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Hinter „anbb“ verbirgt sich zunächst nicht viel mehr als die Anfangsbuchstaben zweier Künstler, deren Wirken im Übergangsbereich zwischen bildender Kunst, Poetik, Pop und Avantgarde nicht mehr wegzudenken ist. „AN“ steht dabei für Alva Noto aka Carsten Nicolai und „BB“ für Blixa Bargeld. Beide auf ihre Art Impulsgeber beziehungsweise Impulsempfänger und Umgestalter.
Blixa Bargeld sang auf einer der Platten der Einstürzenden Neubauten „Das Lied schläft in der Maschine, (…).“ Mit Carsten Nicolai hat er nun den passenden Mitstreiter gefunden, um dieses Lied zu wecken. Nicolais Klangstrukturen sind nie Songs im klassischen Gewand, sondern eher geschichtete Geräusche. Ein Ansatz, der sich auch bei den Einstürzenden Neubauten finden lässt. Carsten Nicolai produziert Musik im Gegensatz zu den Neubauten aber auf anderen Wegen. Der Mensch ist bei ihm nicht unbedingt vorgesehen, genau wie die Klänge nicht auf herkömmlichen, verfremdeten oder selbstgebauten Instrumenten aufbauen, sondern am Rechner generiert werden. Zur „Maschinenmusik“ von Alva Noto kehrt mit Blixa Bargeld am Gesang gewissermaßen die menschliche Komponente zurück. Hier entstehen Reibungspunkte, Übergänge, Brüche und ein Band, welches die jeweils eigenen Arbeiten dieser beiden Künstler durchscheinen lässt und zusammenführt.
Passenderweise heißt die im September beim Chemnitzer Label Raster-Noton erscheinende LP „Mimikry“. Ob sie sich schon immer so ähnlich waren, oder erst im Prozess der Aufnahmen soweit annäherten, dass es für einen dritten wirkt, als wären sie sich schon immer so nah? Nun: Was lange währt, wird gut. Die im Jahre 2007 einsetzende Zusammenarbeit ist wirklich gut geworden. Die Frankfurter Rundschau jubelte gar, Bargeld habe „seine beste Platte seit Jahrzehnten aufgenommen.“
Ein Großteil der Aufnahmen entstanden dabei im alten Neubauten Studio. Carsten Nicolai arbeitete das erste Mal in einem Studio und meint rückblickend: „Bei der Zusammenarbeit mit Blixa war der Studiokontext sehr wichtig.
Die Möglichkeit den Klang erneut abzuspielen und ihn physisch zu spüren, wurde zu einem essentiellen Faktor.“ Für Blixa Bargeld ist es hingegen wichtig herauszustellen, dass sie bei den Aufnahmen viele natürliche Instrumente benutzten. „Die Musik wurde zu einer organischen Mischung aus akustischen Samples, Instrumenten und elektronischen Klängen. Wir benutzten eine große Menge an wirklichen Instrumenten, deshalb ist hier nicht nur computererzeugte Musik zu hören“
Vielleicht ist es diese für beide neue Herangehensweise und Herausforderung, welches das Endprodukt im jeweiligen Kontext dieser beiden Künstler so frisch und verwirrend zugleich klingen lässt. Mimikry ist weit mehr als nur ein Album für den Feuilletonteil und wer weiß, vielleicht schläft ja sogar wirklich ein Lied in allen Dingen.
erschienen im 371stadtmagazin 09/10,
Text: Chezz Foto: Presse Raster Noton