platzen beim beim Zerbeissen. Luu Cong sieht die unterschiedlichen Geschmäcker klar verteilt: „Asiaten bevorzugen die Varianten mit Kokos, Taro und Tapioka-Kugeln, in Chemnitz sind eher Früchtetees mit Litschi- oder Limettengeschmack und die Popping Bubbles beliebt.“


Anfang März hat er seinen Laden eröffnet und die Geschäfte laufen gut. Viele wollen zumindest mal probieren, was es mit dem Trend auf sich hat. Wer schon auf den Geschmack gekommen ist, probiert die verschiedenen Kombinationen. Und davon gibt es eine ganze Menge. In dem kleinen Laden an der Theaterstraße gibt es alleine 57 verschiedene Teevarianten, hinzu kommen noch 16 verschiedene Füllungen. 912 Möglichkeiten also, zwischen denen man sich sich entscheiden muss. Die Auswahl reicht dabei von klassischen Teesorten mit Milch über exotische Früchtetees bis zu bekannten Kaffeevarianten, das ganze natürlich heiß oder kalt. Deshalb lässt sich Bubble Tea im Prinzip zu jeder Jahreszeit unter das Volk bringen. Die große Auswahl erspart außerdem umständliche Marktforschung und lädt zum Experimentieren ein, obwohl manche Kombinationen ziemlich gewöhnungsbedürftig sind. Schwarzer Tee mit Karamell und Mangofüllung zum Beispiel.


Die plötzliche Beliebtheit der Bubble Teas schürt aber auch die Konkurrenz, die Luu Cong mittlerweile zu spüren bekommt.Inzwischen befinden sich in der Chemnitzer Innenstadt 12 Läden, die Bubble Tea anbieten. Für viele ist das (noch) nicht das Hauptgeschäft, Das Restaurant „Sushi [&] Wok“ am Düsseldorfer Platz 1 erweitert damit beispielsweise nur seine Speisekarte.


Wirklich problematisch für die vielen kleinen Läden könnte am Ende die Konkurrenz durch die großen Fast Food Ketten werden. Seit dem 11. Juni vertreibt auch McDonalds den süßen Blasentee, versucht verlorenen Boden gutzumachen und unterbietet preislich die Konkurrenz teils deutlich. Auf einen Schlag sind so 850 neue Bubble Tea Konkurrenten in ganz Deutschland hinzugekommen: Alle McDonalds mit einem McCafé.
Bei soviel Erfolg ließen die kritischen Stimmen nicht lange auf sich warten. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte wies im Februar darauf hin, dass ein versehentliches Einatmen der Kugeln zu Lungenschäden führen kann. Für kleine Kinder, die ja eigentlich die ideale Zielgruppe für zuckerbasierte Köstlichkeiten sind, können die kleinen Kugeln also zur Gefahr werden. Deshalb weißt der Bubble Tea Laden in der Theaterstraße auf seinem Flyer darauf hin, dass Bubble Tea nichts für Kinder unter 5 Jahren ist.


Auch die Stiftung Warentest zeigt sich unzufrieden mit den durstlöschenden Fähigkeiten des Softdrinks und die ersten Krankenkassen warnen bereits. Schließlich stecken in einem halben Liter bis zu 90 Gramm Zucker. Vor allem die in Deutschland beliebten Sorten mit Früchtetee und den Popping Balls sind echte Kalorienbomben und voller künstlicher Aromen. Der nächste Trend ist also bereits absehbar: Bio Bubble Tea und zuckerreduzierte Varianten. Dann könnte man aber eigentlich seinen Tee auch wieder selber machen und das gesparte Geld in den nächsten Hirnfrost investieren.


Text und Foto: Steffen Nowak


Erschienen im Heft 07/12

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