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Man möchte meinen, Chemnitz entwickelt sich zur Kunststadt und das ganz ohne Kunsthochschule, Verwaltungsplan oder hippe Szene. Schon wieder hat eine Galerie hier ihr zu Hause gefunden: die alina Art Galerie im Künstlerhaus K40 in der Schönherrfabrik.
Die Galerie fügt sich perfekt ein in die raue Mischung aus Industriebrache und Feingeist und nutzt die weite Halle mit sparsamen Einbauten von Wänden und Lichtinstallation. Die konnte Galeriebetreiber Dirk Irmscher selbst vornehmen. Als Leiter seiner eigenen Firma ist er auch Fachmann für Innenausbau, hat unter anderem Teile der Schönherrfabrik saniert. Doch für ihn ist die Hinwendung zur Kunst und das Galeristendasein kein bloßes Hobby oder ein neuer Spleen. Kunst war schon immer seine Leidenschaft, sagt er, und seit er sein eigenes Geld verdiene, sammle er selbst. Irgendwann entschloss er sich, die Leidenschaft zum Beruf zu machen. Die Baubranche sei ein harter Markt mit gnadenlosen Preiskämpfen, erklärt er. Das macht auf Dauer kaputt. Auch wenn die Galeriearbeit erst einmal eine Doppelbelastung darstellt, ist das für ihn eine Arbeit, aus der er Kraft schöpft, die Kunst eine Flucht in die geistige Freiheit.
Galerieerfahrung konnte er vor zwei Jahren in Karlsbad sammeln. Dort baute er in der Innenstadt eine erste eigene Galerie auf. Beste Lage, großartige Räumlichkeiten und auch das Feedback internationaler Besucher war positiv – nur der Erfolg sollte ausbleiben. Tschechien fehle die Mittelschicht, resümiert Dirk Irmscher, bringe aber großartige Künstler hervor. Einer von ihnen ist Jan Gemrot, einer der beiden Künstler der Eröffnungsausstellung. Der Prager Student malt großformatig, bedeutungsschwer, formal realistisch, inhaltlich surreal. Er repräsentiert, wofür Galerist Dirk Irmscher schwärmt: ein großes handwerkliches Können mit gesellschaftlich tiefgründigen Inhalten. Gleiches gilt für den ebenfalls aktuell ausgestellten Dresdener Olaf Stoy, der mit oft lebensgroßen Porzellanplastiken beeindruckt. Solche Künstler will er fortan nach Chemnitz bringen, vor allem aus dem Ausland. Denn Chemnitzer in Chemnitz auszustellen, wo man sie schon kennt, das bringe ihm und auch der Szene nichts.
Bis Februar werden die Werke von Gemrot und Stoy noch zu sehen sein, Freitag und Samstag von 13 bis 16 Uhr oder nach Vereinbarung. Am liebsten führt Dirk Irmscher seine Gäste dann selbst durch die Galerie. Aber Vorsicht, die Begeisterung für seine Künstler wirkt ansteckend.
Text [&] Foto: Michael Chlebusch
Erschienen im Heft 01/14