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Der Mann mit dem Stock

Felix Bender lässt aufhorchen

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Kein Frack aber ein Bart, so hätte man den ersten Kapellmeister der Chemnitzer Theater nicht unbedingt erkannt. Aber wenn er beginnt, über Musik zu sprechen, merkt man sofort, dass hier ein Enthusiast in seinem Element ist. Felix Bender ist seit fast zwei Jahren am Haus beschäftigt, vorwiegend als Dirigent, doch zu seinen Aufgaben gehört ein ganzer Rattenschwanz an Organisation und Vorbereitung. Aber Moment, Dirigenten sind doch die, die vor dem Orchester stehen und nur den Stock schwingen?

Felix Bender ist da geduldig und erklärt gern, was ein Dirigent so macht. Vor der Aufführung von Opern oder Sinfoniekonzerten stehen die Proben, die Stückbetreuung, alle Stimmen aus dem Graben und auf der Bühne zusammenzuführen. Und dann holt er die Partitur des Werther von Jules Massenet aus der Tasche. Ein etwa A3 großer 400-Seiten Wälzer in dem eine Vielstimmigkeit notiert ist, die einem gerademal Allemeineentchenspieler schwindelig vor Augen werden lässt. In dem Wälzer notierte sich Bender mit zahllosen farbigen Symbolen, wie er die Musik im Kopf hört – bevor es zu den Proben ging. Inzwischen hatte das Drame lyrique Premiere und die Kritiken waren dem Dirigenten sehr gewogen. „Beglückend ausmusiziert“ nannte das die Sächsische Zeitung etwa. Das lässt sich der nochnichteinmal 30-Jährige aber nicht unbedingt zu Kopf steigen. Kritiken nehme er gern wahr, aber am Ende sei es vor allem wichtig, dass das Publikum einen schönen Abend hatte.

Noch einen anderen Auftrag sieht Felix Bender bei seiner Arbeit: der Dirigent sei auch Diener des Komponisten. So viele Interessen und dazu die Vorstellungen des Regisseurs, hier ist eine Menge Kommunikationsarbeit gefragt. Zumal der junge Kapellmeister sich auch vor Dutzenden gestandener Orchestermusiker behaupten muss. Dabei kommt ihm vor allem natürlich seine Ausbildung zugute. Als Kind wollte er schon Dirigent werden, da setzte ihm einmal einer den Floh ins Ohr, dazu müsse er aber alle Instrumente spielen können. Danach, erzählt der Kapellmeister, war er eine Zeit lang sehr niedergeschlagen, sein Ziel in so weite Ferne gerückt zu sehen. Es entpuppte sich als Übertreibung. Kenntnis der Techniken und Spielweise sei wichtig, aber es reicht heute, dass aus Felix Bender ein guter Klavierspieler wurde. Bis zum Abi sang der Hallenser bereits im Thomanerchor, liebte Wagner und studierte schließlich Musik und Philosophie, bevor er in Weimar das Studium zum Dirigenten aufnahm. Am dortigen Theater begann sein Ein- und Aufstieg parallel zum Studium: Pianist, 2. Kapellmeister und schließlich nach dem Diplom das Engagement in Chemnitz. Ein Glücksgriff für das Haus, wie es scheint. Vor allem, wenn Felix Bender hier seine Energie und Ausstrahlung in die Musik des Orchesters hineindirigiert.

Text [&] Foto: Michael Chlebusch

Erschienen im Heft 03/16

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